In nur 60 Minuten als Münchner Gastermittler Gisbert Engelhardt erregte Fabian Hinrichs vor einem Jahr mehr öffentliche Aufmerksamkeit als mancher Sonntagabendermittler in einer ganzen TV-Karriere. Presse und Soziale Medien waren von der herrlich nervtötenden Type begeistert, die den "Tatort" mit bohrendem Blick und seltsamem Rede-Duktus aus dem Trott kickte. Den jüngsten Brandenburger "Polizeiruf 110: Wolfsland" veredelt der Ausnahmeschauspieler mit einer abermals eindrucksvollen Gastrolle.

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Als stoischer Wolfsbeobachter und militanter Tierfreund unter Mordverdacht beeindruckt Fabian Hinrichs, der als "Tatort"-Gastermittler Gisbert Engelhardt im Münchner Tatort bekannt wurde, im Brandenburger "Polizeiruf 110: Wolfsland". Gut, dass eine Charismatikerin wie Maria Simon im Brandenburgischen als Olga Lenski ermittelt. Sonst hätte der Episodenstar der "Polizeiruf 110"-Kommissarin doch glatt die Show gestohlen.

Worum geht's hier eigentlich?

Um Mord natürlich, wie der staatlich bezahlte Wolfsbeobachter Stefan Waldner (Hinrichs) insistiert. Genauer: um den "Mord" an einem Wolf aus dem Rudel, das sich ins verschlafene Brandenburger Örtchen Kaskow verirrt hat. Das ist nicht das Metier der Kriminalkommissarin Olga Lenski. Der örtliche Veterinär, der von einer bärbeissigen Schlossherrin mit der Tötung des Alphatiers beauftragt war, wird erschlagen am Waldrand gefunden. Schnell stellt sich die wegweisende Frage: Hat der militante Tierliebhaber Waldner den Wolfsmord gerächt?

Wie nervenzerfetzend ist die Spannung?

Wie üblich im Brandenburger "Polizeiruf 110" müssen sich Bluthochdruckpatienten keine grösseren Sorgen machen. Und das nicht zwingend ein Makel. Der Regisseur Ed Herzog legte nach eigenem Drehbuch (mit Rainer Butt) viel Wert auf staubige Atmosphäre und ein karges Ambiente, das auch einem Western gut zu Gesicht gestanden hätte.

Ergibt das alles Sinn?

Am Ende wird mal wieder die jüngere deutsch-deutsche Geschichte herbeizitiert: Stefan Waldner, der Lonesome Stranger, ist gar kein Fremder in Kaskow. Er verbrachte seine Kindheit in dem verschlafenen Nest, ehe man seine Eltern an die Stasi denunzierte. Dass es ihn bei der Verfolgung eines Wolfsrudels unfreiwillig in die verhasste Heimat verschlagen hat, mag ein bisschen weit hergeholt sein. Dass es im Osten noch viel ungesühntes Unrecht aus den DDR-Tagen gibt, glaubt man aber sofort.

Braucht man das Drumherum?

Absolut. Die Macher des Brandenburger "Polizeiruf 110" haben spätestens seit dem Amtsantritt von Maria Simon als Kommissarin Olga Lenski begriffen, wie man aus der Strukturschwäche einen Vorteil gewinnt. Die Entvölkerung der verblühten Landstriche wird hier nicht nur stimmungsvoll in Szene gesetzt, sondern auch schön ironisch kommentiert: In der Zwischendecke des Potsdamer Kommissariats hat sich ein Waschbär eingenistet, der nicht zu vertreiben ist. Ein bizarrer Triumph der Natur.

Würde man diese Kommissarin im Notfall rufen?

Bei aller Liebe für die verehrte Maria Simon: eher nein. Die spröde Ermittlerin Olga Lenski ist eine Frau mit feinen Antennen, aber eingeschränkter Tatkraft. Die Eskalation der Gewalt kann sie nur mitansehen, nicht stoppen. Bei der eigenartigen Passivität, die sie diesmal an den Tag legt, auch kein Wunder.

Wie fies sind die Verbrecher?

Die fieseste Type sieht man selbstgefällig auf seiner Veranda sitzen - von Reue über den Verrat an seinem alten Schulkameraden keine Spur. Gerne würde man sehen, wie er in Handschellen abgeführt wird, aber die naheliegenden Personen sind nun mal oft nicht die Mörder.

Muss man das sehen?

Durchaus. Der "Polizeiruf 110: Wolfsland" überzeugt als lakonischer Krimi-Western mit beeindruckenden Aufnahmen der titelgebenden Vierbeiner. Zudem verkürzt er die Wartezeit, bis man Fabian Hinrichs erneut in einem Sonntagskrimi zu Gesicht bekommt. Wenn er sich als neuer Franken-Kommissar nichts zu Schulden kommen und sich nicht gleich wieder ermorden lässt, hat man sogar regelmässig das Vergnügen.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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