Viele Promis allein im Orbit und 100.000 Euro. Was erstmal klingt wie die Planung einer Karnevalsparty unter dem Motto "Star Wars" bei den Kardashians ist aber das Finale von "Promi Big Brother".

Eine Kolumne
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Babs Kijewski, Pascal Kappés, Gitta Saxx, Paco Steinbeck, Payton Ramolla, Danni Büchner, Marie Lang, Jörg Draeger, Ina Aogo, Heike Mauter, Mimi Gwozdz, Rafi Rachek, Daniel Kreibich und Eric Sindermann sind vor drei Wochen im D-Promi-Endlager im All von Sat.1 notentsorgt worden, mussten den Weltraumschrottplatz aber durch die harte Hand des Darth Vaders des deutschen Fernsehens (dem Reality-TV-Zuschauer) aber früher oder später verlassen.

Keine 100.000 Euro, dafür aber eine ausgeprägte Toastbrot-Phobie und eine Bremsspur-Allergie (medizinischer Fachbegriff: Eric Sindermaninitis) später sitzen die vom Telefonvoting-Todesstern aus der Umlaufbahn geschossenen Exits in ihrer schönsten Freitagabend Garderobe im Studio.

Im Publikum sitzt dann mit den Partnern der Kandidaten noch der eine oder andere weitere Promi. Und noch Elton. Mit wem aus dem Sat.1 Sammelsurium der Karriere-Abbrecher er zusammen ist, bleibt unklar. Womöglich ist es aber auch nur eine subtile Bewerbung bei Rainer Laux für die nächste Staffel.

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Traditionell lassen die Ex-Bewohner es sich nicht nehmen, der Krönung des neuen "Promi Big Brother"-Königs respektive der Königin persönlich beizuwohnen. Einfach mal Danke sagen für drei Wochen Live-Primetime, unzählige neue Instagram-Follower und eine beinahe sichere Einladung zum "Dschungelcamp" oder zu "Promis unter Palmen".

Die verbliebenen fantastischen Vier, denen Deutschland aus dem Reigen der, naja, Prominenten, die der TV-Sender für schwer resozialisierbare Ex-Promis dieses Jahr in die unendlichen Weiten der Nudeln-mit-Ketchup-Galaxie geschossen hat, haben noch die Chance auf die sechsstellige Siegprämie: Uwe Abel, Papis Loveday, Danny Liedtke und Melanie Müller.

Money, Money, Money

Den Vortag, als auch Ina und Marie noch dabei waren, verbringen die Beinahe-Sieger vor allem damit, sich gegenseitig zu verraten, wofür sie das Gewinner-Geld verwenden würden. Dabei wollen so ziemlich alle Grossteile der Summe in karitative Projekte investieren. Aber das Spiel durchschaut Mallorcas prominenteste Bratwurstverkäuferin Melanie: "Als ob die anderen Gurken das Geld spenden würden, ich lass mich doch nicht verarschen!"

Die originellsten Ideen, wie man die 100.000 Euro anlegen kann, haben Ina und Danny. Ina möchte das Geld in die Lukas-Podolski-Stiftung fliessen lassen. Deutschlands Antwort auf das Klischee des "dummen Fussballprofis" hatte kürzlich Spielerfrauen, die in die Öffentlichkeit drängen, als eher mittelmässig talentiert und weitestgehend unnötig erklärt. Ina möchte ihm mit einer Finanzspritze zeigen, wofür "das alles so gut sein kann". Danny dagegen würde einen Teil der Gewinnsumme "in eine Schauspiel-Ausbildung in den USA" investieren. Damit wäre er der erste deutsche Schauspieler, der NACH seiner Karriere seinen Beruf erlernt.

Uwe, Melanie, Papis, Danny. Wer vor fünf Wochen auf diese vier als Finalisten gewettet hätte, dem hätten TV-Experten vermutlich den Zonk überreicht. Auch Rafi hätte sich wohl kaum träumen lassen, dass Melanie es so weit schafft. Immerhin war Sherlock Rachek einem weltweiten Grossskandal auf der Spur: Eric und Melanie kannten sich vor Beginn des #PromiBB-Experiments. Zum Glück ist er heute auch vor Ort und mit etwas Glück zettelt er noch eine veritable Verschwörungstheorie-Keilerei an, denn das "R" in Rafi steht für Randale!

Wir brauchen Mamis und Papis

Das Finale geht heute über vier Stunden. Glücklicherweise gibt es mehr Werbepausen als Menschen, die sich Armin Laschet als Kanzler wünschen. Die Zeit kann ich locker nutzen, um mir literweise Kaffee zu machen. Mit echten Bohnen. Für die ich nach Nicaragua fliegen, dort eigenhändig abernten und wieder zurückfliegen kann und trotzdem pünktlich wieder vor dem TV sitze zum "lustigen" Ralf-Schmitz-Programmhinweis, den sogar meine Oma weniger humoristisch findet als eine Show mit Markus Krebs, bei der er keine Twitter geklauten Gags erzählen darf.

