• Ein Camp, ein paar streitlustige mehr oder weniger bekannte „Stars“, fertig ist die neue ProSieben-Show „Das grosse Promi-Büssen“.
  • Von Reue ist in der ersten Folge aber nicht viel zu sehen.
  • Stattdessen wird krakeelt, was das Botox hergibt.
Eine Kritik
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Gleich am Anfang fragt der Sprecher: "Wie jede andere Promi-Show?" Und versucht jegliche Zweifel zu zerstreuen, dass es sich hier um ein Format handelt, wie all die anderen TV-Sendungen mit zweifelhafter Besetzung.

Es gibt Ausschnitte von Feldbetten, Overalls, Menschen, die zusammengekauert sitzend an Zigaretten ziehen, sich durch Schlamm wühlen und lauthals anbrüllen. Kommt bekannt vor? Genau, "Das grosse Promi-Büssen" ist der nächste Versuch, irgendwie an den Erfolg von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" anzuknüpfen.

Nur statt im Dschungel sitzen die Fernseh-Krakeeler in den Bergen und essen Linsen als Reis- und Bohnen-Ersatz. Wie einfallsreich.

Um den maximalen Stänker-Bonus zu erzielen, hat ProSieben vor allem bekannte Leistungsträger verpflichtet. Darunter gleich fünf Ex-Dschungelcamper: Helena Fürst, Gisele Oppermann, Elena Miras und Daniele Negroni.

Der Rest tauchte bereits in ähnlich ausgerichteten Formaten auf oder ist selbst nach C-Promimassstäben so unbekannt, dass ein Film eingespielt werden muss, um zu erklären, wer sie sind. Zum Beispiel Influencerin Tessa Hövel, die im Corona-Lockdown ihren Geburtstag feierte. Andere Promis werden so britischer Premierminister. Tessa muss zu ProSieben.

Die grosse Läuterung

Ziel von "Das grosse Promi-Büssen" soll aber eine grosse Läuterung sein. Getreu dem Motto: "Ich möchte, dass die Öffentlichkeit eine andere Seite von mir sieht", wie es Elena Miras ausdrückt. Vollkommen übersehend, dass diese eine Seite der einzige Grund ist, warum diese Art Promis seit Jahren durch die immer gleich gearteten Sendungen tingeln können.

Die Zutaten sind die ewig gleichen: Plumpsklos, ein Lager zwischen Boot-Camp und Schrottplatz, blank liegende Nerven. Hinzu kommt eine schnarchende Helena Fürst, die den ganzen Schlafsaal wach hält und am nächsten Morgen Gisele Oppermann die letzte Banane wegfrisst. Was folgt, sind die üblichen Keifereien wegen einer Nichtigkeit. Alle tun das, wofür sie gecastet wurden: Helena Fürst schreit, Gisele Oppermann heult, Elena Miras regt sich auf. Pardon, hat "Temperament".

Aber sollen die Promis nicht büssen? Das können sie beim ersten Spiel, einer Art Schlammcatchen um einen alten Motorradreifen. Schon nach wenigen Minuten wird Daniele Negroni mit dem Krankenwagen abtransportiert. Das Knie von YouTuber Simex hat den Kopf des Ex-"DSDS"-Kandidaten mit einem Fussball verwechselt.

Autsch. Gewinner gibt es bei dieser Show aber sowieso nicht, denn statt Preisen für die Sieger werden immer nur die Verlierer bestraft. In diesem Fall dürfen sie sich zwölf Stunden lang nicht den Schlamm abwaschen.

Höhepunkt der Show ist "Die Runde der Schande". Auftritt Olivia Jones, in eigenen Worten: "Ich bin dein schlechtes buntes Gewissen." Matthias Mangiapane muss als erster vors Tribunal. Seine Daseinsberechtigung bei „Das grosse Promi-Büssen“: die Bräunungs- und Zahnbleaching-Industrie unterstützen sowie ein äusserst loses Mundwerk.

Die besten Beispiele bekommt er von Jones präsentiert. Die Reue lässt auf sich warten. Nach seinen Tiraden gegen Claudia Obert im "Sommerhaus der Stars" grinst er nur und sagt: "Was möchtest du jetzt hören?" Olivia Jones seufzt und antwortet: "Da hast du eine richtige Hassfratze."

„Ich kann mich nur entschuldigen“ – will aber eigentlich nicht

So geht es eine Weile weiter, bis Jones den Joker zieht: "Was sagt deine Familie dazu?" Verkniffener Gesichtsausdruck, zumindest dilettantisch gespielte Reue: "Ich kann mich nur entschuldigen." Die Betonung liegt auf "kann". Was er mit dieser Satzkonstruktion unterlässt. "Ich hoffe nur, dass ich stark genug bin, dass man solche Szenen nie wieder von mir sieht", schiebt Mangiapane noch hinterher. Zeit zum Nachdenken hat er jetzt genug. Jones verdonnert ihn zum Latrinendienst.

Fehlt nur noch …? Genau, kein Promi-Format ohne Nominierung. Da das Geld offenbar knapp war, treten die "Stars" mit "Ich packe meinen Koffer" gegeneinander an. Die fünf, die zuerst herausfliegen, stehen zur Nominierung, zwei von ihnen müssen um den Verbleib im Camp kämpfen. Es ist wenig überraschend Helena Fürst, die sich meckernd durch zwei Sendestunden gearbeitet hat und Tessa Hövel, die sowieso niemand kennt. Sie müssen sich mit brennenden Bällen bewerfen. Ja, genau, mit brennenden Bällen. Echt jetzt.

Und weil Tessa versucht, ein ums andere Mal den Ball zu fangen (und danebengreift), statt auszuweichen, gewinnt Helena zum Unwillen aller und kehrt ins Camp zurück. Irgendjemand muss bei "Das grosse Promi-Büssen" schliesslich schlechte Laune verbreiten und die Stimmung weiter aufheizen. Oder wie sagt es Matthias Mangiapane so schön: "Das hat mich sehr verletzt, dass da wieder nur Sachen gezeigt wurden, die von Negativität geprägt sind."

Aber sonst hiesse dieses Format schliesslich "Das grosse Promi-Kuscheln".

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