Eine Kollegin erklärte den Erfolg von "Promi Big Brother" jüngst so: "Da passiert so wenig. Das entspannt." Trash-TV als Entschleunigung. Das ist auch in der Folge vom Montagabend so. Es geschieht einfach nichts. Das wäre nicht weiter schlimm - wenn die Show nicht so lieblos und dilettantisch wäre.
Nino de Angelo sitzt da und spricht mit sich selbst. Nicht als Erster rausfliegen, das war sein erstes Ziel. Dann weiter dabeibleiben sein zweites. Das dritte: der Sieg. Danach folgt das letzte Ziel, das er sich gesteckt hat. Was das sein soll, verrät er nicht. "Let's Dance"? Eine Neuauflage seines grössten Hits "Jenseits von Eden"? Ein realer Gesprächspartner? Vollkommen egal. Denn die Teilnahme an "Promi Big Brother" kann nur eines heissen: Die Karriere ist vorbei, und sie kommt auch nie wieder. Nicht durch diese Show.
Mag die letzte Staffel des Dschungelcamps noch so öde und spannungsarm gewesen sein, sie ist nichts gegen die aktuelle Ausgabe von "Promi Big Brother". Stars die rauchen, rumsitzen, Belangloses quatschen. Das kennt man seit Jahren vom Container-Knast für Normalos. Doch zumindest kassieren die keine sechsstelligen Gagen.
Warum, ist ein Rätsel. Das Sommerloch? Mangelnde Alternativen? Kaputte Fernbedienungen? "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" ist selbst in seinen schlechtesten Momenten das perfekte Zusammenspiel von Moderatoren, Textern und Redaktion. Die teilnehmenden Promis sind zumeist egal. Es kommt darauf an, was man nachher im Schnittraum aus ihnen macht. "Promi Big Brother" ist das Gegenteil. 23 Stunden am Tag sind die Stars unter Kamerabeobachtung, und das, was bei den täglichen Highlights in den Zusammenfassungen herauskommt, ist erschütternd. Weil es nicht nur wenig unterhaltsam ist, sondern auch noch schlecht umgesetzt.
Stöhnen und Witze über Dicke
Gleich zu Beginn ist man sich nicht zu schade, minutenlang auf die Dekolletés von Sarah Nowak und Julia Jasmin Rühle zu halten. Dazu läuft Musik wie aus einem Softporno. Stöhnen inklusive. Wenig später folgt
Aber die Humordaumenschraube lässt sich immer noch enger drehen.
Die Show dümpelt danach weiter vor sich hin. Rumsitzen, rauchen, quatschen, in die Luft starren. Dazwischen werden die Mitbewohner bestimmt, die von den Zuschauern rausgewählt werden können. Begleitet von den üblichen Floskeln wie: "Ich werde XY nominieren, weil ich den wenigsten Bezug zu ihr habe. Leider." Danach ruht die Kamera regungslos auf
Das muss man nicht verstehen
75 Minuten sind vergangen. Es folgt das Duell. Der einzige Versuch von Action in dieser Show. Es geht um irgendetwas mit Karten, Lügen, Bluffen, ist ja auch egal. Entscheidend ist: Die Kandidaten bekommen Stromschläge. In diesem Fall Jasmin Julia Rühle und Menowin Fröhlich. Letzterer schaut dabei, als wäre er mitten in einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Die tätowierte Laienschauspielerin aus "Berlin Tag & Nacht" stöhnt, als synchronisiere sie einen Porno. Wenigstens spart man sich die musikalische Untermalung vom Beginn der Sendung. Rühle gewinnt, dafür darf Désirée Nick im Luxusbereich bleiben. Das muss man nicht verstehen.
Wilfried Gliem kann das egal sein. Er verabschiedet sich freiwillig. "Das Härteste war, wie die anderen Mitbewohner leiden mussten", sagt er nachher. Der Rest denkt sich: "Das Härteste war, dass die Sendung nach 90 Minuten immer noch nicht vorbei ist." Zu allem Überfluss ist Cindy aus Marzahn zurück. Die "Camp-Mutti" muss noch ihren Kommentar zu den beiden Nominierten Nina Kristin Fiutak und Anja Schüte abgeben. Das Highlight: "Nina Kristin hat mein Kleid an." Nun ja.
Nach 100 Minuten ist es fast geschafft. Die Zuschauer haben Anja Schüte von ihrem Leid erlöst. Es gibt die üblichen Küsschen links, Küsschen rechts, Umarmungen, aufmunterndes Blablabla. Auf der Couch im Studio erklärt sie, dass es toll war, weil in der Show immer wieder "aufs Neue ungeahnte Dinge passieren". Von welcher Sendung sie auch immer spricht, eines ist klar: Es kann nicht "Promi Big Brother" sein.
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