Bis Tag sechs hat die Harmonie in der D-Promi-Instagram-Entzugsklinik auf dem ehemaligen Gelände der "Lindenstrasse" halbwegs gehalten, jetzt jedoch rückt der erste Zwangsauszug näher und der Ton wird rauer.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die 14 von Sat.1 handverlesen ausgewählten und anschliessend per Sender-Dekret zu Promis hochdegradierten erinnern verstärkt an das von Heidi Klums Model-Akademie-Festspielen entliehene Motto "Nur einer kann 'Promi Big Brother' gewinnen und nur einer kann die 100.000 Euro Siegprämie mit nach Hause nehmen!"

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Ähnlich wie im Klum'schen Auswahlverfahren mit Fotovergabehintergrund wird auch bei "Promi Big Brother" die Luft von Tag zu Tag dünner und irgendwann wird damit begonnen, regelmässig Anwärter auf den Titel schonungslos auszusortieren.

Anders als bei GNTM allerdings besorgt die Auswahl der unfreiwilligen Formatabbrecher kein Moderator, sondern im Regelfall die Zuschauer. Gelegentlich wird ein Exit auch per Challenge ermittelt, oder die Kandidaten stimmen intern ab.

So oder so, nachdem sich nun langsam der erste unverhoffte Abschied eines WG-Mitstreiters abzeichnet, zeigt sich das eine oder andere wahre Gesicht. Die aufkommende Nervosität ist verständlich. Niemand möchte per Rauswurf daran erinnert werden, dass seine Halbwertszeit als D-Promi sogar für PBB nicht mehr ausreicht. Und schon mal gar nicht als allererster von 14 Startprominenten.

Ab jetzt heisst es: Schauspieler vs. Reality-Stars

Mit diesem Überlebensdruck im Rücken formieren sich nach einigen Tagen voller Einklang, lustiger Familienanekdoten, Escort-Girl-Beichten und Dating-Trainingslagern so langsam taktische Fronten. Jochen Horst, in den 80ern mal als einer der "Erben der Guldenburgs" via ZDF-Mehrteiler bei ÖRR-Serien-Fans berühmt geworden, identifiziert die Trennungslinie so: "Jetzt ist es Schauspieler gegen Reality-Stars". Als unbeteiligte Chronistin würde ich besagte Lager nach der Horst'schen Kategorisierung erstmal so zusammenfassen:

Team Schauspieler:

Team Reality-Stars:

Schwer einer dieser Gruppen zuzuordnen sind lediglich Max Kruse als Ex-Nationalspieler und Bea Peters als Ex-Journalistin. Selbst ohne Diplom in Mathematik kann man hier per Schnellanalyse leicht feststellen: Das Reality-Team ist fast dreimal so gross. Auf dem Papier nicht verwunderlich, denn "Promi Big Brother" ist ein Reality-Format und kein Spielfilm.

Jahrelange Erfahrung mit Pöbelformaten für bildungsferne Gossip-Voyeure zeigt allerdings: Dass die grössere Gruppe zwangsläufig die übermächtige ist, ist in der Dynamik von Übermüdung, Hunger, Isolation, Kampf um Allianzen, Sympathien, Zuschauergunst, Sendezeit und Bleibegarantien sowie dem eigenen Ego der eine Reality-Star meist der grösste Feind des anderen Reality-Stars. Und dafür benötigt man eigentlich nicht mal eine dramatische Dreiecks-Konstellation wie zwischen Mike, Leyla und Elena.

Noch mal kurz als Disclaimer für alle, die die letzten zehn Reality-Jahre im Koma lagen: Mike war mal mit Elena zusammen. Beide haben eine Tochter. Seit vier Jahren ist Mike nicht mehr mit Elena zusammen. Inzwischen aber seit Januar mit Leyla. Und nun sind zur Krönung dieser Familienzusammenführung alle drei gemeinsam im "Promi Big Brother"-Container. Ein Schelm, wer Schlammschlacht dabei denkt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Reality-Formate mit Elena Miras sich stets ein Quell der vernunftbasierten Diskursfähigkeit entpuppten.