Um 21:22 Uhr ist dann klar: Papis Loveday wird das Weltall ohne Finanzspritze verlassen. Die Zuschauer wählen ihn als ersten aus dem Quartett der Hochbegabten auf dem Big Planet. Er bleibt aber euphorisch und bedankt sich überschwänglich bei jedem, der nicht wegrennen kann. Sympathisch. Er fällt allen wartenden Exit-Kandidaten wortreich um den Hals, vielleicht mal von Danni Büchner abgesehen.

Die zeigt anschliessend stolz ihre teuren Schuhe. Der geplante Neidanfall bei Ina bleibt allerdings aus. Eine Antwort auf den immer und immer wieder erwähnten "Fuckboy" ebenfalls. Dabei hatten Promi-Branchenblätter breites vermeldet, es handele sich dabei um einen erfundenen Lover. Büchner hatte das sogar zugegeben, aber als hochintelligente Taktische Finte verkauft, um keine Fragen mehr zu ihrem Beziehungsstatus beantworten zu müssen. Lügen haben kurze Beine und zuweilen auch die peinlichsten Ausreden.

Adieu Analplug

Um auf insgesamt knapp vier Stunden Sendezeit zu kommen und zum Schluss auch hinsichtlich der zu vermarktenden Werbeplätze noch mal alles rauszuquetschen, was möglich ist, zeigen Jedi Jochen und Leia Lufen diverse Highlight-Blöcke, Interviews mit allen Exits, ein Turmspiel für Uwe, Melanie und Danny und dann noch die Reden des sich wacker auf dem Big Planet haltenden Trios an die Nation. Zack ist es 23:15 Uhr bis endlich Platz 3 feststeht: Danny Liedtke. Das Analplug-Kopftuch der Staffel holt Bronze.

Am Ende stehen sich also der von Inka Bause bei "Bauer sucht Frau" entdeckte Uwe Abel und Melanie Müller im Finale gegenüber, die ihre Karriere einstmals unter dem Namen Scarlett Young begann. Bei Uwe hatte man in den Anfangstagen hin und wieder das Gefühl, er sei schon lange weg, weil er zumeist regungslos irgendwo in der Ecke sass und sich an den wilden Ränkespielchen und hyperaktiven Sendezeit-Attacken zunächst nicht beteiligte.

Das Gegenteil: Melanie Müller. Bei ihr schien es fast so, als hätte sie schon nach den ersten 24 Stunden einen Krieg gegen Rafi, einen Seelenstriptease zum Thema Ehe und jede Menge schlüpfrige Situationen hinter sich gebracht und damit das Drei-Wochen-Programm für eine klassische "Promi Big Brother"-Kandidaten-Entwicklung in Lichtgeschwindigkeit absolviert.

So unterschiedlich sie sind, so beliebt sind sie offensichtlich beim Sat.1-Stammpublikum. Das ist während der Staffel allerdings auch rasant geschrumpft. Zum Halbfinale am Vortag schalteten noch 1,34 Millionen Weltall-Interessierte ein. Das entspricht einem Marktanteil von 5,3 Prozent - historisches Allzeittief für ein #PromiBB-Halbfinale. Zeitweise hatte sogar das Hemd von Jochen Schropp auf Instagram mehr Views als das Sat.1-Hauptprogramm.

Das Sternewandern ist des Müllers Lust

Nach drei Wochen, in denen Uwe (eher weniger) und Melanie (eher zu viel) zu den Zuschauern gesprochen haben, sprechen die Zuschauer jetzt zu ihnen. Mit dem letzten Voting-Ergebnis der "Promi Big Brother"-Saison 2021. Um genau 00:00 Uhr ist es so weit: Die zweite spektakuläre Rückkehr des Tages ist perfekt. Nach Cristiano Ronaldos überraschendem Auftritt als Homecoming King bei Manchester United sind auch Melanie und ihr Mann Mike wieder vereint. Melanie hatte in ihrem persönlichen Resümee der 2021er Staffel gesagt: "Ich nehme viel mehr mit nach Hause, als ich hier zugeben würde." Und dann auch noch die 100.000 Euro.

Der wortkarge Silbermedaillenträger Uwe gewinnt kein Geld, aber vielleicht ja zumindest eine von Deutschlands hoffnungsvollstem neuen Modedesigner Eric Sindermann extra für ihn kreierte Labertasche. Der Rest des Abends geht traditionell in einem Gewinner-Feuerwerk unter, bei dem die Pyro-Verantwortlichen jedes Scooter-Konzerts neidisch werden.

Melanie Müller reckt gerührt und weinend den Pokal und den Koffer mit 100.000 Euro in die Köln-Ossendorfer August-Nacht. Drei Wochen Nervenspiel und Sendezeit-Schacherei gehen zu Ende. "Big Brother" schaltet das Licht aus. Auch diese Kolumne findet mit Ausgabe 22 ihr Ende. Aber wer weiss – vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Sommer wieder. Zu "Promi Big Brother" 2022. Bis dann!

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