Der letzte Abend im Container der entgleisten Karrieren startet in alter "Promi Big Brother" Tradition mit vielen über die Jahre und Staffeln lieb gewonnenen Final-Ritualen. Irgendwo auf dem TV-Gelände wird eine grosse Showbühne improvisiert, auf dem die in den letzten Tagen reihenweise geschassten Ex-Kandidaten Platz finden.

Eine Kolumne
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Der letzte Showakt wird vermarktet, als würden gleich Angela Merkel, Kamala Harris, Taylor Swift und Elon Musk auf die Bühne kommen und spontan den Weltfrieden ausrufen. Jochen Schropp, der 50 Prozent des Erfolgsmoderationsduos Schropp/Lufen ausmacht, begrüsst Auditorium und Fangemeinde an den Endgeräten in einem modisch nur seichtfiligranen Kurzarmhemd, das offenbar ein blinder Rotarsch-Pavian mit militärgrünen Farbbeuteln beworfen hat.

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Als modischen Extremgegenpart hat sich Moderationsschwester Marlene Lufen heute Abend für einen Glitzeranzug entschieden, für den minderjährige Sweatshop-Vorarbeiter aus Bangladesch wahrscheinlich so um die 700 Lametta-Farmen leergeräumt haben. Alles wie immer also. Schön.

Damit sich das 2024er Endgame aber auch ein wenig von den Vorjahres-Krönungen unterscheidet, hat Rainer Laux, der PBB-Innovationsbeauftragte, auch ein paar Neuerungen erdacht, die in diesem Jahrgang erstmals Einzug in die Annalen der PBB-Abschlussprüfung halten. Das Publikum etwa besteht dieses Jahr offenbar aus je zwei Familienmitgliedern der Kandidaten und noch fünf Hausmeister-Pratikanten, die nicht schnell genug "hab jetzt Feierabend" rufen konnten.

Die angeblich vorhandenen Zuschauerränge jedenfalls werden kein Mal gezeigt, anhand des hin und wieder aufbrausenden, naja, Jubels, kann man eindeutig ableiten, dass sich nicht mehr als zwölf zum Klatschen bereite Zuschauer direkt im Studio befinden.

Wenn man so will, finden sich auf der Bühne mehr Menschen als im Plenum. Dort sitzen immerhin acht der neun bereits vor dem Finale abberufenen Kandidaten sowie "Malochen", wie Jochen und Marlene nach altem "Brangelina"-Brauch von ihren Fans liebevoll genannt werden. Lediglich Elena Miras fehlt - und das macht in der Manege der PBB-Exits vor allem "Playboy"-Absolventin Cecilia Asoro traurig.

Schon von der ersten Minute an sitzt sie mit einem Gesichtsausdruck in der ersten Bühnenreihe, als hätte man ihr gerade eröffnet, sie müsse die nächsten zehn Jahre täglich Thomas Gottschalk erklären, warum man seine Hand nicht auf den Oberschenkel einer fremden Frau legt, ohne vorher gefragt zu haben.

Alles neu bei Elena Miras?

Dem an Elenas Einzelschicksal durchaus interessierten Chefansager Jochen Schropp verrät sie auf Nachfrage: "Sie ist ja sofort zu ihrer Tochter geflogen und ich habe Elena auch gesagt, für sie ist es das Beste, bei ihrer Tochter zu sein und auch für ihre Gesundheit!" Kaum denkt man, Elena fehlt also wenigstens nicht unentschuldigt oder weil sie eine grenzenlos empathiebefreite Selbstdarstellerin mit Hang zur Opferrolle ist, sondern aus familiären und gesundheitlichen Gründen, fällt Elena Miras ihrer angeblichen Freundin Cecilia und dem Family-Narrativ live auf Instagram noch während der laufenden Finalsendung in den Rücken.

Weit weg von Bocklemünd, wo auf dem alten "Lindenstrassen"-Gelände neuerdings die PBB-Containerlandschaft in den Himmel in Kölner Industrieviertelhimmel ragt, aus der Schweiz kündigt Elena nämlich lautstark via Instagram an: "Bald rede ICH!" Das ist gut, weil sie sich während ihrer Zeit im sogenannten TV-Knast ja nun wirklich sehr zurückgehalten und kaum gesprochen hat.

