"Ein Potpourri voller Schrott und voller Geschrei", prophezeite Melanie Müller mit Blick auf ihre neuen Kollegen bei "Promis unter Palmen". Da konnte sie noch gar nicht ermessen, was bereits in Folge eins am Montagabend alles passieren sollte. Den viel zu schnellen Tiefpunkt der Show setzte ein adoptierter Prinz mit homophoben Äusserungen. Und Sat.1 liess ihn machen.
Vor gut einem Jahr startete Sat.1 mit "Promis unter Palmen" eine neue Reality-Show, in der zwei Handvoll Promis in eine Villa gesteckt wurden, um sich unter Zuhilfenahme von Alkohol und bei Kindergeburtstagsspielchen die Köpfe einzuschreien. Was der Zuschauer dort in den folgenden Wochen zu sehen bekam, war nicht nur Trash-TV, es war ein Schrecken ohne Ende und ein Ende mit Schrecken.
Das Theater, das die Promis um
Sat.1 hatte damals, auch wegen eines Videos, in dem sich
"Promis unter Palmen": Bodyshaming und Homophobie
"Allgemein kann man es sehr schön haben hier die nächsten Tage", glaubt
Auch die anderen bleiben ihrer Rolle, oder auch ihrer Persönlichkeit, treu und so ist irgendwann die Hütte voll und die Promis können damit loslegen, wofür sie angeheuert wurden. Mit einem an
Homophobie bei "Promis unter Palmen": Und Sat.1 macht fröhlich weiter
Als die Gruppe abends beisammen sitzt, fallen seitens des "Prinzen" homophobe Äusserungen gegenüber
Nun könnte man seitens Sat.1 natürlich wenigstens im Anschluss an die Szene ein Statement setzen und den adoptierten Bordell-Prinzen vor die Tür setzen, aber Sat.1 zeigt lieber eine Poolparty der Promis. "Zur Zerstreuung". Bereits in Folge eins und nach 50 Minuten jeden Tiefpunkt der vergangenen Staffel zu unterbieten, indem man erst Bodyshaming und dann noch homophobem Gedankengut ohne Konsequenzen Raum gibt - da gehört schon Einiges dazu.
Da hilft es auch nicht, wenn der Off-Sprecher ein kurzes "homophoben Verbaldurchfall" hinschnoddert und der homophobe "Prinz" am nächsten Tag diesen "Verbaldurchfall" noch einmal unter dem Deckmantel einer Aussprache mit Bähm wiederholen darf. Denn auch da glaubt er immer noch, dass Schwulenfeindlichkeit eine "Meinung" sei.
Das Fazit des "Prinzen": "Ich hab' sehr viele schwule Freunde, aber die überreden mich nicht, dass ich schwul sein besser finde als hetero. Die sollen machen, was sie wollen, ich akzeptiere das. Die sollen aber auch nicht vor meinen Augen rumknutschen miteinander und so Zeugs. Kann ich alles nicht brauchen."
Nichts aus der Vergangenheit gelernt
Und nein, es hilft auch nicht, wenn man sich während der Show via Twitter hinter einer Aussage von Kathy Bähm versteckt und den verärgerten Usern mitteilt: "Wir verstehen eure Entrüstung. Wir haben das lange diskutiert, aber es ist auch ein wichtiges Thema, das nicht verschwiegen werden darf - wie Katy selbst sagt." Man kann Homophobie auch in ihrer Widerlichkeit zeigen und gleichzeitig Konsequenzen ziehen, indem man solchen Leuten sofort einen Riegel vorschiebt. Sat.1 hat sich an diesem Montagabend nur für eine der beiden Möglichkeiten entschieden.
Und so bleibt es den Promis selbst überlassen, den homophoben Prinzen aus dem Verkehr zu ziehen. Bei der Nacht der Entscheidung muss sich die Hälfte der Promis zwischen Patricia Blanco und von Anhalt entscheiden. Doch statt ein eindeutiges Statement abzugeben, wird der homophobe "Prinz" mit denkbar knapper Mehrheit und warmen Worten verabschiedet.
Nun hätte Sat.1 reichlich Gelegenheit gehabt, auf die Szenen des "Prinzen" zu reagieren. Im Vorfeld der Ausstrahlung, beim Schnitt, durch Konsequenzen, ein Statement auf der Webseite (Sat.1 spricht dort lediglich von "einer Auseinandersetzung") und so weiter. Ein paar Tweets abzusetzen, als die Empörung bei Twitter während der Ausstrahlung zu gross wurde, war die denkbar schlechteste, weil scheinheilige Reaktion. So ist die Antwort auf die Frage, was Sat.1 nach der ersten Staffel gelernt hat, so schlicht wie traurig: nichts.
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