"Promi Big Brother": Wenn die Eier dicker als das Hirn sind

Nach tagelanger Kongruenz flackert im gesamten Cast plötzlich die Konkurrenzphobie auf. Alida weiss: "Wölfe kommen auch von hinten!" Mimi sucht "den grössten Teufel unter den Jungs" und Verena weiss von "Grüppchenbildung und Allianzen" und diagnostiziert: "Hier wird geschossen". Vermutlich vor allem von Jochen Horst, denn der kündigt an: "It's time to kill!" Völlig entspannte Stimmung also im Literaturcafé des Privatfernsehens, dem "Promi Big Brother"-WG-Container.

Um sich zumindest vom Schlagzeilen-Potenzial her weiter in die Spitzengruppe einreihen zu können, referiert Fussball-Enfant-Terrible Max Kruse nahtlos an der Stelle weiter, wo er mit Escort-Beichte und Bundestrainerschelte zuletzt im Whirlpool aufgehört hatte.

Nachdem er die WM 2014 aufgrund eines kurzen Stelldicheins mit einer Dame verspielt hatte, die hauptberuflich das Zurverfügungstellen sexueller Handlungen gegen Entgelt anbietet und er sich dabei von Co-Trainer Hansi Flick hatte erwischen lassen, verrät er 48 Stunden später ganz ohne Whirlpool auch noch, warum er zwei Jahre später auch bei der EM 2016 keine Rolle spielte: "Der Trainer hatte gesagt, mach mal bisschen ruhiger, aber meine Eier waren dicker als mein Gehirn."

Während eine anatomische Ferndiagnose eines mir bekannten, renommierten Orthopäden den Kopfumfang von Kruse auf mindestens 58 Zentimeter schätzt, muss man ob dieser wissenschaftlichen Facheinordnung klar attestieren: Kruses Eier müssen mindestens 59 Zentimeter Umfang haben.

Ich bin da keine Expertin, aber das scheint mir durchaus bemerkenswert massiv zu sein. Kein Wunder, dass Bundestrainer Jogi Löw letztendlich keine Verwendung für Kruse fand. Im Spiel ständig zwei Medizinbälle im Lendenbereich an sich runterbaumeln zu haben, ist tatsächlich ein Ausschluss-Kriterium, bei dem auch so mancher andere Trainer sich ebenfalls für die normalbestückten André Schürrle oder Julian Draxler entschieden hätte.

Kruses Eskapaden schlugen damals hohe Wellen. So soll er im direkten Vorfeld der EM 2016 unter anderem auf einer Party einer Journalistin ihr Handy aus der Hand geschlagen haben, nachdem diese ungefragt kompromittierende Bilder von ihm angefertigt hatte. Ausserdem soll er nach einer erfolgreichen Pokernacht 75.000 Euro Bargeld in einem Taxi vergessen haben. Isoliert betrachtet sicher ein sogenanntes Kerbholz, das fraglos eine Nichtberücksichtigung für den stets um grösstmögliche politische Korrektheit bemühten DFB nachvollziehbar macht.

Um fair zu sein: Es gab damals auch Mesut Özil

Öffnet man sich für einen etwas grösseren Kontext-Fokus, muss man allerdings erwähnen, dass damals ein Spieler wie Mesut Özil beschwerdefrei im Nationalteam ein und aus ging. Özil hatte immer schon eine private Einstellung, die mit problematisch noch nett umschrieben ist. Seit Dezember 2011 beispielsweise traf sich Özil regelmässig mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und lobpreiste diesen vor seinen vielen Millionen Followern auf Social Media.

2016 wurde im Rahmen der Veröffentlichungen der Enthüllungsplattform "Football Leaks" bekannt, dass Özil über Offshore-Scheinfirmen, Schweizer Konten und Strohmänner mutmasslichen Steuerbetrug begangen und Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben soll.