Eine kurze Disclaimer-Erklärung schickt sie gleich hinterher: "Ich habe mich entschieden, nicht länger den Clown zu spielen!" Dass sie ihre TV-Karriere tatsächlich an den Nagel hängt, darauf würde ich allerdings keine grösseren Geldbeträge wetten. Ihren clickbaitoptimierten Gefühlsausbruch garniert sie auch noch mit einer fiesen Verbalblutgrätsche gegen Jochen Schropp: "Dass dieser Moderator auch jetzt nicht damit aufhören kann, wow!"

Der PBB-Instagram-Check

Geschadet hat die querulantische Nestbeschmutzer-Diva sich mit ihrem Verhalten augenscheinlich aber nicht. Jedenfalls wenn die Währung, nach der abgerechnet wird, Sendezeit und Follower lautet. Während der 15 Tage "Promi Big Brother" konnte Miras ihre Followerzahl auf Instagram von 698.000 auf 753.000 erhöhen. Und das, obwohl sie ihr Profil seit einigen Tagen auf "privat" gestellt hat. Und wo wir gerade beim Thema Instagram-Follower-Development sind, hier noch schnell der PBB-Instagram-Check der übrigen Kandidaten hinsichtlich ihrer Entwicklung seit Beginn der Show:

  • Mimi Fiedler (von 108.000 Follower auf 125.000)
  • Max Kruse (von 473.000 Follower auf 486.000)
  • Daniel Lopes (von 28.400 Follower auf 30.900)
  • Cecilia Asoro (von 113.000 Follower auf 140.000)
  • Jochen Horst (von 253.000 Follower auf 261.000)
  • Sinan Movez (von 307.000 Follower auf 318.000)
  • Alida Kurras (von 2.455 Follower auf 14.500)
  • Matze Höhn (von 478.000 Follower auf 490.000)
  • Bea Peters (von 2.042 Follower auf 4.198)
  • Sarah Wagner (von 214.000 Follower auf 231.000)
  • Leyla Lahouar (von 852.000 Follower auf 901.000)
  • Verena Kerth (von 139.000 Follower auf 141.000)
  • Mike Heiter (von 856.000 Follower auf 900.000)

Follower-Spitzenreiter ist damit Leyla Lahouar. Den prozentual rasantesten Anstieg verzeichnet Alida Kurras, die ihre Followerzahl fast verfünffacht hat.

Die Finalbelegschaft im Container besteht knapp vier Stunden vor Krönung des neuen Königs oder der neuen Königin aus Mike Heiter, Leyla Lahouar, Alida Kurras, Matze Höhn und Jochen Horst. Alle fünf bekommen zum Start erstmal rührende Video-Botschaften ihres daheimgebliebenen Emotionsanhangs. Das obligatorische Tränenmeer lässt nicht lange auf sich warten.

Für Alida schwärmt per Fernbewegtbild beispielsweise Anna Heesch, die früher selbst mal beinahe berühmt war und mit Alida dubiose Call-In-Abzockshows auf "9Live" moderiert hat, bei denen Rentnern und Jugendlichen die Telefonrechnung ruiniert wurde. Um diesen Zusammenhang zu verschleiern, lässt Anna Heesch sich heute offiziell nur "Anna" nennen.

Auch sehr enthusiastisch zeigt sich der Sohn von Jochen Horst. Allerdings spricht er scheinbar nur englisch. Irgendwie logisch, wo doch sein Vater Deutscher ist und seine Mutter Tina Ciamperla Italienerin, die perfekt Deutsch spricht. Ja, ja, durchgeknallte Promis und ihre Kinder. Sarah Connors Tochter heisst Delphine Malou, Uwe Ochsenknechts Söhne heissen Wilson Gonzales sowie Jimi Blue und Gerüchte besagen, dass die Kinder von Lothar Matthäus als Muttersprache Fränklish lernen, eine Mischung aus Fränkisch und Englisch.

