Unterhaltung dringend gesucht: Während bei Promi-Trash-Formaten die Fetzen fliegen, regiert bei den Laien-Darstellern von "Paradise Hotel" auch in Folge vier weitgehende Gagalosigkeit. Inzwischen ist sogar die Wahrscheinlichkeit, dass Yücel endlich ein Hemd anzieht, grösser, als dass hier irgendeine Spannung aufkommt. Selbst Andis Altherrenspruch kommt eher halbherzig daher.
Jetzt aber, denkt sich der Trash-TV-Fan in dieser an Trash-TV so armen Zeit. Jetzt aber muss es doch endlich losgehen bei "Paradise Hotel". Okay, Hoffnungsträger Tobi ist nicht mehr dabei, aber es gibt doch noch Penis-Tattoo-Träger David. Und ausserdem noch Tuncay und Yücel, die drei lustigen Zwei.
Die beiden eineiigen Zwillinge mit den unkontrolliert zuckenden Brustmuskeln unter den nicht vorhandenen Hemden hat RTL doch nicht aus Spass gecastet. Da steckt doch eine Erwartungshaltung dahinter!
Und weil sich auch die Damen maximal zurückgehalten haben, ist die Darbietung unserer Paradies-Hoteleristen bislang eine einzige Trash-TV-Dienstverweigerung. Wann also, wenn nicht jetzt, wollen die Herren und Damen endlich mal loslegen? Haben die denn gar keine Ehre?
Den Herrschaften von RTL scheint der Trübe-Tassen-Tango aber noch nicht aufgefallen zu sein, denn, so viel sei verraten, auch in Folge vier unternimmt man nichts, um die müde Meute munter zu machen.
Stattdessen muss erst einmal der lose Handlungsfaden aus Folge drei fertig geknüpft werden. Dort stand noch die "Paarzeremonie", also die Hinauswahl einer Kandidatin, aus. Ein Exodus interruptus, wenn man so will. Das will man nun in Folge vier durchziehen und so müssen sich nun die beiden Neuen, Nikita und Evelina, jeweils einen Herren für die Nacht aussuchen.
Die dadurch partnerlos gewordenen Damen, in diesem Fall Julia und Cheyenne, müssen dann zusammen ins Single-Zimmer ziehen. So weit, so unspektakulär.
Yücel macht Chelly fiese Vorwürfe
Am nächsten Morgen wagt dann ein kleines Grüppchen um David doch noch einen ersten Trash-TV-Versuch: Sie lästern über Chelly, denn die redet ihnen erstens zu viel und zweitens zu viel Uninteressantes. Davids Zwischenfazit: "Sie soll raus!".
Auch an Michelle, seiner Zimmergenossin, hat David etwas auszusetzen, denn am Vorabend sei sie zu penetrant gewesen. Das war's aber auch schon an Prekärem, den Rest des Tages versuchen die Damen, sich für die "Paarzeremonie" in Stellung zu bringen und ihre Chancen auszuloten.
Hier kann Chelly offenkundig nicht zwischen Wahrheit und Gelogenem unterscheiden. Als sie Yücel erklärt, dass sie sich bei der "Paarzeremonie" hinter ihn stellen werde, erklärt der Zwilling, sie dann auch auszuwählen: "Da brauchst du dir keine Sorgen machen, sag ich dir jetzt schon. Du bist die Einzige, deswegen mach dir da mal keinen Kopf!" Später dann, in anderer Runde, widerruft Yücel seine Zusage und wirft Chelly Leichtgläubigkeit und Manipulation vor.
Doch bevor sich aus der angespannten Lage ein Trash-TV-tauglicher Streit entwickeln kann, erinnert RTL den Zuschauer daran, dass es einen Grund gab, warum Cheyenne und Julia die Nacht im Single-Zimmer verbringen mussten.
Die beiden müssen jetzt in Spielen gegeneinander antreten, die Julia mit einem "Hallo? Mega peinlich" recht treffend umschreibt. Wasser mit einem Schwamm transportieren und Gegenstände mit der Zunge ertasten. Nicht lustig? Genau.
Kein Promi-Status: "Paradise Hotel"-Kandidaten lecken am Schwamm
Hier offenbart sich eine Zweiklassengesellschaft bei RTL. Während in Promi-Trash-Formaten selbst bei den dusseligsten Spielen gross aufgefahren wird, müssen die Kandidaten bei "Paradise Hotel" an einem Schwamm lecken.
Ganz offensichtlich hat sich RTL vorgenommen, die Show mit dem kleinstmöglichen Budget über die Bühne zu bringen. Dem Ruf einer Trash-TV-Sendung wird das jedenfalls nicht gerecht, da hilft auch Andis, eine Spur zu anzüglicher, Altherrenspruch nicht: "Los Mädels, raus mit der Zunge!" Wie auch immer, Cheyenne gewinnt und ist damit am Abend vor einer Abwahl geschützt.
In dieser Konstellation geht es dann also zur "Paarzeremonie", die David mit einem Hinweis zu Chellys Garderobe einläutet: "Das rote Kleid, das war irgendwie wie in einem Gruselfilm." Sie wird von diesem Kompliment zwar erst bei der Ausstrahlung erfahren, aber die Nackenschläge sollten für Chelly noch nicht zu Ende sein.
Evelina stellt sich nämlich hinter Yücel und rollt damit quasi ihr Handtuch auf Chellys bisherigem Partner aus. Doch die zeigt sich kämpferisch und gesellt sich sogleich dazu, so dass sich Yücel nun zwischen den beiden entscheiden muss. Das macht er auch, doch anders, als er Chelly angekündigt hatte, nimmt er Evelina.
Unterhaltungstechnisch wenig geboten
Was nun folgt, legt die Konzeptionsschwäche von "Paradise Hotel" offen. Denn Chelly hat zwar wegen Yücels Entscheidung eine amtliche Krawatte, doch weil sie sofort gehen muss, hat der Zuschauer unterhaltungstechnisch nichts von diesem Groll.
Chelly kann Yücels Wortbruch lediglich mit einer unterlassenen Verabschiedung bestrafen. "Man hat schon diese Aggression bei ihr gemerkt", erklärt David dankenswerterweise allen, die nicht dabei gewesen sind. Man darf gespannt sein, was die Kandidaten in der nächsten Folge alles nicht machen werden.
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