In der vierten Ausgabe seiner Comeback-Show "Du gewinnst hier nicht die Million" machte Stefan Raab das drohende Ende des Senders 3Sat zum Thema und beschwerte sich darüber, dass Lars Eidingers Geschlechtsorgan dort als Kunst verstanden wird, "bei RTL+ hingegen Trash wäre". Auch ein aus dem Jahr 1994 stammendes Interview mit Sahra Wagenknecht fiel dem Moderator in die Hände. Und natürlich musste sich Kai Pflaume wieder einiges anhören. Unter anderem einen Song, den Raab jetzt eigens für ihn komponierte.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Stefan Raab sollte schön langsam wieder in die Gänge kommen. Nach einer für RTL+-Verhältnisse sehr anständigen Auftaktshow am 18. September verlor dessen neues Format "Du gewinnst hier nicht die Million", das jeden Mittwoch um 20:10 Uhr online bei RTL+ auftaucht, zuletzt doch deutlich an Zusehern. Und zwar fast die Hälfte.

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Vielleicht kann dem inzwischen 57-jährigen Raab "Dschungelcamp"-Moderator Jan Köppen ein wenig unter die Arme greifen. Der löste Raabs Adlatus Elton ab und durfte am Mittwochabend erstmals den Spielleiter geben. Dass Elton nach drei Folgen das Feld räumen musste, war allerdings von Anfang an geplant.

Stefan Raab beklagt Doppelmoral

Zu Beginn seines Stand-up-Parts ging Raab auf die drohende Einstellung des Senders 3Sat ein. Dessen Fans seien total verzweifelt – und zwar alle beide, kalauerte der Comebacker der Nation halblustig. "3Sat ist ein toller Sender. Man sieht überall sonst nur noch Schwänze, Bumsen und Kotzen. Und da wollen wir wirklich in Zukunft auf die 3Sat-Hochkultur verzichten?", fragte Raab, der daraufhin einen Zusammenschnitt aus einem Film präsentierte, welcher am Tag der Deutschen Einheit auf 3Sat gelaufen war. In der Bildermelange trabt Schauspieler Lars Eidinger zunächst im Adamskostüm in einer Wohnung herum, bespasst danach eine Frau in der Horizontalen und muss sich schliesslich auf der Toilette übergeben. "Das ist eine unfassbare Doppelmoral. Wenn Lars Eidinger splitternackt bei 3Sat rumläuft, dann ist das Kunst. Wenn er seinen Pimmel bei RTL+ auf der Bumsinsel zeigt, ist es Trash", beschwerte sich Raab.

Auch Politikerin Sahra Wagenknecht, die Raab als die "Helene Fischer des Kommunismus" bezeichnete, bekam an diesem Abend ihr Fett weg. Eingespielt wurde ein Interview aus dem Jahr 1994 mit der heute 55-Jährigen, in dem sie offenbarte, dass sie lieber tausendmal ihr Leben in der DDR verbracht hätte, als in dem Deutschland, in dem sie jetzt leben müsse. "Na klar, eine Jugend ohne die ganzen nervigen Bananen, Talahons und Vitamin-C – supergeil, oder? So unbeschwert wie in der DDR wäre ich auch gerne gross geworden", versuchte sich Raab erneut in Ironie. Apropos Deutsche Einheit: Dass man Sender wie 3Sat, die dem Bildungsauftrag grosso modo gerecht werden, eventuell nicht einstellen sollte, zeigte eine Sequenz aus dem ProSieben-Format "taff". Im Rahmen einer Umfrage wollte die Reporterin von einem etwa 30-Jährigen wissen, wie viele Jahre die Mauer Berlin teilte. "Ich sag' mal 120 Jahre", lautete dessen Antwort.

Kai Pflaume erneut Zielscheibe

Und wer war am Mittwochabend zum wiederholten Male Zielscheibe von Raab? Richtig! Kai Pflaume. In der Woche zuvor forderte Raab seine Zuseher auf, zu bestimmten Minuten in der Sendung zu springen, sich das in diesen jeweils erste gefallene Wort zu notieren und dann alle drei Wörter unter einem bestimmten Instagram-Video von Pflaume zu posten. "Um 20:10 Uhr ging die Sendung auf RTL+ los, zwei Minuten später hat Kai Pflaume seinen Post gelöscht. Jetzt konnten wir den Gewinner nicht ermitteln!", quengelte Raab, der aber mit einer neuen Idee antanzte.