Früh ist Schluss mit dem Heiter-Duo

In der ersten Rauswurfschutz-Challenge des Finalabends spielen die fünf WG-Freunde eine Art Curling mit Masskrügen, aber dafür ohne Besen. Sofort ist Schluss mit dem Heiter-Duo. Die frisch Container-Verlobten Lovebirds werden getrennt, denn Mike und Leyla versagen beim Bierkrugschleudern und treten im Zuschauervorting gegeneinander an. Damit ist die Couple-Power signifikant eingebrochen. Hatten sie als Pärchen zu Beginn des Abends noch 40 Prozent Siegchancen, sind es jetzt nur noch 25 Prozent. Und die entfallen auf Leyla, denn Mike bekommt weniger Anrufe als seine Bald-Ehefrau.

Im nachfolgenden Frisbee-Spiel patzen Alida und Matze. Alida verliert die anschliessende Zuschauer-Voting-Kampfabstimmung. Das Siegertreppchen besteht somit aus Leyla, Jochen und Matze. Vor lauter berstender Spannung hängt Jochen nur noch apathisch mit geschlossenen Augen in der Couch. Mal wieder laufen bei Sat.1 die Zuschauertelefone heiss ("Jochen Horst hat einen Schlaganfall!"), es ist aber nur die Ruhe vor dem Sturm. Jochen ist eben ein Hobbyesoteriker. Er hatte zuvor ja auch schon einen Abend regungslos im Whirlpool gefloatet.

Die letzten Stunden im Container werden zu einer Patchwork-Party. Die verbliebenen drei haben alle eine komplizierte Familienkonstellation. Jochen hat eine Tochter aus einer früheren Ehe mit Schauspielkollegin Anouschka Renzi ("Dschungelcamp"). Matze hat einen Sohn mit Ex-Liaison Jenefer Rilli ("Berlin - Tag und Nacht"), Leylas Neuverlobter Mike hat eine Tochter mit WG-Genossin Elena Miras. Als erster Patchwork-Kandidat verabschiedet sich dann Matze Höhn auf Platz Drei.

Promi Big Brother: Leyla ist Container-Königin

Und dann wird es nach 15 Tagen im Sat.1-Reality-Meisterwerk "Promi Big Brother" ernst. Um 23:38 Uhr schliessen Jochen Schropp und Marlene Lufen zum letzten Mal die Voting-Leitungen. Nach einem gefühlt 45-minütigen Sendezeit-Streckungs-Manöver wird dann zunächst Jochen Horst mit der Silbermedaille entlassen. Das bedeutet natürlich: Die dschungelcamperprobte Reality-Koryphäe Leyla Lahouar (demnächst Leyla Heiter) ist die Container-Königin des Jahres 2024.

Im Studio jubiliert auch Mike Heiter, der sich rechtzeitig vor diesem auch finanziell interessanten Triumph per Verlobung die Zweitrechte an der 100.000 Euro schweren Siegprämie gesichert hatte. Leyla dreht durch und bietet in den zehn Minuten, bis sie den Container als Siegerin verlassen darf, mehr körperliche Ertüchtigung als in den 14 Tagen vorher, in denen ihr oftmals vorgeworfen wurde, den Grossteil des Tages zu verschlafen.

Euphorisch durchbegeistert verabschiedet sie sich vom leeren Container und wäscht sich vorsichtshalber noch mal die Hände im abgestandenen Whirlpool-Wasser, in dem noch diverse Exkremente von Max Kruse schwimmen müssten, bevor sie Jochen Schropp und Marlene Lufen die Hand schütteln möchte. Was Leyla Lahouar-Heiter ihren Fans und der PBB-Gemeinde in der Stunde ihres Triumphes sagen will, bleibt leider audiotechnisch unhörbar, da der Pyro-Praktikant das lautstarke Jubel-Feuerwerk eine knappe Minute zu früh mitten in die Abmoderation von Schropp/Lufen zündet.

Die letzten Minuten "Promi Big Brother" sehen optisch daher dieses Jahr so aus, als wären Scooter für einen Spontangig auf der Aftershowparty vorbeigekommen. Hyper, Hyper sage ich da. Und bis nächstes Jahr zur 13. Staffel "Promi Big Brother". Bis dann!

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