Kennen Sie diese Szenen aus dem Film "The Wolf of Wallstreet", wenn grosse Abschlüsse gefeiert werden? Wenn Magnum-Champagnerflaschen im Sekundentakt geköpft und Geldscheine im Wert eines DAX-Konzerns wie Konfetti durch VIP-Bereiche geblasen werden? Die totale Feier-Dekadenz? Ich sage mal so: Das ist alles Kindergarten gegen die Chefetagen bei Endemol und Sat.1 nach Tag drei bei Promi Big Brother. Liebe Grüsse also an dieser Stelle an Rainer Laux für sein glückliches Händchen bei der Zusammenstellung der diesjährigen Raumfahrtelite.

Eine Kolumne
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Gut, intellektuell steht der Beweis noch aus, dass tatsächlich jeder Teilnehmer der Weltraummission 2021 bei einem Buchstabierwettbewerb die Vokabel "Hallo" unfallfrei vortragen könnte, aber was das Beef-Potenzial angeht, da brennt die Hütte bereits am dritten Tag so lichterloh, dass sogar die "Promis unter Palmen"-Skandale der jüngsten Vergangenheit wie ein Bingo-Abend mit Sascha Hehn und Mutter Beimer auf dem Traumschiff wirken. Oder wie man bei Sat.1 sagt: Quotengold.

I Put the "Rache" in "Rachek"

Aber mal chronologisch. Schon zur Einstimmung auf die sonntägliche Dosis Fremdscham aus dem All legt Rafi Rachek einen rekordverdächtigen Läster-Raketenstart hin. Der durch seine Teilnahme bei "Bachelorette" bekannt gewordene Neoblondie hat das System von Shows wie "Promi Big Brother" perfekt verinnerlicht. Er weiss, dass Sendezeit in Reality-TV-Formaten die einzig relevante Währung darstellt. Darum möchte er sich dieses wertvolle Gut nicht von zwei Dschungelcamp erprobten Drama-Fregatten wie Melanie Müller oder Danni Büchner nehmen lassen.

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Sein erster Satz des Abends geht daher direkt all in und lautet: "Die Schlange hier ist Melanie Müller". So ganz konnte ich sein mehrstündiges Tutorial, warum die Wandlerin zwischen Botox und Ballermann das Böse in Person sein soll, nicht verstehen. Die um ihn herum gescharten Ina Aogo, Heike Maurer und Mimi Gwozdz aber scheinbar schon, denn schnell ist man sich im Luxusbereich einig: Melanie Müller ist der Lord Voldemort des diesjährigen Resozialisierungscamps für auffällig gewordene D-Promis. Nur, dass Lord Voldemort einen besseren plastischen Chirurgen hat, aber das ist eine andere Geschichte.

Soweit ich es noch zusammen bekomme, erzürnt sich der bereits bei anderen Formaten mit hysterischen Ausrastern auffällig gewordene Rafi weiterhin insbesondere daran, dass Melanie Müller der Weltraumtruppe, der Produktionsfirma, dem Sender und vor allem den Zuschauern womöglich verheimlicht hat, den Mit-Kandidaten Eric Sindermann bereits zu kennen. Skandal!

Marlene Lufen und die Erektionen

Bis zur absoluten Eskalationsstufe vertrödelt Sat.1 dann aber erst noch 1,5 Stunden Zeit damit, Marlene Lufen als eine Mischung aus Erika Berger und Neil Armstrong Sätze wie "Es soll im Weltraum schwierig sein, eine Erektion zu bekommen" sagen zu lassen. Ausserdem darf Spielerfrau Ina Aogo ein wenig die signalfarbene Fitness-Kleidung ihrer Instagram-Sponsoren durchs Bild pushuppen und auf der nach unten offenen "Sätze, die die Welt verändern"-Skala Geistesblitze wie "Eigene Sachen anzuhaben ist besser als Sex" zum Besten geben.

Ich war mit Ina Aogo schon gemeinsam auf dem einen oder anderen Event, ich mag sie und finde, sie ist eine grossartige Mutter. Aber wenn sie nicht bald ein eigenes Frühsport-Programm mit dem Titel "Wake Me Up Before You Aogo" rausbringt, weiss ich auch nicht, was ich noch machen kann. Ina hat ein gutes Gespür dafür, wann ein Thema auserzählt ist, und lenkt das Lästertalent des zunächst vollständig auf Melanie Müller fokussierten Rafi auf ein anderes Opfer: Schweiss-Experte Danny Liedtke - Schweiss im Sinne von körpereigenen Flüssigkeiten, nicht von Handwerk. Liedtke ist nämlich Schauspieler bei "Köln 50667" und nicht Metallverarbeiter. Ja, ich weiss, Schauspieler von "Köln 50667" klingt immer ein bisschen wie Herzchirurg von Playmobil, aber es ist ein ehrenwerter Beruf.

