Am zwölften Trash-Wellnesstag in der Wohngemeinschaft der Karriereasketen ist die Nation bereits am Vormittag elektrisiert. Unverhofft fluten Boulevardpresse-Pushnachrichten Handydisplays, Eilmeldungs-Bauchbinden und Kommentarspalten: Notarzteinsatz bei "Promi Big Brother".

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Schnell sickert durch: Elena Miras hat den Container aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Am Vorabend hatte sie nach einer heftig nachdiskutierten öffentlichen Nominierungsrunde noch bis spät in die Nacht diverse Verbalscharmützel ausgetragen und dabei reichlich Showtränen vergossen, von einer körperlichen Unpässlichkeit war da allerdings noch nichts zu spüren.

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Was exakt vorgefallen ist und aus welchem Grund der Notarzteinsatz für Elena Miras notwendig wurde, darüber hat PBB-Lizenznehmer Sat.1 den berühmten Mantel des Schweigens gehüllt. Den kurz spontanschockierten Zuschauern verrät das Moderations-Duo Jochen Schropp und Marlene Lufen aber zumindest, dass es Elena bereits wieder gut geht, aber Big Brother die Sorgfaltspflicht für seine Kandidaten sehr ernst nimmt und Elena daher nicht in die gerne als TV-Knast bezeichnete Zweiraumwohnung mit Innenhof zurückkehren wird.

Mimi Fiedler über Miras-Abgang: "Bin sehr erleichtert, das ist besser so!"

Als auch die Bewohner die Nachricht von Elenas gesundheitlicher Demission erfahren, sind alle überrascht, aber nicht erschüttert oder fassungslos. Im Gegenteil. Leyla Lahouar scheint befreit und selbst Mimi Fiedler, die in den vergangenen Tagen regelmässig beruhigende Einzelgespräche mit Elena geführt hat, scheint den Miras-Abgang als eine Art Befreiung zu sehen: "Ich bin sehr erleichtert, das ist besser so!"

Die Telepromter-Avantgarde aus Jochen Schropp und Marlene Lufen hat sich derweil offenbar für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihre Moderationskarrieren abrupt enden würden, ein zweites berufliches Standbein erarbeitet und erfolgreich ein Psychologie-Fernstudium absolviert. Anders ist kaum zu erklären, warum sie minutenlang darüber spekulieren, was die Subtraktion von Elena Miras für Auswirkungen auf die Container-Dynamik haben könnte. Eine überraschend beliebte These lautet: Als Elena noch da war, hat sie die eigentümliche Dreier-Situation zwischen ihr, Mike Heiter und Leyla durch ihr stets lautes, exaltiertes und dominierendes Verhalten überschattet. Jetzt, wo sie weg ist, liegt der Fokus plötzlich mehr auf Mike und Leyla. Nun, so die Schropp/Lufen-Hypothese, könnten die übrigen PBB-Kandidaten den Eindruck bekommen, die beiden hätten womöglich einen Vorteil, weil sie sich gegenseitig schützen und strategisch nominieren können.

Der Grossteil der 12. Ausgabe der 2024er PBB-Edition besteht naturgemäss aus einer Dokumentation des Vortags, an dem Elena Miras logischerweise noch zum Container-Personal gehörte. Entsprechend signifikant taucht sie in den Rückschauen auf. Zunächst aber klärt Leyla ihr Zuschauer-Auditorium aus Alida Kurras, Matze Höhn und Mimi Fiedler darüber auf, wie gut ihr die aktuelle Gesprächstherapie gefällt: "Ich brauche das auch mal, dass ich mit euch rede und nicht nur mit meinem Kopf. Das mache ich hier so oft, darum ist mein Kopf auch grösser geworden!" In einem Anflug satirischen Comedy-Talents kommentiert Alida: "Ja, da ist so viel drin!" Also, in Leylas Kopf. Absolutes Gag-Gold.

Egal, andere Frage: Es erscheint mir logisch und wahrscheinlich, dass Reality-TV-Stars sich regelmässig bestimmte Körperteile vermessen. Die Hüfte beispielsweise oder den Bizeps. Leyla jedoch gibt mir Rätsel auf: Was soll das heissen, ihr Kopf ist jetzt grösser? Misst die täglich ihren Kopfumfang?

Abstimmung: Wer hat am wenigsten Rückgrat?

Um die im Überfluss vorhandene Lagerlangeweile zu bekämpfen, schickt Sat.1 die Kandidaten anschliessend in eine Abstimmung darüber, welcher Kandidat über am wenigsten Rückgrat verfügt. Und da fängt ja das Dilemma bereits an, denn Leyla spricht aus, was offenbar einige im Container beschäftigt: "Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht, was Rückgrat ist!" Würde man ihr jetzt erläutern, dass Rückgrat ein Fahrrad ist, mit dem man nicht nur vorwärtsfahren kann, wäre das für sie eine völlig nachvollziehbare Definition.

