Fünfzehn Tage Untermiete in der "Lindenstrasse" gehen mit einem denkwürdigen Finale zu Ende. Quoten okay, Drama okay, Intrigen okay – die elementarsten Zutaten für einen wohlschmeckenden D-Promi-Auflauf konnten zwei Wochen auf dem Herd der Trivialitäten vortrefflich vor sich hin köcheln, um sich am Ende zu einem lästerkulinarischen Amuse-Gueule zu entfalten.
Diffamierungs-Geschmacksexplosion am Küchentresen der Intelligenz-Asketen. "Ex on the Beach"-Dauer-Coitus
Letzte Allianzen werden geschmiedet
Da das umfangreiche Regelwerk für Deutschlands zwölftbeste Reality-Rallye unter anderem vorsieht, dass nicht alle wichtigen Entscheidungen von den Zuschauern getroffen werden, sondern mitunter auch von den Bewohnern selbst, sind derartige Allianzen traditionell sehr beliebt und gelegentlich auch erfolgreich.
Darüber hinaus führen diese Leitlinien dazu, dass durch cliqueninterne Nominierungs- und Schutz-Absprachen genau die Kandidaten vor dem Bannstrahl der Fan-Jury vor den TV-Bildschirmen verschont bleiben, für die der Grossteil der Zuschauer bereits eine Kurzwahltaste zum Auszug ins Festnetztelefon programmiert hat. Ich verrate jetzt nicht, wer damit gemeint ist. Nur so viel: Es reimt sich auf Elias Bongiafahne.
Zum grossen Frust der absoluten Mehrheit des Wohnzimmer-Auditoriums trifft es dann im Halbfinale tatsächlich
Als Erinnerung hier kurz der Text zum dazugehörigen Smash-Hit: "Wir sind die fünf Freunde, Paulina und
Letzte Entscheidung vor dem Finale
Als erste Amtshandlung des Finalabends stehen nach einem desaströsen Auftritt in der Games-Arena mit den Schmäh-Schwestern Matthias und Paulina die staffelübergreifenden Cheflästerer auf der Nominierungsliste. Noch bevor Moderator
Gerade hatten sich Mattlina und Pautthias, die Goldmedaillen-Favoriten bei den Olympischen Spielen im Arschgeigen-Weitwurf, zu einer stänkeraffinen Mobbing-Allianz zusammengefunden, schon stehen sie sich gegenüber im Abmusterungs-Casting. Das Voting-Fallbeil des Sofa-Auditoriums verschont in dieser ersten Exit-Runde Paulina. Mimimi-Mangiapane ist der erste, der den Container am letzten Abend vorzeitig verlassen muss.
Nach einem weiteren grenzdebilen Spiel in der Games-Arena steht Paulina zum zweiten Mal in Folge in einem Exit-Shootout. Dieses Mal gegen den Wildcard-Teilnehmer Marco.
Wenige Minuten, nachdem die Zuschauer ihr sogar einen Voting-Duell-Sieg gegen Trash-Titan Matthias Mangiapane geschenkt haben, gilt sie gegen TV-Novize Marco bei den Social-Media-Kommentarspalten-Wettbüros fraglos als Favoritin. Nach einer kurzen Werbeunterbrechung, in der Jochen Schropp kurz von Köln-Bocklemünd in seine Wohnung nach Berlin und zurück joggt, weil er sich nicht sicher war, ob er das Bügeleisen korrekt ausgestellt hatte, steht dann auch schon fest: Unverhofft kommt oft. Paulina Ljubas folgt Matthias Mangiapane in die Reichweiten-Diaspora der Post-PBB-Zeit ohne Titelgewinn.
Comedian auf Abwegen
Anschliessend ist für dieses Jahr endlich Schluss mit Arena-Spielchen, bei denen die kognitive Tagesform der Container-Krawallcombo (also im Prinzip der Zufall) darüber entscheidet, wer seine Siegchancen wahren kann. Ab jetzt entscheidet nur noch König Kunde – der Zuschauer. Und der legt den Verteilungsschlüssel der Edelmetalle an diesem denkwürdigen Finalabend fest.
Nach einem unterirdischen Comedy-Auftritt von
Glasklar hingegen: Im Treppchen-Showdown der 11. Staffel "Promi Big Brother" geht die Bronze-Medaille an Peter Klein. Schon wieder Dritter. Bereits im Januar hatte er bei den grossen Dschungel-Festspielen des Trios Iris Klein, Peter Klein und Yvonne Woelke im Medienecho-Ranking den letzten, also dritten Platz belegt. Da muss man kein Nobelpreisträger sein, um sich ausrechnen zu können: Jetzt können nur noch Yeliz Koc oder Marco Strecker das grosse Haferflocken-Festival 2023 gewinnen.
Traditionell zieht der Quoten-Optimierungs-Beauftragte von Sat.1 die letzte Entscheidung der Staffel mit minutenlangen Best-of-Dokus und fanmotivierenden Ansprachen der beiden verbliebenen Finalisten endlos in die Länge. Auch Jochen Schropp wird noch mal zwischengeschaltet. Anschliessend folgt Werbung. Wenn jetzt noch kurz eine vorgezogene Silvester-Ansprache von Containerbundespräsidentin Patricia Blanco folgt, in der sie die magische Beziehung zwischen Vätern und Töchtern beschwört, würde mich das auch nicht mehr wundern.
Die Promi-Big-Brother-Königin 2023 ist Yeliz Koc
Als es endlich so weit ist, verkündet ein fast schon melancholischer Big Brother das Ergebnis der Fanumfrage 2023: Yeliz Koc, Deutschlands Promi mit dem schlüpfrigsten Nachnamen nach Nico Schwanz, ist die Gewinnerin von "Promi Big Brother 2023". Sie ist um eine einzigartige Erfahrung und 100.000 Euro reicher. Die Erfahrung kann ihr keiner nehmen, das Preisgeld wird sie grösstenteils ihrer Mutter schenken. Das jedenfalls hatte die Reality-Queen aus Hannover kurz zuvor angekündigt. Tränenüberwältigt stöhnt sie ein paar "Danke" in den Abendhimmel und umarmt minutenlang Silbermedaillen-Gewinner Marco.
Draussen vor dem Studio hocken alle ihre elf bereits aus der WG verbannten Ex-Mitbewohner und werden Zeuge der Yelizierung des Reality-TV-Abendlandes. Zwölf Container-Dropouts beklatschen den Sieg der durch eine Ohrfeige an Bachelor Daniel Völz überregional bekannt gewordenen Kosmetikerin.
Lediglich Neid-Mogul und Selftanning-Artist Matthias Mangiapane laboriert offenbar an einer spontanen Armlähmung und blickt so überrascht aus seinem BMI-optimierten Oversized-Hawaiihemd, als wäre er in den vergangenen 40 Jahren davon ausgegangen, dass man jüngeren Frauen, die ihn nicht für den grössten Entertainer des Landes halten, aus gesetzlichen Gründen nicht zujubelt. "Karma schlägt zurück", murmelt vor den Containertoren Dilara Kruse und fällt ihr nach dem letzten Auszug des Jahres als erste in die Arme.
Glückwunsch an Yeliz Koc. Verdienter Sieg! Das waren lästerintensive Tage – wir lesen uns zur 12. Staffel nächstes Jahr wieder! Bis dann!
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