Der elfte Tag bei "Promi Big Brother", dem Durchlauferhitzer für gescheiterte Entertainment-Karrieren, beginnt überraschend lyrisch. Der mit seinen strikt zu befolgenden Anweisungen den Container diktaturähnlich steuernde Big Brother ist über Nacht offenbar in einen Kessel mit martialischen Wandbildern aus dem Möbeldiscounter gefallen und überfällt die schockverwirrten D-Promis mit agonaler Discounter-Philosophie: "Am Ende richtet jeder selbst darüber, wie treu er sich geblieben ist, am Tag der Abrechnung!"

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das WG-Ensemble reagiert verhalten. Nach tagelanger Zoten-Olympiade, Läster-Festspielen und hygieneunsicherer Versorgungssituation ist man auf Competition-Aphorismen vom Wühltisch der Lebensweisheiten nicht vorbereitet.

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Den ersten stimmungskillenden Brandsatz zündet Big Brother dann auch bereits nach knapp sieben Minuten: Jochen Horst bekommt im Späti die Chance, den gruppenrelevanten Abendeinkauf für das aufgrund der tagesüblichen Nulldiät vollkommen ausgehungerte Staraufgebot im Trash-Wohnzimmer gegen eine grüne und eine rote Medaille zu tauschen. Grün steht wie immer für Nominierungsschutz, Rot für Exit-Liste. Ohne jegliche Bedenkzeit geht Jochen auf das unmoralische Angebot ein. Das hat drei entscheidende Auswirkungen auf die unmittelbare Zukunft im Container:

1. Es gibt kein Abendessen.

2. Jochen Horst schützt sich per Selbstverleihung der grünen Medaille vor der Nominierung.

3. Leyla Lahouar wird von Jochen mit der roten Medaille beehrt und ist somit die erste Kandidatin auf der Exit-Liste.

Nicht unbedingt eine Ausgangslage, aus der sich ultraharmonische Friede-Freude-Eierkuchen-Momente ableiten werden. Vor allem, da es statt Eierkuchen oder wenigstens Pasta mit Ketchup absolut gar keine Möglichkeiten geben wird, den unerträglichen Hunger zu stillen. Zehn Kandidaten ganz tief im Kalorien-Dispo, aber Jochen Horst ist das eigene Weiterkommen und die Annullierung von Leylas Aufenthaltsgenehmigung wichtiger als das leibliche Wohl seiner Mitstreiter.

Essen weg, Freundin weg?

Das Auditorium nimmt die von Jochen Horsts Egoismus zwangsverordnete Fastenkur unterschiedlich auf. Elena Miras zeigt Verständnis, denn sie ahnt natürlich, dass die Plakette des drohenden Abschieds an Leyla vergeben werden wird. Nach etwa einer Viertelstunde hat auch Container-Poet Mike Heiter eins und eins zusammengezählt. Stolz resümiert er: "Datt heisst heute kein Essen, wa?"

Kurz darauf wird es für Mike noch dramatischer. Als Jochen Horst die Nominierungs-Medaille feierlich an Leyla Lahouar übergibt, wird ihm klar: Für ihn könnte es heute Abend nicht nur heissen: kein Essen, sondern möglicherweise auch: keine Leyla mehr. Essen weg, Freundin weg. Wenn er sich dann auch noch wieder verstärkt mit seiner Ex-Freundin zeigt, ist Mike Heiter endgültig der Oliver Pocher der "Love Island"-Absolventen.

Einmal in Fahrt, ist der Mike Heiter Entertainment-Zug nicht mehr zu stoppen. Über die vergangene Nacht, die der Grossteil der Kandidaten nach einer drastischen Disziplinarstrafe ohne Matratze auf dem Boden verbringen musste, fasst er zusammen: "Ja, war schon richtig hart, aber ich sach auch so - die Harten komm nur in Garten!" Und da sind die Harten noch gut bei weggekommen. ich habe nämlich sogar schon mal gehört: Nichts Gekochtes wird so gegessen, wie es heiss ist.

Noch kultivierter geht es nur noch bei Leyla-Hasser Jochen Horst zu. Der Methusalem des Containers gerät in ein pseudogehaltvolles Trivial-Fieber und sinniert gedankenverloren den Rest des Tages über die Vergänglichkeit des Lebens: "Älter werden ist nicht einfach, es ist ein Projekt, das man angehen muss!" Um die unumgängliche Reise ins eigene Verwelken auch optisch zu untermauern, trägt Horst diese lebenslimitierenden Premiumgedanken mit bis zum Bauchnabel heruntergezogenem Hoodie-Reissverschluss vor.

Max Kruse hat Hämorrhoiden

Um die Diskursqualität schnell wieder auf Vortagsniveau runterzuziehen, beginnt Max Kruse seinen täglichen TED-Talk über sein Leben. Thema heute: Arteriovenöse Gefässpolster, die ringförmig unter der Enddarmschleimhaut angelegt sind und dem Feinverschluss des Anus dienen und variköse Erweiterungen der Venen des Enddarms im Bereich der Schliessmuskeln des Afters. Oder wie Proktologe Max Kruse sagt: "Mir ist es eben aus allen Löchern rausgeschossen, ich habe nämlich Hämorrhoiden!"

