Mit der sehr naheliegenden Idee, die beiden Erzfeindinnen Iris Klein und Yvonne Woelke bei "Promis unter Palmen" aufeinandertreffen zu lassen, hat Sat.1 zwei Folgen lang die Nerven der Promis und der Zuschauer strapaziert. In Folge vier läuft der Streit nun auf seinen Höhepunkt zu. Da kommen die anderen Promis allerdings ein bisschen zu kurz. Oder wie es Melody Haase formuliert: "Wo kommt denn die Banane her?"

Christian Vock
Eine Kritik
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Achtung, Spoiler! Folge vier von "Promis unter Palmen" ist seit 3. März bei Joyn zu sehen, aber erst am 10. März bei Sat.1.

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Alkohol, Kinderspielchen, Langeweile, das Versprechen von Geld und Reichweite, allerlei Entbehrungen und Kandidaten mit geringer Impulskontrolle und noch kürzerer Zündschnur – das sind die Grundzutaten einer jeden Reality-Show, damit es auch ordentlich rumst. Eine wichtige Zutat fehlt aber noch: die Pause. Denn nur, wenn alle irgendwann einmal die Klappe halten, kann aus all dem auch so etwas wie Unterhaltung entstehen – wie auch immer man Unterhaltung für sich definiert.

Denn wenn alle nur noch streiten, ist es keine Unterhaltung mehr, sondern einfach nur Lärm – und davon gibt es schon genug. "Das Sommerhaus der Stars" musste diese Erfahrung bereits machen und auch "Promis unter Palmen" sollte nach seiner Mobbing-Staffel eigentlich klar sein, dass es auch im Reality-TV ein "genug" gibt. Und so legten in der vergangenen Folge die drei Erzfeindinnen Yvonne Woelke, Iris Klein und der Schnitt beim Streit um die angebliche Männer-Ausspannerei eine Pause ein und gaben so für Reality-Sternchen Kim Virginia die Bühne frei.

Iris Klein: "Für mich ist es seelische Grausamkeit jeden Tag hier"

Doch weil ihre Aufführung allzu geplant, selbstdarstellerisch und vulgär geriet, war Kim Virginia schneller weg, als Claudia Obert "Schampus" rufen kann. Nun hat also Kim Virgina Pause, Zeit für Sat.1, den Streit zwischen Klein und Woelke in Folge vier wieder aufzunehmen und man kann sich vorstellen, wie die Produktionsmitarbeiter geschwitzt haben müssen, als Claudia Obert mit einem Vorschlag an die beiden Dauer-Duellantinnen herantritt: "Vielleicht kriegen wir das hin, dass du Yvonne nicht mehr als Verbrecherin siehst und dass ihr zwar keine Freundinnen werdet, aber dass ihr euch …", beginnt Obert, ehe sie von Klein unterbrochen wird: "Ich wünsch' dir alles Gute mit meinem Ehemann, zufrieden?"

"Mich versteht nur ein Mensch, der wirklich schon mal geliebt hat", sucht Klein Halt bei den wenigen zig Millionen Menschen, die neben ihr ebenfalls das Schicksal der Liebe ereilt hat, während Woelke die anderen Kandidaten mit Hintergrundinformationen über den damaligen Beziehungsstatus von Klein und ihrem Ex-Mann Peter versorgt: "Man darf nicht vergessen, dass die davor die Jahre auch Stress hatten. Die wollten sich davor trennen." Klein indes hat nicht vergessen, wo sie vor der Kim-Virginia-Pause stehengeblieben war: Woelke mit Entmenschlichungen zu überziehen: "Dieses Furunkel würde ihre eigene Grossmutter verkaufen am Grabstein, wenn sie dafür eine Sendezeit bekommt."

Doch bevor es schon wieder zu monothematisch wird, unterbricht Sat.1 den Streit mit einem Spiel, wer vor der nächsten Nominierung geschützt ist und sein Team in das kommende Teamspiel als Kapitän führen wird. Weil dabei Chris Manazidis und Nikola Glumac als Sieger hervorgehen, ist die Zukunft von Woelke und Klein in der Villa ungewiss, ein Zustand, der Klein aufs Gemüt schlägt: "Für mich ist es seelische Grausamkeit jeden Tag hier", findet Klein, denkt dabei aber nicht an die Zuschauer, die sich bei Kleins Dauerthema das Gleiche denken. Aber Sat.1 denkt gar nicht daran, hier erneut eine Pause einzulegen – im Gegenteil.