Zwischendurch erledigt Mimi noch den Frühjahrsputz der Kommunikationskritik. Zunächst stellt sie Leyla und eröffnet ihr, dass sie sich bei der offenen Nominierung im Ton vergriffen hat. Die ist sich allerdings keiner Schuld bewusst: "Was erwartest du denn? Dass wir hier alle händchenhaltend in die Arena marschieren? Ich sage halt, was ich denke. Soll ich jetzt noch Blumen drum rum schmücken?"

Anschliessend schnappt Mimi sich auch noch Leylas Konterpart Elena: "Du hast über Daniel gesagt, er ist irrelevant, das ist ekelhaft!" Da ist aber bei Zen-Buddhistin Elena die Freundschaft ganz schnell beendet: "Ich lasse mir von einer Mimi nicht alles sagen und gefallen!" Die hadert noch einige Stunden mit dem unerklärlichen Drang zur kompletten Überdramatisierung. Vor allem nicht bei so jungen Leuten: "Die Mädels könnten hier alle meine Töchter sein!"

Mike im grössten Verhaltensdilemma

Warum Leyla derweil einem Nervenzusammenbruch näher scheint als dem Sieg, ist für den neutralen Beobachter nicht eruierbar. Alida Kurras hingegen hat eine Vermutung: "Ich glaube, in Leyla war der Wunsch, dass Mike sich auch gegen Elena positioniert!" Die andererseits hatte in der Nominierung-Zeremonie freimütig einen anderen Grund genannt: "Ich möchte mit Menschen, die intrigieren nichts zu tun haben!" Matze verrät sie später: "Ich weiss, Mike ist in einer schwierigen Situation hier drin, aber ich hätte mir das schon gewünscht!"

Mike dagegen befindet sich im grössten Verhaltensdilemma, seit er damals ungeschützten Beischlaf mit Elena Miras hatte und sie dabei schwanger wurde: "Ich will nicht gegen Elena schiessen, ich sehe sie in Verbindung mit meiner Tochter!" Aus diesem Grundsatz entwickelt sich in der Realpolitik allerdings eine weitere Komplexität: "Ich weiss nicht, wie ich reagieren kann, ohne so weit zu scheissen, dass es böse endet!" Ein wunderbarer Satz. Auch hervorragend geeignet als Titel für die Memoiren von Mike Heiter. Der ist mit all diesen Gedanken nicht nur inhaltlich, sondern auch quantitativ überfordert: "Ich denke so viel, da entsteht ein neues Universum!" Mike Heiter hat also, was die Gesamtheit von Raum, Zeit und aller Materie und Energie darin angeht, bereits ein Denkvolumen erreicht, das mehr als 93 Milliarden Lichtjahre im Durchmesser übersteigt. Das ist nämlich die Grösse unseres aktuellen Universums. Da soll noch mal jemand sagen, beim Reality-TV lernt man nichts.

Bei so viel Denkvermögen ist es nicht verwunderlich, dass Mike früher oder später auf eine adäquate Lösung kommt. Stolz präsentiert er demnach auch sein Fazit: "Ich muss gucken, wo die Waage ist!" Bei mir beispielsweise steht sie unter dem Schminktisch, aber das nur am Rande. Ebenfalls auf der Suche nach einer Waage ist Leyla Lahouar. Sie wägt allerdings nicht ab, wen man unterstützt (da ist für sie ohnehin jeder Kandidat suspekt, der das nicht bedingungslos bei ihr tut), sondern ob es sich noch lohnt, sich diesem Mike-Leyla-Elena-Eskalationsdreieck weiterhin auszuliefern. Schluchzend am Boden des Badezimmers kauernd verrät sie Mike daher: "Ich glaube, ich gehe. Vor allem, wenn ich hier als Hexe dargestellt werde!" Wer genau sie als Hexe bezeichnet hat, lässt sie offen. Eine direkte Kritik an Mike selbst fehlt aber in ihrer Opfer-Inszenierung ebenfalls nicht: "Ich glaube, dass du mich quälst, weil du jemand anderen nicht verletzen willst!"

Von dieser Stringenz der Märtyrer-Wucht sichtlich überrascht, gibt Mike anschliessend lediglich zu Protokoll: "Wir haben eine Tochter und da will ich mich nicht mit ihr streiten!" Was, mal unter uns gesagt, eigentlich ein sogenannter No-Brainer ist. Welches Elternteil, das noch alle Latten halbwegs beieinander hat, würde zulassen, dass die eigene Tochter hilflos am TV mit ansehen muss, wie ihre Mama fortlaufend von ihrem Papa attackiert wird. Ein gordischer Knoten, den selbst Universumsdenker Mike nicht lösen kann: "Fühlt sich scheisse an, wenn ich sehe, wie Leyla weint, aber ich kann die Situation nicht ändern!"