Seine intelligenzplatonischen Beisitzer Mike Heiter und Matze Höhn sind sofort alarmiert: "Das ist ansteckend!" Umgehend wird ein Quarantäne-Plan entwickelt, damit niemand zufällig mit Max Kruse im Whirlpool sitzt und dann am nächsten Morgen mit Juckreiz, Brennen, Blutungen und Nässen im Gesässbereich aufwacht.

Diese medizinische Notfallsitzung hätten sich die beiden Rektum-Experten allerdings sparen können. Hämorrhoiden sind ungefähr so ansteckend wie Rühreier. Kruse verrät als Bonus noch kurz, dass er eigentlich bereits seit mindestens zehn Jahren Hämorrhoiden hat, aber sich nicht zum Arzt traut, weil er "kein Fan davon" ist, dass jemand "an meinem Hinterteil rumfummelt". Mit etwas Pech wird das sein ganz persönlicher Kevin Behrens Moment. Kruses Analfixierung manifestiert sich auch in der sehr plakativen Art, über seine Einnahmen als Fussballprofi zu berichten: "Die bei Fenerbahce Istanbul haben mir das Geld in den Arsch geschoben. Da ist ja Brutto gleich Netto!" Brutto gleich Netto - oder wie Uli Hoeness sagt: "Grüss Gott, hier ist die Steuerfahndung!"

Mike Heiter bestimmt Kandidaten für Nominierungsduell

Bevor ein Staatsanwalt oder ein Urologe eingreifen müssen, schickt Big Brother dann aber lieber Mike Heiter ins Sprechzimmer, wo er die Absolventen für das Nominierungsduell des Tages kuratieren soll. Nach anstrengenden Minuten des hörbaren Nachdenkens schickt er Mimi Fiedler gegen Matze Höhn in die Games-Arena. Matze obsiegt und kann sich schützen, während Mimi die Nominierungsliste zieren muss.

Um die Spannung und gleichzeitig die privaten Fehden im Container in einem nervenzerreissenden Showdown auf Rekordhöhen zu treiben, schickt Big Brother anschliessend alle Kandidaten in die Games-Arena, wo sie eine offene Nominierung erwartet. In erschreckend bedrückter Stimmung geben die Kandidaten nacheinander preis, wen sie gerne vom Wettbewerb ausschliessen würden. Mike nominiert Sarah Wagner. Sarah und Elena nominieren Daniel Lopes. Matze, Max, Leyla, Daniel und Alida Kurras entscheiden sich für Elena. Mimi und Jochen nominieren Max. Fünf von zehn Stimmen an Elena, das ist schon ein imposantes Ergebnis.

Nach diesem gefühlsrasanten Nominierungszirkus liegen mal wieder die Nerven vollkommen blank. Nach wüsten Beschimpfungen während der Listenbesetzungs-Zeremonie wünschen sich plötzlich Mimi und Elena, dass die Zuschauer sie rauswählen mögen. Max ist relativ überrascht, auf der Liste gelandet zu sein, während Daniel das Gefühl bereits kennt und recht entspannt bleibt. Die Zuschauer an den TV-Geräten erhalten dann 120 Sekunden für ein Blitzvoting, welchen Dauergast der TV-Quarantäne sie gerne loswerden würden.

Daniel Lopes muss gehen

Anschliessend verrät Big Brother in einem langatmigen Heldenepos-Event zunächst, welcher Kandidat von den Zuschauern nicht ins Abseits manövriert wurde. Max, Mimi und Leyla werden nacheinander erlöst. Elena und Daniel verbleiben in der Abschiedsoption. Am Ende ist es Daniel Lopes, der am wenigsten Stützanrufe erhält und am elften Tag den Container verlassen muss. Er bleibt gelassen und beteuert, sich nun auf seine Familie zu freuen.

Nach dem Kopf-an-Kopf-Endgame bedankt sich Elena überschwänglich und wie so oft auch einen Tick zu laut und überdreht bei ihren Fans. Einige Minuten davor hatte sie noch darum gebettelt, rausgewählt zu werden und dem ganzen vermeintlichen Druck endlich entfliehen zu können. Vielleicht ist es der Kalorienentzug, vielleicht ist es sehr schlechte Schauspielfähigkeit, vielleicht ist es Taktik.

In jedem Fall ist es ein eigentümliches Verhalten, das unter normalen Umständen vom votenden Publikum mit Containerverbannung geahndet wird. Auch morgen wird es wieder einen der Kandidaten treffen, die dem Exit heute noch von der Schippe springen konnten. Wer genau das sein wird, das lesen Sie morgen genau hier. Bis dann!

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