Jens Hilbert ist "Promi Big Brother"-Sieger 2017. Am Ende gewinnt er deutlich vor Milo Moiré, Willi Herren und Dominik Bruntner. Das Finale aber ist, wie die ganze Staffel, für Trash-TV-Fans eine einzige Enttäuschung.

Christian Vock
Eine Kritik

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Da steht er also nun in seinem rosa Anzug. Mit Milo Moiré in den Armen vergiesst er Tränen der Rührung. Sekunden zuvor hat Jens Hilbert erfahren, dass er die diesjährige Staffel von "Promi Big Brother" gewonnen hat. Er, der kleine Bub aus dem Odenwald, der schwere Zeiten hinter sich hatte, wird endlich geliebt. Happy End.

Man kann nur erahnen, was ihm diese Wertschätzung des Publikums bedeuten mag und es sei ihm auch herzlich gegönnt, genauso wie dem Empfänger die 100.000-Euro-Siegprämie, die Jens Hilbert einem karitativen Zweck spenden möchte.

"Wenn ich rauskomme, seid lieb zu mir!", bittet Jens Hilbert noch wenige Minuten zuvor im Container – und das Publikum im Studio ist lieb zu ihm, feiert ihn mit allem Zipp und Zapp.

Mehr als 60 Prozent der Zuschauer, die zum Hörer griffen, wollten, dass Jens Hilbert … ja was eigentlich wird?

Noch nicht einmal einen Titel für Jens Hilbert?

Was ist Jens Hilbert nun? "Sieger 2017" steht relativ nichtssagend auf dem noch nichtssagenderen Pokal. Andere Sendungen ähnlichen Formats haben sich wenigstens beim Titel etwas einfallen lassen.

"Dschungelkönig", das klingt wenigstens nach etwas. Trash-TV-Triumphator, König der Narren, Chefclown von Volkes Gnaden, was immer man sich ausdenken mag.

Aber Jens Hilbert ist nur "Sieger 2017". Das ist natürlich nur eine fernsehgeschichtliche Randnotiz, aber es zeigt das grosse Problem: "Promi Big Brother" will Trash-Fernsehen à la Dschungelcamp sein, ist es aber nicht. Es ist nichts weiter als belanglose TV-Ödnis und das gestrige Finale steht stellvertretend für diese Langeweile.

Es dauert keine fünf Minuten, bis Claudia Obert eine Hand an die Champagnerflasche legen darf, weitere 15 Minuten später geht es auch schon um ihr Sexleben. Offenbar hat man gemerkt, dass wenigstens die Obert ab und an unterhaltsame Zoten geliefert hat, warum also nicht auch im Finale?

Aber die Obert liefert nicht, also wechseln sich die beiden Moderation-Jochens den ganzen Abend ab, Oberts Spruch "When I fuck, I fuck" zu zitieren, um wenigstens ein bisschen Trash-Atmosphäre vorzugaukeln.

Ist "Promi Big Brother" am Ende?

Aber da haben sie es längst in den Sand gesetzt. "Geniesst die Zeit im 'Alles', die ihr noch habt!", gibt Schropp den vier verbliebenen Bewohnern noch für die letzten Stunden des Finales mit auf den Weg und man möchte als Zuschauer rufen: "Nein, eben nicht!"

Dafür ist "Promi Big Brother" nicht gedacht. Hier sollen nur die Zuschauer geniessen, nicht aber die Promis. "Promi Big Brother" ist keine Reha für nicht berühmte Berühmtheiten, sondern ein Unterhaltungsformat.

Und wenn dann eine Sarah Kern auf dem Studiosofa erzählen darf, dass die Zeit im Container "eine tolle Erfahrung" war, als habe sie soeben zwei Wochen in einem Yoga-Camp in Indien verbracht, dann weiss man, dass bei "Promi Big Brother" irgendetwas falsch gelaufen ist.

Für "tolle Erfahrungen" schaltet der Zuschauer nicht ein. Der will die niedrigsten Instinkte sehen, Promis an ihren Grenzen, Menschen, die einem für einen kurzen Moment bestätigen, dass sie noch ärmere Würstchen sind als man selbst.

Man will Momente, bei denen man sich aufregen kann, wie schlimm doch das aktuelle Fernsehen ist, dass es so etwas früher nicht gegeben hätte und dass das so viele Bekloppte schauen, nur man selbst eben nicht.

Wenn man sich als Sender für so ein Trash-Format entscheidet, dann muss man das auch durchziehen – der Zuschauer hat sich ja auch dafür entschieden.

Das heisst nicht, dass man zwangsläufig an der Eskalationsschraube drehen muss im Sinne von "immer krasser, immer ordinärer". Aber man darf nicht vergessen, dass das Ganze ein Unterhaltungsformat sein soll. Wie man so ein Format spannender macht, das ist dann Aufgabe des Senders.

Vielleicht ist es aber auch einfach Zeit, den Deckel auf so ein Format zu machen. Vielleicht hat man sich inzwischen auf beiden Seiten genug ausgetobt: Die Promis durften sich jahrelang für ein paar Euros und ein bisschen Zeit im Rampenlicht zum Kasper machen und der Zuschauer sich für genau die gleiche Zeit ein wenig erhabener fühlen.

Sarah Knappik sorgt noch einmal für Aufregung

Minutenlang einfach die Kamera laufen zu lassen, während zwei Menschen auf einem Sofa sitzen, das ist jedenfalls Arbeitsverweigerung.

Die einzige, die entweder das Format verstanden hat oder aber sich tatsächlich als Mobbing-Opfer der anderen Bewohner fühlt, ist Sarah Knappik.

Die sitzt nämlich den ganzen Abend mit versteinertem Gesicht da, nur beim Gruppen-Selfie meisselt sie sich ein Lächeln ins Gesicht. Und ihr ist auch der einzige Moment des Abends zu verdanken, an dem die ganze Veranstaltung ein wenig Puls bekommt.

Als die Ausgeschiedenen noch einmal zum kurzen Gruss zu den Finalisten in den Container dürfen, schmeisst die Knappik dem Herren zum Abschied ein "Wärst du mal ehrlich geblieben" an den Kopf – Herrens Worte, als Knappik vor ein paar Tagen raus gewählt wurde. Das sorgt zumindest für einen kurzen Moment für Trash-Stimmung im Container.

Aber die ist genauso schnell wieder verflogen und es folgen langatmige Einspieler und Rückblenden, Grüsse aus dem Studiopublikum in den Container und Grüsse zurück aus dem Container ans Fernsehpublikum. Ja, das ist Trash-TV à la "Promi Big Brother".

Sat.1 hindert das trotzdem nicht daran, auf den Webseiten der Show von einem "nervenzerreissenden Finale" zu sprechen. Immerhin lässt der Sender offen, für wen es nervenzerreissend gewesen sein soll.

Für den Zuschauer war es das auf jeden Fall nicht. Oder, um es mit den Worten von Willi Herren zu sagen: "Wo ist der Riesenspass, wo ist das Abenteuer, das mir versprochen wurde?"

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