Später zeigte sich Özil auf einem Instagram-Foto mit dem Erkennungszeichen der rechtsextremen Grauen Wölfe, das er als Tattoo auf der Brust trägt. Die Grauen Wölfe sind für zahlreiche Morde verantwortlich und werden vom deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz aufgrund verfassungsfeindlicher Bestrebungen beobachtet.

Als Reaktion auf den Nahostkonflikt teilte Özil mehrfach manipulierte Landkarten, in denen das Land Israel ausgelöscht und durch "Palästina" ersetzt wurde. Nicht nur die ehemalige Bundesministerin Julia Klöckner ordnet ihn daher einem israelfeindlichen, hochgradig antisemitischen Milieu zu. Ob sich Jogi Löw mit dem Wissen von heute wünschen würde, er hätte damals besser Mesut Özil als Max Kruse aus Imagegründen des Kaders verwiesen, ist nie konkret ermittelt worden. Vielleicht äussert sich Jogi Löw ja beizeiten persönlich zu dieser Causa. Eventuell ja sogar bei "Promi Big Brother". Zur Teilnahme an der kommenden Staffel in 2025 ist er jederzeit herzlich eingeladen.

Mimi weiss nicht mehr, wie man kackt

Nach diesem kleinen Ausflug in die Karrierehistorie von Max Kruse jetzt aber schnell zurück zu der heilsamen Kindergartendramatik im PBB-Container. Dort steht nämlich eine Ranking-Session an, bei der die Kandidaten sich gegenseitig bewerten müssen. Drakonische Hasstiraden, Tränenmeere und zerstörte Freundschaften sind daher vorprogrammiert.

Bevor es losgeht, muss Mimi Fiedler nur noch mal schnell gross: "Ich habe mittlerweile verlernt, wie man kackt. Ich muss dringend auf Toilette, ich habe mich nämlich schon mal eingeschissen!" Mehr von Mimis Fäkalerotik gibt es übrigens auf ihrer neuen Single "Kack for Good", einer exkrementistischen Coverversion des Take-That-Klassikers "Back for Good". Ihr nervöser Stuhlgang ist verständlich, so kurz vor der Ranking-Aufgabe wird ihr unbehaglich: "Ich habe einfach nicht dieses Competition-Gen." Und das stimmt. Was sie stattdessen allerdings hat ist leider das berühmte "Auf die Nerven Gen".

Dann aber geht es an das berühmte Eingemachte. Männer und Frauen müssen sich gegenseitig in drei Kategorien kategorisieren: Wer ist nicht echt? Wer ist egoistisch? Wer hat den Sieg am wenigsten verdient. Bei den Männern ist recht eindeutig Mimi Fiedler am beliebtesten. Sie landet in allen drei Kategorien auf dem letzten, also besten Platz. Extrem schlecht schneiden Verena Kerth und Cecilia Aroso ab. Diese Ergebnisse decken sich, wie das Moderationsduo Schropp/Lufen verrät, übrigens weitestgehend mit der Einschätzung der Zuschauer.

Im obligatorischen Team-Game treten Cecilia und Matze Höhn gegen Jochen und Daniel Lopes an. Das reine Männerteam gewinnt. Wie immer hat das Ergebnis direkte Auswirkungen auf die sagenumwobenen Listen. Wer aus dem Gewinnerteam Nominierungsschutz erhält und welcher Verlierer auf der Nominierungsliste landet, entscheidet dieses Mal allerdings das gesamte D-Promi-Auditorium.

Dort entscheidet man sich für Daniel als schutzbedürftig und für Matze als zum Abschuss freigegeben. Die einzigen beiden, die bislang noch auf keiner der beiden Listen stehen, sind somit Jochen und Cecilia. Es ist daher davon auszugehen, dass beide das letzte Duell vor dem ersten Auszug absolvieren müssen. Wer gewinnt, verrate ich dann morgen direkt hier. Bis dann!

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