Halbfinale bei Promi Big Brother. Die Fronten sind geklärt, die Teams gebildet. Dann sollten keine grossen Überraschungen mehr drohen, oder doch?

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Tag 13 im Resozialisierungs-Camp für verhaltensauffällige Promi-Pflegefälle beginnt traditionell mit der allabendlichen Büsser-Runde. Wie eine Horde Sechstklässler, die darauf wartet, dass ein hochempörter Klassenlehrer reinstürmt und alle zu drei Jahren Nachsitzen verdonnert, hocken die von Sat.1 in Ermangelung echter Stars im Vorfeld der 11. Staffel "Promi Big Brother" kurzerhand zu Prominenten ernannten Teilnehmer bereits akkurat in aktueller Gruppen-Konstellation zusammen.

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Paulina Ljubas und Matthias Mangiapane eingezwängt auf einer Zweier-Couch, mit Junior-Lästeradjutant Marco Strecker als Beisitzer allein auf dem grössten Familiensofa nebendran. Gegenüber: Dilara Kruse und Yeliz Koc sowie die Schweiz des Jahrgangs 2023: Peter Klein. Dessen bisheriger Drama-Garant und Diskussions-Punching-Ball (Noch-Ehefrau Iris Klein) wurde von den Zuschauern ja bereits in die ewigen PBB-Jagdgründe strafversetzt.

Peter Klein hält sich fein zurück

Um weiteren Kollateralschaden für Mallorcas grösste Auswanderer-Familie Katzenberger zu vermeiden, versucht sich der im wirklichen Leben hauptberuflich als Präsident des Yvonne Woelke Fanclubs Cala Rajada arbeitende Maler und Lackierer aus Bad Salzuflen auf den letzten Metern der diesjährigen Staffel neutral zu verhalten. Sollte diese Taktik aufgehen, könnte er im grossen Clash of the Profilneurosen der lachende Dritte zwischen den rivalisierenden Container-Gangs Mangiapane/Paulina/Marco und Yeliz/Dilara werden.

Gestern hatte der Bandenkrieg beider konkurrierenden Läster-Lager kurzzeitig die Leitplanken der Genfer Trash-TV-Konvention verlassen und die Stimmung in eine Art olympische Pöbel-Spiele eskalieren lassen. Auslöser: Paulina. Gerade noch stolzes Girlpower-Mitglied der Mädchen-Combo Dilara/Yeliz/Paulina, vergab die einzige "Final"-Schärpe ausgerechnet an Tubensonnen-Titan Mangiapane. Und das, obwohl sich die einzigen verbliebenen WG-Häftlinge ohne Y-Chromosom zuvor in trilateralen Verhandlungen geeinigt hatten, sich gegenseitig ins Finale zu hieven. Ärger im Barbie-Paradies.

Bis tief in die Samstagnacht wurde vergeblich friedensverhandelt, dann brachen die Unterhändler den Schlichtungsversuch frustriert ab. Es folgt eine 24-Stunden Dauer-Hetzkampagne, in der die beiden Lager sich gegenseitig intern versichern, abgrundtief charakterschwach zu operieren. Dilara eröffnet Paulina, Yeliz hätte sie vor ihr gewarnt. Wie schon aus ihrem Königs-Format "Ex on the Beach" bekannt, reagiert Paulina stets aussergewöhnlich vernunftbasiert und kritikfähig: "Was meinst du, wie viele mich vor Yeliz gewarnt haben, aber ich mache mir selbst ein Bild von den Menschen."

Schimpftiraden unter der Gürtellinie

Ob man im "Bildmachen" tatsächlich talentiert ist, wenn man nach zwei Wochen gemeinsamer Total-Quarantäne mit zwölf D-Promis ausgerechnet Matthias Mangiapane als passendsten intellektuellen und menschlichen Verbündeten identifiziert, wird wohl jeder, der die Trash-TV-Karriere des ehemaligen Sonnenstudio-Betreibers Mangiapane verfolgt hat, bezweifeln.

Kurz scheint sich als Höhepunkt sogar ein handfester Fäkalbeleidigungs-Skandal anzubahnen. Während ihrer minutenlangen Vagina-Monologe nuschelt Paulina einige Gemeinheiten an die Adresse von Dilara in die Notizblöcke der aufmerksamen Boulevard-Investigativ-Reporter an den Bildschirmen. Dabei scheint ihr auch ein "Was ist das für eine Fotze" herausgerutscht zu sein. Auf verblüffte Nachfrage des schockierten Marco klärt sie allerdings auf: "Ich habe `Was ist das für ein Schwachsinn` gesagt!" Klar – und Bill Clinton did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky.

Matthias Mangiapane präsentiert derweil eine komplett Ego-freie Theorie, wie es so weit kommen konnte: "Die sind alle angepisst, weil sie mich nicht abschiessen konnten." Der inzwischen zum Mangiapane-Schosshund evolutionierte Marco Strecker pflichtet artig bei: "Man hat Dilaras wahres Gesicht gesehen. Sie spielt mit den Leuten. Da bekomme ich Gänsehaut, wie falsch die Menschen sein können. Das macht mich sauer und traurig, wenn man nur noch Scheisse labert!"

