Mit Formaten wie "Der Bachelor" macht das Fernsehen Menschen, die nach Ruhm streben, zu "Stars". Wenn es bergab geht, gibt es Kakerlaken im Dschungel oder beim "Promiboxen" ordentlich auf die Zwölf. Dummerweise ist das nicht mal unterhaltsam.
In wenigen Tagen geht "Wetten, dass ..?" in seine letzte Saison. Drei Sendungen, dann ist Schluss. Das letzte grosse Schlachtschiff der Samstagabendunterhaltung wird für immer verschwinden. Nach 33 Jahren. Das mag viele freuen und noch nie hat ein Moderator so viel Dresche bekommen wie
Auf den ersten Blick sieht alles wie bei einer echten Sportveranstaltung aus. Einspieler mit schwitzenden Leibern, grenzdebile, markige Sprüche, starre Blicke beim Einlaufen in den Ring und Michael Buffer rumbelt, bis er ready ist. Sogar Schauspieler Ralf Richter sitzt im Publikum. Also alles wie beim richtigen Boxen. Bis es in den Ring geht. Da passiert so viel wie bei einem Kampf der Klitschkos. Also nichts.
Lustig sind die anderen
Das "Promiboxen" ist eine ebenso perfide wie geniale Idee. In Formaten wie "Der Bachelor", "Deutschand sucht den Superstar" und unzähligen anderen werden Durchschnittsbürger mit Geltungsdrang in Rekordzeit zu "Stars" hochsterilisiert, um einmal
Gleich zu Beginn heisst es: "Dies ist keine Spassveranstaltung." Recht hat das Moderationsteam. Eine Sportveranstaltung ist es aber auch nicht. Als erstes vermöbeln sich die Ex-Bachelors
Buschmann macht trotzdem hysterisch weiter, als wäre das der "Rumble In The Jungle" mit George Foreman und Muhammad Ali. Während die beiden unbeholfen aufeinander einprügeln schreit er: "Da ist der Papa stolz!" Natürlich, welcher Vater wäre das nicht, wenn sein Sohn es zum "Promiboxen" geschafft hat. Still ist er eigentlich nur, wenn das überbordende Dekolleté der Frau von Puffkönig Bert Wollersheim ins Bild kommt. Es verschlägt ihm mitten im Satz die Sprache. Mehrfach. Dagegen ist das Unentschieden des Kampfes eine Randnotiz.
Helene Fischer ist auch keine Lösung
Das wäre erträglich, wenn es bei der Konkurrenz besser wäre. Aber wer in der Werbepause zu RTL schaltet, sieht ein Mädchen mit zitternder Unterlippe in Grossaufnahme, kurz vorm Weinen. Dieter Bohlen ist zurück und mit ihm "Das Supertalent". Eine Werbepause später singen die üblichen Freaks "Atemlos" von
Dass dies auch durchaus tragisch sein kann, zeigt
Hysterisch wie ein Pitbull auf Crack zieht er in den Ring. Unweigerlich glaubt man, er würde sich gleich wie beim Wrestling einen Stuhl greifen und Da Don über den Schädel ziehen. Im Ring passiert dann – nichts. Legat macht die Augen zu beim Boxen, sein Gegner rennt weg. Der einzige Schlag, der seinen Gegner von den Beinen holt, ist ein Zufallstreffer. Das reicht für den Sieg. Traurig, aber wahr, wenn man bedenkt, dass Arthur Abraham seinen WM-Titel kurz darauf in der ARD höchstwahrscheinlich mit einem Bruchteil der Zuschauer verteidigt.
Klammern, prügeln, schimpfen
Der nächste Kampf wird als "Schlacht in Doppel-D" angekündigt. Dschungelkönigin Melanie Müller tritt gegen Yoga-Busenwunder Jordan Carver an. Buschmann sagt nur: "Was könnte ich jetzt für Sprüche machen!" Tut er nicht. Stattdessen sagt er Dinge wie "Heide Röslein!" Schlimmer hätten die Sprüche auch nicht sein können. Derweil prügeln die Damen aufeinander ein, als ginge es um das letzte Silikonkissen. Sie klammern, prügeln, schimpfen. Das ist zwar auch kein Boxen, aber wenigstens unterhaltsam. Am Ende triumphiert Melanie Müller in wie-immer-diese-Klammersportart-auch-heisst.
Nach drei Stunden ist es fast geschafft. Lukas Cordalis, Sohn von Costa "Anita" Cordalis, tritt zum letzten Kampf an. Er kündigt sich vollmundig als mehr oder weniger direkten Nachfahren der Spartaner an: "Den Film '300' gesehen?", fragt er. Doch offenbar hat er aus dem Schlachtenepos vor allem das Einölen und Aufmalen seines Six-Packs übernommen. Der 46-jährige Marcus Schenkenberg, ehemals bekanntestes Männermodel der Welt, schafft es, ihn vier Runden lang durch den Ring zu treiben und dabei sein laut Klatschpresse gerade frisch operiertes Gesicht ausser Reichweite zu halten. Dann renkt er sich die Schulter aus und Cordalis gewinnt. Ohne einen Schlag gelandet zu haben. So ungerecht kann Sport sein. Wenn das hier welcher wäre.
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