"Promi Big Brother" geht steil: Wer hätte das gedacht? Die Sat.1-Show fuhr am Donnerstagabend die bisher beste Quote dieser Staffel ein. Vergangenes Jahr hatte die erste Staffel noch mit massiven Zuschauereinbussen zu kämpfen. Warum "Promi Big Brother" in diesem Jahr besser und erfolgreicher ist – und trotzdem noch Luft nach oben hat.

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Halbzeit. Vor einer Woche zogen zwölf Kandidaten in den "Promi Big Brother"-Container ein. In einer Woche geht die Show zu Ende. Heute wählen die Zuschauer erstmals einen der Teilnehmer aus dem Haus. Wenn es nach unseren Usern geht, trifft es Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe. Er wurde von Ihnen zur nervigsten Person im Container gewählt, knapp gefolgt von Ronald Barnabas Schill und Michael Wendler.

Das Konzept von "Big Brother" erlebt indes einen zweiten Frühling. 2011 als Show mit unbekannten Teilnehmern bei RTL 2 abgesetzt, ist das Promi-Format auf Sat.1 überraschend erfolgreich. Mit einem Marktanteil von 22,4 Prozent und 1,68 Millionen Zuschauern in der Zielgruppe (14 bis 49 Jahre) war gestern der erfolgreichste Tag dieser Staffel.

Sat.1 hat "Promi Big Brother" erfolgreich wiederbelebt. Vergangenes Jahr dümpelte die Show ereignisarm vor sich hin. Kurz-Auftritte von internationalen Stars wie David Hasselhoff oder Pamela Anderson erweckten das Zuschauerinteresse nur kurzzeitig.

Rauswurf von Oliver Pocher tat "Promi Big Brother" gut

Der wichtigste Schritt des Senders, um "Promi Big Brother" neues Leben einzuhauchen, war der Moderatorenwechsel. Sat.1 warf Oliver Pocher raus und degradierte Cindy aus Marzahn in die Webshow mit lediglich kurzen Gastauftritten im TV. Die beiden bildeten in der ersten Staffel das Moderatoren-Duo aus der Hölle.

Es war grausam anzusehen, wie sie die Show niedermoderierten. Pocher und Cindy versuchten, sich die Bälle gegenseitig zuzuspielen – und droschen sie mit Wucht ins eigene Tor. Die Witze waren schal, wirkten konstruiert. Bei vielen Wortduellen war dem Zuschauer nicht zum Lachen, sondern zum Fremdschämen zumute - so unharmonisch agierte das Duo vor der Kamera. Wie um die Peinlichkeit zu kaschieren, giggelte Pocher nach fast jedem Witz seiner Kollegin wie ein Schuljunge vor sich hin. Das mag vor ein paar Jahren noch charmant und süss gewesen sein. Pocher ist nun aber auch schon 36 Jahre alt.

Jochen Schropp, der Daniel Hartwich des Containers

Der neue Moderator Jochen Schropp macht seinen Job um einiges besser. Sat.1 hat hier wohl versucht, einen zweiten Daniel Hartwich (Moderator des Dschungelcamps von RTL) ins Rennen zu schicken. Schropp ist wie Hartwich ein junger, hübscher Kerl, schlank mit Drei-Tage-Bart. Kategorie: Schwiegermutters Liebling. Doch auch er hat eine spitzbübische, schelmenhafte Seite. So kommentiert er zynisch das Container-Schicksal der Bewohner. Die "bösen, bösen" Zuschauer sollten sich "schämen", dass sie die "arme" Janina wieder in den Keller schicken: "Pfui!" Und Schropp grinst dabei.

Was ihm aber fehlt, ist ein Alleinstellungsmerkmal. Zu sehr orientiert er sich an Hartwichs Stil. Eine gute Kopie des Originals funktioniert zwar diese Staffel, in der nächsten könnte sich die Masche aber abgenutzt haben. Ausserdem merkt man Schropp an, dass "Promi Big Brother" seine erste grosse Moderations-Aufgabe ist. Anfangs wirkte er nervös, seine Gags zum Teil einstudiert. Im Laufe der Woche hat er sich aber gefangen.

Die Zugkraft der Kandidaten spielt im Übrigen nur eine Nebenrolle. Dieses Jahr sind Claudia Effenberg oder Michael Wendler wohl die die bekanntesten Promis im Container. Vergangenes Jahr nahmen unter anderem David Hasselhoff oder Jenny Elvers-Elbertzhagen an der Show teil. Insgesamt war die erste Staffel sogar etwas prominenter besetzt - doch für die Quoten hatte das keine Auswirkungen.

"Promi Big Brother" orientiert sich am Dschungelcamp

Die zweite Staffel "Promi Big Brother" hat sich in vielerlei Hinsicht Elemente des Trash-Show-Giganten "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" abgeschaut. In der ersten Staffel wohnten alle Bewohner in einem Containerbereich. Das Alltagsgeschehen plätscherte mühevoll vor sich hin. Der Luxus- und Armenbereich brachte jetzt mehr Zündstoff in die Show.

Die bewährten Ekelelemente des Dschungelcamps bekommen nun ihren Platz bei "Promi Big Brother". Der untere Wohnbereich ist dreckig, die Klamotten der Bewohner wurden bereits von Fremden getragen. Dazu bekommen die Keller-Promis nur dürftig zu essen. Täglich Fenchel, Kohlrabi und Tofu: Auch das erinnert stark an den Essensentzug im Dschungelcamp.

Was Sat.1 mit diesen Änderungen bezweckt, ist klar: Die Teilnehmer sitzen zusammengepfercht und isoliert in einem kleinen, dreckigen Raum ohne Fenster. Sie sind hungrig, magern ab und werden immer gereizter. "Promi Big Brother" setzt also auf Altbewährtes: Zoff, Zickereien und nackte Haut. Schliesslich gibt es im Container in Janina Youssefian, Ex-Pornosternchen Mia Magma und Ronald Schill drei äusserst zeigefreudige Bewohner.

Scheitert die Wiederbelebung trotzdem bald?

Das Rad erfindet die Show trotzdem nicht neu. Auch die Konfrontation lüsternder Alter (Hubert Kah oder Ronald Schill) und schockierte, junge Dame (Ela Tas) hat man schon öfter gesehen. "Big Brother" hat seit seiner Erstausstrahlung 2000 auch schon 14 Jahre auf dem Buckel. Gut möglich, dass sich dieses Showkonzept auch trotz seiner Wiederbelebung mit Prominenten bald wieder abgenutzt hat.

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