Die zwei grossen "S": Sex und Schweiss

Der in der Raumkapsel dahinvegetierende Danny jedenfalls, der sich aus Verzweiflung über die Geruchsentwicklung unter seinen Achseln sogar Nikotinwolken von Kettenraucher Jörg Draeger direkt in sein Achselhaar blasen lässt, kennt nur ein Thema: Sex. Obwohl er offensichtlich zu starkem Schweissausfluss neigt und somit der einzige Promi auf der Welt ist, den man aus dem Weltall riechen kann, scheint er auf eine gleichsam hemmungslose wie umfangreiche Kopulationshistorie zurückzublicken. Seine stetigen Ausflüge in Themenwelten wie "Penis" oder "Analplug" nutzt Ina Aogo drüben auf dem Big Planet indessen geistesgegenwärtig, um Rafi von seiner Melli-Obsession zu kurieren.

Der inzwischen zu seiner Homosexualität stehende Rafi lässt sich da natürlich nicht zweimal bitten und liefert auch zu Dannys sextherapeutischer Veranlagung verlässlich ein quotenrelevantes Statement: "Ich weiss nicht, ob er was genommen hat". Da möchte die Harmoniebeauftragte Ina nicht nachstehen und ergänzt: "Wie kann man sich in fünf Minuten so unsympathisch machen?" Ja, Ja. Sex-Referent Danny Liedtke. Das "L" steht für Niveau.

Besagter Danny spricht so euphorisch von seinem Geschlechtsorgan - kurz denkt man, Rafi meint mit seinem stetigen Wettern gegen "die Schlange unter uns" vielleicht doch ein bestimmtes Körperteil von Danny. Um das Niveau endgültig Richtung Umfragewerte von Armin Laschet zu versenken, torpedieren dann auch noch die Moderatoren das ohnehin schon leicht fragile Bildungslevel des durchschnittlichen Sat.1 Zuschauers mit einigen kreativen Wortneuschöpfungen.

Doch jedes Mal, wenn Jochen Schropp "Raumis" oder Marlene Lufen "Planetis" sagen, kündigt irgendwo ein Deutschlehrer. Und auch das Gendern ist inzwischen bei Sat.1 angekommen. Jochen Schropp zumindest spricht plötzlich akkurat von "Bewohner_innen" auf dem Big Planet. Friedrich Merz gefällt das nicht. Und da bin ich bei ihm. Wirklich unerträglich, wie sich jetzt auch Sat.1 zu einem Merkel-Marionettensender entwickelt und für die Agenda-Politik der Grünen die Werbetrommel rührt.

Let it swing

Politik ist in der Raumkapsel zum Glück Nebensache. Man möchte sich kaum vorstellen, dass die elf Promi-Attrappen im September ebenfalls wählen dürfen. Davon unberührt scheint Melanie Müller zu ahnen, dass ein Konfro-Tsunami auf sie zurollt. Sie verkündet im Sprechzimmer: "Kann sein, dass Big Brother mich bricht". Was nur fair wäre, denn Big Brother bricht ihretwegen ja auch öfter. Ausserdem macht sie sich etwas Sorgen um ihr Eheleben. Die ersten Tage in Weltraum-Quarantäne haben sie nachdenklich und selbstreflektorisch gemacht: "Ich habe einiges zu glätten, wenn ich nach Hause komme". Eigentlich alles. Nur halt nicht ihr Gesicht, das war schon.

Um etwas Action in die träge "Raumi"-Truppe zu bringen, wird in der Arena ein Duell ausgetragen, bei dem sich eine Gruppe den Zugang zum Luxusplaneten erspielen kann. Es geht um Helme mit Bommeln, mit denen man durch Schleudern einen Gong schlägt. Gewinner ist das Team Jörg Draeger mit Melanie und Danny. Das kommt wenig überraschend, denn wie geisteskrank seine Liane durch die Gegend zu schwingen, das gehört bei Danny Liedtke zum Alltag.

In einem hemmungslosen Showdown schreien sich anschliessend Rafi und Luxus-Neuankömmling Melanie Müller so lange erbittert an, bis die Zuschauer beide wieder in die eintönig öde Raumkapsel zurückschicken. Dort können sie sich bei einem Verköstigungsbudget von 1 Euro pro Person und Tag jetzt erstmal auf engstem Raum die Köpfe einschlagen und sich freiwillig einer Testgruppe zuordnen, die ihnen mittelfristig wissenschaftliche Kenntnisse verschaffen wird, wie attraktiv Zuschauer ständiges Lästern finden. Eins ist also schon mal klar: Morgen fliegen hier anständig die Fetzen. Ich freue mich!

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