Nun also ist es raus. Werner Hansch wird per Zuschauervoting zum Gewinner der diesjährigen Staffel "Promi Big Brother" erklärt. Der ehemalige Fussballkommentator hat damit nicht nur drei Wochen Dauerbeobachtung überstanden, sondern auch eine traditionell langweilige Finalshow. Zur Belohnung gibt es immerhin 100.000 Euro.
Da steht er also. Da steht er und schaut mit seinen 82-jährigen Augen gedankenversunken auf den Studiorasen. Werner Hansch gewinnt die diesjährige Ausgabe von "Promi Big Brother" und ist damit nicht nur der bislang älteste Sieger, sondern setzt auch eine Tradition der Show fort.
In der Regel gewinnt dort nämlich der am wenigsten nervige Teilnehmer, was – auch so eine Tradition – bei all dem inszenierten Unsinn und der unsinnigen Inszenierung allerdings nicht wirklich schwer ist.
Dass
Dass das so ist, liegt an Grundsätzlichem: Der zweifelhafte Reiz der Show liegt darin, dass sich die Promis redselig, vulgär, aufgebracht oder auch einfach nur nackig zeigen. Oder wie es die "Big Brother"-Stimme zu Beginn des Finales formuliert: "Die Staffel erreicht ihren Höhepunkt. Nach drei Wochen voller Spass, Streit, Wettkampf, Tränen, Liebe und Lust endet das Märchen mit einem Knall."
Langes Warten für Hansch, Kelly und Co. - und den Zuschauer
So weit, so richtig, nur die Sache mit dem Knall könnte falscher nicht sein, denn im Finale sind all der Spass, Streit und so weiter längst vorbei. Dort sitzen nur noch die Verbliebenen vier Kandidaten
Nach drei Wochen sind selbst die schmerzfreiesten Reality-Promis müde, dem Zuschauer für den Schlussakkord noch irgendeine Show zu liefern. Wer will denn schon in der letzten Ausgabe noch einen Streit anfangen? Der Job ist erledigt und so dümpelt das Finale von "Promi Big Brother" am Freitagabend zähe vier Stunden lang seinem Ende entgegen.
Da aber selbst Sat.1 eine vierstündige Show nicht nur mit Werbepausen, Rückblenden der "schönsten und emotionalsten Momente" und Aufrufen zu Anrufen aufschütten will, müssen sich die letzten Vier noch ein paarmal zum Affen machen.
Als Zwerge verkleidet spielen sie für eine Handvoll Minuten eine finale Runde Flüsterpost mit eher mittelprächtigem Unterhaltungswert.
Etwas später ruft die Showleitung die Kandidaten noch zum "ultimativen Finale-Quartett". Werner Hansch und Ikke Hüftgold spielen dabei gegen
Als Siegprämie dürfen Hansch und Hüftgold jeweils 15 Sekunden lang über ihren "emotionalsten Moment im Märchenland" erzählen. Erstaunlicherweise war das für Werner Hansch ein misslungener Einkauf.
Mischa Mayer: "Ruft für Werner an!"
Damit die Show aber nicht mit einem todlangweiligen Finale in Erinnerung bleibt, müssen die bereits ausgeschiedenen Teilnehmer noch einmal daran erinnern, wie aufregend die vergangenen Wochen doch waren. Claudia Kohde-Kilsch hatte "eine Mega-Zeit" und erlebte "ein super Abenteuer". Jasmin Tawil will sogar "ein supertolles Experiment" und "ein grosses Abenteuer" ausgemacht haben.
So eine kleine Erinnerung, warum man das Ganze überhaupt angeschaut hat, tut auch Not, denn erst nach knapp zwei Stunden erfährt der Zuschauer, dass Ikke Hüftgold der diesjährige Viertplatzierte ist. Eine weitere Stunde zieht ins Land, bis sich Kathy Kelly keine Hoffnungen mehr auf einen Sieg machen muss und am Ende ist es dann endlich kurz vor Mitternacht, als die "Big Brother"-Stimme Werner Hansch zum Sieger ausruft.
Vielleicht hat Hansch seinen Sieg seiner diplomatischen Art zu verdanken, vielleicht seinem Alter oder aber auch dem Wohlwollen seiner Konkurrenten. Zumindest erklärte Mischa Mayer, als er eigentlich Werbung in eigener Sache machen konnte, dem Zuschauer: "Ruft für Werner an, er hat es mehr verdient als ich!"
Das hat der Zuschauer dann auch gemacht und so geht ein wirklich, wirklich zäher und leidlich unterhaltsamer Fernsehabend doch noch märchenhaft zu Ende und Werner Hansch kann endlich gedankenversunken auf den Studiorasen schauen.
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