Auch Yeliz hat Paulines Mangiapane-Manöver noch nicht verdaut: "Ich hätte mir ein Finale mit ehrlichen Menschen gewünscht, aber ich kann hier nur noch Dilara trauen! Wenn du skrupellos bist, kommst du weiter. Aber willst du so sein?"

Um den Teamgeist zu reaktivieren, schickt der Harmonie-Beauftragte von Endemol Shine (der ausführenden Produktionsfirma) die Container-Kollaborateure in der Spiele-Arena auf einen Biathlon-Parcours für zusätzliches Einkaufs-Budget im hauseigenen Edeka-REWE-Lidl-Aldi-Globus-Markt. Yeliz glänzt mit Winterspiel-tauglichen Langlauf-Skills, während Matthias Mangiapane läuft wie ein gerade geborenes Giraffenbaby mit 4,8 Promille im Blut.

Insgesamt werden 18 von 20 Zielen eliminiert. Umgerechnet bedeutet das: Schlemmer-Einkauf für 180, statt sechs Euro. Das ist mehr Budget, als in den ersten 13 Tagen der D-Promi-Kasernierung insgesamt für Nahrungsmittel zur Verfügung stand.

Festgelage zum Abschied

Für die Halbfinal-Nacht wird der in einem Container nachgebaute Aufenthaltsraum einer 70er-Jahre-Jugendherberge in einen opulenten Gourmet-Tempel verwandelt. Und natürlich in ein feuchtfröhliches Party-Epizentrum, denn der unverhofft dramatisch aufgestockte Container-Haushalt wird natürlich auch für Wodka, Wein und Sekt verwendet. Nach langem isolationsbedingtem Alkohol-Entzug dürfen somit exaltierte Dance-Moves erwartet werden.

Die Freude währt allerdings nur kurz, denn als nächster Programmpunkt steht eine Offene Nominierung auf der Agenda. Sich zum Abschuss freigeben und dabei in die Augen schauen. Dramaliebhaber schnalzen schon beim Einlauf der PBB-Gladiatoren in die Spiele-Arena mit der Trash-Zunge.

Als es ans sogenannte Eingemachte geht, nominiert Matthias Mangiapane wenig überraschend Yeliz. Peter Klein nominiert Paulina. Auch Dilara Kruse entscheidet sich unter Tränen der persönlichen Enttäuschung für Paulina. Yeliz Koc nominiert Marco. Marco Strecker nominiert Dilara. Paulina Ljubas äusserst sich als letzte und entscheidet sich bei ihrer mit Spannung erwarteten Nominierung für Peter. Im Endeffekt hätte man sich diese Zeremonie schenken können, denn letztendlich sind alle nominiert.

Das Nominierungsverhalten sorgt im Anschluss für harte Diskussionen und reichlich erneut geöffnete Wunden. Marco erfindet vor lauter Empörung sogar eine brandneue Volksweisheit: "Du lügst wie am fliessenden Laufband." Wenn Dilara jetzt noch behauptet, auch ein Korn würde mal ein blindes Huhn finden, dann hat sie wirklich ihre allerletzten Siegchancen verspielt. Aber wahrscheinlich weiss sie: Länge währt am ehrlichsten. Wie es eben immer so ist, wenn der Kopf vom Fisch her stinkt. Aber genug davon, denn wer im Steinhaus sitzt, sollte nicht mit Glas werfen.

Es ist vorbei, bye bye Dilaramond

Pünktlich zur Geisterstunde kurz nach Mitternacht wird dann bereits das Ergebnis verkündet. Als erste erfährt Yeliz, dass die Zuschauer sie verschont haben. Sie steht im Finale. Als zweiter springt Peter von der Abschussrampe zurück in den Container. Auch ihn will Deutschland im Finale sehen. Genau wie Marco. Er kann als Dritter aufatmen.

Hochdramatisch entscheidet es sich am Ende also zwischen Dilara und Paulina. Spielerfrau gegen "Ex on the Beach"-Luder. Das Kopf-an-Kopf-Rennen der Eskalations-Damen vom Haferflocken-Grill geht am Ende für Paulina gut aus. Im Halbfinale Schluss ist somit für Dilara. Draussen vor dem Container empfängt Jochen Schropp sie mit der Vermutung: "Du warst vielleicht zu ehrlich!"

Im Container dürfen die Finalisten gleichzeitig endlich die Koffer mit ihren Lieblingsklamotten in Empfang nehmen. Vor lauter Freudenhysterie zieht Marco sich mitten im Wohnzimmer um, nur notdürftig von Matthias Mangiapane per Handtuch vor den Kameras geschützt. Marco zeigt sich nervös: "Ich will nicht, dass mein Pimmel im Fernsehen zu sehen ist!" Da kann ich Entwarnung geben. Ich habe auch schon selbst an der Produktion von "Promi Bog Brother" mitgewirkt und kann daher aus erster Hand berichten: Eine so intensive Lupenfunktion haben die Kameras im Container nicht.

Aber mal unabhängig von Marcos Geschlechtsorgan: Am Montag zur Primetime wird bei "Promi Big Brother" der Sieger gekürt – aus der Finalmannschaft Paulina Ljubas, Matthias Mangiapane, Peter Klein, Marco Strecker und Yeliz Koc. Dann haben wir es geschafft. Also, ein letztes Mal: Bis morgen!

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