Pickel, Penis, Provokationen: In Folge zwei von "Promis unter Palmen" erntet Sat.1, was es gesät hat. Claudia Obert und Désirée Nick geraten in einen hässlichen Streit. Während das Hirn der Zuschauer dabei spontan auf Notfallversorgung umschaltet, präsentiert der Yotta seinen kleinen Bastian. Selten war Fernsehen schlimmer.

Christian Vock
Eine Kritik

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Man hätte es ja ahnen können. Wenn Sat.1 eine Show "Promis unter Palmen" nennt, dann weiss man, dass man es wahrscheinlich nur mit echten Palmen zu tun bekommt, nicht aber mit echten Promis. Wenn der Zusatztitel dann aber auch noch "Für Geld mache ich ALLES" lautet, müsste jedem Trash-TV-Gucker klar sein, dass die falschen echten Promis dieses Versprechen auch halten werden.

Ein Blick auf die Teilnehmerliste lässt das zumindest vermuten, denn die Kandidatinnen und Kandidaten eint eine Sache: Bei den 15 Minuten Ruhm, von denen sie glauben, sie stünden ihnen zu, stehen sie bereits knietief im Dispo. Daher wird jeder Teilnehmer versuchen, seine Bildschirmpräsenz noch auf Teufel komm raus auszureizen, bevor das Ruhmes-Konto irgendwann gesperrt wird.

Das Einzige, was die "Palmen"-Promis voneinander unterscheidet, ist die Herangehensweise, wie sie an Ruhm und Geld gelangen möchten. Hier agiert jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. In Folge zwei haben sich Matthias Mangiapane, Claudia Obert, aber vor allem Désirée Nick für eine spontane Maximaleskalation als Mittel der Wahl entschieden.

"Promis unter Palmen": die Ruhe vor dem Sturm

Damit der Zuschauer die Fallhöhe des Tages richtig einschätzen kann, lässt Sat.1 den Mann vom Schnitt vor der Eskalation aber erst einmal die passenden Sprüche zusammenstellen. Bei der morgendlichen Beschwörungsrunde von Bastian Yotta darf jeder Teilnehmer äussern, was er sich für den anstehenden Tag wünscht.

"Ich wünsch' mir, dass wir einen streitfreien und einen harmonischen Tag haben", erklärt Meister Yotta und Tobi ist dabei an seiner Seite: "Ich wünsche mir, dass man gut miteinander umgeht." Dem möchte sich Eva Benetatou gerne anschliessen: "Ich wünsche mir Harmonie und Ehrlichkeit meiner Mitmenschen hier drin."

So weit ist also erst einmal das Harmoniebedürfnis zum Ausdruck gebracht und es ist an Nadine Pink, diesem Bedürfnis erste Risse zu verleihen: "Es liegt was Komisches in der Luft", erklärt die Sächsin, und dass sie mit "was Komisches" keinen Clownsauftritt gemeint haben kann, dafür sorgen in den folgenden Minuten Claudia Obert, Matthias Mangiapane und vor allem Désirée Nick.

Es beginnt mit einer Nichtigkeit. Nachdem man sich auf allen Seiten gegenseitig in Rage geredet hat, sorgt ein Spruch von Obert beim dauerempörten Mangiapane für einen noch geschwolleneren Kamm, als sonst. Mit der grammatikalisch zweifelhaften Selbsteinschätzung "Ich bin schlimmer wie die Pest", stürzt sich Mangiapane wie aus dem Nichts auf sein argloses Opfer.

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Désirée Nick: "Du wirst sowas von plattgemacht!"

Wegen eines herumliegenden Geschirrtuchs und eines vermeintlich falschen Gesichtsausdrucks platzt es aus Mangiapane heraus und mit einem "Du bist eine Lügnerin!" glaubt Désirée Nick offenbar, Mangiapane habe nach der Kavallerie gerufen. Es folgen eine Schubserei und eine verbale Entgleisungsorgie: "Wenn du dich um das Fernsehen sorgst, dann bewege deine Fresse aus der Kamera", schreit die Nick hysterisch und will gar nicht mehr aufhören: "Halte dich zurück! Du wirst sowas von plattgemacht mit deiner verlogenen Lebensgeschichte!"

Obert versucht verzweifelt, die Nick an allgemeinverbindliche Anstandsregeln zu erinnern, aber da ist schon längst nichts mehr bei der Nick zu holen. Bastian Yotta fasst die Situation später so zusammen: "Wenn ich ein Sohn wäre und würde meine Mutter so im Fernsehen sehen, würde ich mich in Grund und Boden schämen."

Roland Schill hingegen wähnt sich als Zeuge eines historischen Moments: "Das ist ganz grosses Kino, Leute", versucht er den anderen zu erklären und man muss ihm sagen: Nein, ist es nicht. Das ist kein Kino und schon gar kein grosses. Das ist unwürdig und als Zuschauer hat man Angst, dass sich jede Sekunde das eigene Gehirn vom Acker macht und zum Abschied sagt: "Dankeschön, das war's. Jetzt ist gut, du hast sie doch nicht mehr alle!"

Eva Benetatou muss gehen

Und als der Nick-Obert-Streit wenig später erneut eskaliert, sich der Yotta im Beisein seiner Mitbewohnerinnen den Busch stutzt und sich nach Sprüchen wie "Habe meiner Freundin zu Hause versprochen, nicht mit meiner Männlichkeit zu prahlen" von Eva Benetatou einen Pickel am Ohr ausdrücken lässt, dann möchte man die ganze Bande am liebsten mit dem Besen aus dem Fernseher scheuchen.

Es sind die Geister, die Sat.1 rief, die hier unter sämtlicher Umgehung aller Anstandsregeln auf dem Bildschirm ihr Unwesen treiben – eben jeder nach seinen Möglichkeiten. Tobi Wegener merkt hingegen, dass er in diesem Spiel um Ruhm und Geld nur Kreisklassen- und nicht Bundesliga-Niveau hat. Der Streit setzt ihm sichtlich zu und als ausgerechnet er am Ende entscheiden muss, ob Eva oder seine Ex-Freundin Janine Pink bleiben darf, entscheidet er sich für seine Ex, auch, wenn die Trennung nicht reibungslos war: "Ich möchte, dass Frieden zwischen uns ist."

Aber auch wenn Folge zwei zumindest für die beiden ehemaligen Streithähne versöhnlich endet, bleibt unter dem Strich Trash-TV-Unterhaltung, für die sich selbst "Das Sommerhaus der Stars" schämen würde und der Zuschauer ist sich sicher: Den zweifelhaften Ruhm können die Promis gerne behalten, aber hier bekommen definitiv die Falschen das Geld.

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