"Es ist so: Kai Pflaume bemüht sich seit 2011 auf Instagram. Seit 13 Jahren strampelt er sich im wahrsten Sinne des Wortes ab. Er fährt jede Woche fünfmal mit dem Fahrrad um den Starnberger See, rennt 23 Mal um die Alster, klettert auf die höchsten Berge und versucht seit 13 Jahren unermüdlich alles. Und trotzdem packt er die Million Follower einfach nicht", stichelte Raab, der seinen Kollegen zur Mille verhelfen will und hierfür eigens das Lied "Folgt dem Kai!" schrieb, das er dann am Klavier vortrug und dessen Text wie folgt lautet:

"Der erste Insta-Post von Kai:
Ein Foto von 'nem Sorbet.
Das war echt krasser Scheiss.
Doch es wurde krasser every Day.

Er joggt heut wie ein Champ.
Ansonsten fährt er Rad.
Er trifft die grössten Stars.
Doch es gibt eines, was er nicht hat.
Und das ist so traurig.
Er hat nicht mal eine Million Insta-Follower.
Und das ist so traurig.
But it's never too late to try.

Also bitte folgt dem Kai!
Bitte folgt dem Kai!
Bitte folgt dem Kai!
Bitte folgt dem Kai!"

Stefan Raab
Jan Köppen (l.) ersetzte Elton und moderierte den Spieleteil bei Stefan Raab. ©  RTL / Raab Entertainment / Bene Müller

"Jetzt kann er uns doch nicht mehr böse sein. Bitte folgt dem Kai! Und bitte nicht am zweiten Tag wieder entfolgen. Ihr müsst schon dableiben", so Raab nach seiner Performance noch zum Publikum.

"Dr. Oetker"-Mime im Kampf gegen Raab

Nach einem relativ launigen ersten Drittel wurde in der Show, die einer Mischung aus "TV total" und "Schlag den Raab" gleichkommt, natürlich auch wieder gespielt. Da der 30-jährige Polizist Mark die Nationalflagge "Union Jack" nicht dem Vereinigten Königreich, sondern den USA zuordnete, musste er rasch wieder zurück auf die Tribüne.

Danach schaffte es Louit, Reiseunternehmer und Schauspieler, zu Raab ins Zentrum des Geschehens. Der 33-Jährige erzählte, dass er bereits in einem "Dr. Oetker"-Werbespot die Hauptrolle sowie in einem Film einen Kiffer spielen durfte. "Einen Kiffer? Wieso haben die dich denn da ausgewählt?", so ein grinsender Raab zum langhaarigen Vollbartträger im Hippie-Shirt. Der Protagonist aus dem "Dr. Oetker"-Werbespot beantwortete die ersten beiden Quizfragen nur mit Bauchweh, liess Raab dann aber im folgenden, 20 Minuten dauernden und ziemlich ermüdenden Spiel "Bogenschliessen" alt aussehen.

Da Louit nicht wusste, dass Lothar Matthäus die meisten Einsätze für die deutsche Fussball-Nationalmannschaft bestritten hat, war auch für ihn bald Schluss. Nach ihm schaffte es noch Eventmanager Nima in ein Spiel gegen den Moderator. Es galt, bekannte Songs, die Raabs Hausband, die Heavytones, in ein anderes musikalisches Genre entführten, zu erraten. Gegen Musiker Raab hatte der Ex-9live-Moderator aber nicht den Hauch einer Chance. Dass Raab, der hinter Salsa-Klängen zwar rasch den Schlagersong "Du, deine Freundin und ich", in dem Roland Kaiser eine Ménage-à-trois besingt, erkannte, aber Nirvanas grössten Hit "Smells like Teen Spirit" sowie das Album ("Nevermind"), auf dem der laut "Rolling Stone" neuntbeste Song aller Zeiten zu finden ist, nicht benennen konnte, überraschte. Bei "Born in the USA" vom "Boss" war der Comebacker der Nation aber wieder voll da. "Das war heute die bisher beste Ausgabe von 'Du gewinnst hier nicht die Million'", schrieb jemand auf "X". Viele sahen das ähnlich.

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