Matze Höhn ist Team Leyla

Leyla sucht nach diesem wenig erbaulichen Gedankenaustausch einen Ausweg aus dem Mike-Heiter-Denkuniversum, der nicht ihren freiwilligen Abgang aus dem Wettbewerb bedeutet. Also probiert sie es umfangreich mit hingebungsvollen Stütz-Kuschel-Momente mit Mimi. Aber auch Chefdiplomat Matze Höhn zählt eindeutig zu Team Leyla und arbeitet an einer versöhnlichen Lösung am Verhandlungstisch mit Mike: "Sie will nur das Beste für dich, das merkt man!"

Mike zweifelt daran nicht, steht aber zu einer Aussage, überzeugt davon zu sein, ihn träfe aktuell keine Schuld. Sondern alle anderen. Wie etwa die Raum-, Personal- und Zeitverteilung im Container: "Man ist doch normalerweise nicht mit seinem Ex-Partner 24/7 in einem Raum!" Dem stimmt auch Matze zu und ergänzt: "Elena macht es dir auch nicht einfach!" Ebenfalls nicht einfach hat es Leyla. Sie weiss sogar etwas detaillierter als pauschal "Elena", warum da so ist: "Dieses Rosige, was ich dachte, was es ist, ist es halt nicht mehr, wenn man hier raus ist!"

Mimi fehlt Sex

Probleme ganz anderer Art hat Mimi. Fröhlich auf Kopulationskultur-Kurs laufend verblüfft Küroblauf Attachée Mimi das Auditorium mit einem Schäferstündchen-Bekenntnis: "Wisst ihr, wie lange ich schon nicht gebumst hab?!" Zu einer konkreten Schätzantwort kann sich jedoch niemand im Container-Wohnzimmer durchringen. Mimi löst daher selbst auf: "Es ist jetzt echt akut!" Anschliessend wird ihr bewusst, dass sie gerade einer gesamten Nation von ihrer Kohabitations-Sehnsucht berichtet hat und resümiert: "Meine armen Eltern!"

Ins allabendliche Nominierungs-Duell schickt Max dann Alida und Leyla. Sehr zur Freude der Moderations-Musicaldarsteller Schropp/Lufen. Beide sind von Mimis Intimverkehr-Vermissung und insbesondere der Vokabel "bumsen" so angetan, dass sie minutenlang gängige Popklassiker um das Wort "bumsen" ergänzen und unangekündigt, ohne Triggerwarnung und Aufforderung, sich zu Hause an den Bildschirmen kurz Kopfhörer aufzusetzen oder den Ton zu muten, a cappella vortragen. Darunter Kreativklassiker wie "Circle of Bums". Spätestens bei "I've got the time of my Bums" sind sowohl die Karrieren von Jochen Schropp und Marlene Lufen, als auch die romantische Erinnerung an den Film "Dirty Dancing" offiziell beendet. Das hätte man auch nicht für möglich gehalten, dass man sich mal Cathy Hummels und Sophia Thomalla als "Promi Big Brother"-Moderationsduo wünscht. Nicht, dass die beiden die besseren TV-Ansager wären, aber wenigstens haben beide nie gesungen.

Stichwort singen: Seit 12 Tagen zeigt Sat.1 in jeder Werbepause etwa dreimal einen Kaufanimierclip zu Yvonne Catterfelds neuem Album. Wenn die Staffel am Montag beendet ist, werde ich Yvonne Catterfeld netto länger gesehen haben als Oliver Wnuk und Wayne Carpendale zusammen. Zum Glück ist dann wieder Nominierungs-Hausparty und die Mitbewohner-Clique entscheidet sich wie folgt:

  • Alida wählt Sarah, weil sie eine akute Doppelmoralitis diagnostiziert hat: "Bei dem einen findet sie es okay,
  • Sarah Wagner wählt Jochen Horst, weil sie glaubt, dass sie gegen Jochen eine gute Chance hätte
  • Matze wählt Jochen Horst, weil er am wenigsten mit ihm gemeinsam hat
  • Mike wählt Jochen Horst, "wegen die Sache mit gestern"
  • Mimi wählt Max, weil sie "absolutes Vertrauen hat, dass alle für Max anrufen" und "ein Riesen-Fan" ist
  • Max wählt Mimi, weil "sie sich in Sachen einmischt, die sie nichts angehen"
  • Leyla wählt Sarah, weil "sie von der Menge her eine ähnliche Community hat, wie ich und es mich interessiert, wer sich da durchsetzt"
  • Jochen wählt Mimi, weil sie "gesagt hat, dass sie gerne nach Hause möchte"

Somit sind Leyla, Jochen Horst, Sarah und Mimi nominiert. Big Brother verkündet zunächst, wer die meisten Anrufe erhalten hat und somit bleiben darf. Als Erstes ist das Leyla. Danach wird Jochen erlöst. Mimi und Sarah bekommen einen 24-Stunden-Bonus und dürfen sich bewähren, bis eine von beiden gehen wird. Wer das sein wird, das analysiere ich hier dann morgen. Bis dann!

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