Ein "überraschender" Auftritt

Denn der Sender schickt den Promis kurze Videobotschaften von zu Hause, doch das entpuppt sich im Fall Klein/Woelke als trojanisches Pferd. Denn natürlich kommen Woelkes Grüsse nicht vom Nachbarn oder dem Schwippschwager, sondern von: Peter Klein. Ja, das ist der Ex-Ehemann von Iris, das Corpus Delicti, der Stein des Anstosses, der Grund der Gründe oder wie es Iris Klein formuliert, als ihr Ex anfängt zu sprechen: "Halt die Fresse!"

"So viele Freunde hab ich nicht mehr, der einzige, der noch übriggeblieben ist, ist Peter", erklärt Woelke, warum sich die Produktion an Peter Klein gewandt hat, denn sie selbst habe keinen Namen angegeben. "Ich wollte einfach nur niemanden angucken und ich dachte so: Oar, wie komme ich hier wieder raus?", erklärt Woelke über die Minuten, in denen sich die Gruppe das Video ansieht. Viel muss sie gar nicht machen, um rauszukommen, stattdessen übernimmt Klein die Arbeit: "Die haben sich verdient, denn beide sind in meinen Augen Schmutz", macht Klein mit ihrer Selbstdemontage weiter.

Insgesamt detoniert der virtuelle Peter Klein aber wohl nicht so, wie es sich Sat.1. erhofft hat, also muss der Schnitt auf eine Nebenepisode zurückgreifen und da bieten Nikola Glumac und Melody Haase wieder ihre Körper und die bisher etwas dahin geschluderte Liebelei an. Die beiden lümmeln nämlich im Pool und da ruckelt Haase so lange auf Nikolas Schoss herum, bis der kleine Nikola sich vor Freude erhebt. Woher wir das wissen? Weil Glumac voller Ungeniertheit die Wölbung in seiner Badehose dort präsentiert, wo jeder andere einfach unter Wasser geblieben wäre.

Das Finale im Klein-Krieg

Wenig später zeigt Glumac dann noch an Claudia Obert seine jüngst von Cosimo Citiolo erlernten Strip-Bewegungen und Melody Haase stellt dabei die einzige Frage, die so noch nicht bei "Promis unter Palmen" gestellt wurde: "Wo kommt denn die Banane her?" Mit "Banane" meint Haase zum Glück tatsächlich eine Banane, trotzdem ist das Ganze derart ermüdend dummes Fernsehen, dass man sich fast freut, dass Sat.1 noch einmal die Geschichte zwischen Klein und Woelke hervorholt.

Denn Nikola Glumac nominiert nach dem verlorenen Teamspiel neben Claudia Obert auch Yvonne Woelke. "Das ist auf jeden Fall Karma. Das geschieht ihr zu Recht, das hat sie verdient", findet Iris Klein sofort. Und mit geschickten Schnitten und gezielten Fragen baut Sat.1. noch ein bisschen Spannung auf, wie die Abrechnung von Klein mit Woelke wohl ausfallen wird, kann man doch davon ausgehen, dass die anderen Woelke hinauswählen werden. So passiert es auch, doch den Paukenschlag hat man vorher nur deshalb so aufgebaut, weil Klein sich für eine scheinbar grosse Geste entschieden hat.

Denn statt Woelke nach all den Beleidigungen der letzten Tage noch einmal zu beschimpfen, wählt Klein diese Worte: "Zuerst reich ich dir meine Hand und entschuldige mich für die Schimpfwörter, die ich hiergelassen habe. Aber ich bin halt ein sehr emotionaler Mensch und da passiert so was leider mal. Ich bin keine gelernte Schauspielerin wie du. Nichtsdestotrotz bist du in meinen Augen sehr kaltherzig und deswegen schicke ich dich heute gerne nach Hause."

Kein "krasser Move" – aber egal

"Was für ein krasser Move", findet Nikola Glumac, aber der hielt es kurz zuvor ja auch für eine gute Idee, seine erektionsverbeulte Badebuxe in die Kamera zu halten. "Krass" ist der Move von Klein allerdings in einer anderen Hinsicht, denn zum einen kommt die Entschuldigung nach all den menschenverachtenden Beleidigungen reichlich schlecht verpackt und noch schlechter geplant daher. Vor allem aber braucht Klein nun eine neue Identität, um in dieser und weiteren Shows noch interessant zu bleiben.

Denn, und das ist die gute Nachricht an Kleins "Move": Auch wenn Yvonne Woelke die Entschuldigung als Versuch Kleins wertet, gut dazustehen – die Geschichte der betrogenen Ehefrau scheint nun endlich auserzählt: "Dass ich diese Frau hasse, das, glaube ich, kann jeder nachempfinden, aber ich habe meinen inneren Frieden gefunden. Jetzt ist das Affentheater vorbei", verspricht Klein jedenfalls. Und auch, wenn das vielleicht ein leeres Versprechen ist, hat der Zuschauer endlich das, was er am meisten von diesem Thema gebraucht hat: eine Pause.