Ein Jahr lang hat Ralf Herrmann in den Beruf der Hebamme reingeschnuppert. Der RTL-Reporter lernt dabei von echten Geburtsprofis, steht plötzlich bei einem Kaiserschnitt direkt am OP-Tisch, erfährt Schmerzhaftes im Wehen-Simulator und wird im Kreisssaal sowie vor allem am Ende seiner Reise emotional. Warum Herrmann in den Beruf der Hebamme schlüpft? Er will selbst ein Kind per Hausgeburt mit auf die Welt begleiten. Die RTL-Zuseher bekommen es am Donnerstagabend mit einer durchaus intensiven und bewegenden Reportage zu tun.
Wer bis dato nicht konkret wusste, welche To-Do’s auf eine Geburtshelferin so warten und auf RTL "Ralf, die Hebamme – ich bringe ein Kind zur Welt" verfolgt hat, ist jetzt deutlich schlauer. Auch Ralf Herrmann, den manche als Reporter aus dem RTL-Format "Bauer sucht Frau" kennen, wollte wissen, wie der Beruf der Hebamme funktioniert und als völlig Unbedarfter das Wunder der Geburt so nah wie möglich erleben.
Hebamme Kim über ihren Job
Herrmanns Gyno-Reise startet in Dortmund. Dort bekommt er mit Kim Kloth, einer freiberuflichen Hebamme, die bereits weit über 200 Babys in die Welt begleitet hat, deren Fotos an ihrer Wohnzimmerwand hängen, eine erste Lehrerin und Mentorin. Gemeinsam machen sie sich auf zu Finn, der vor acht Wochen das Licht der Welt erblickt hat und jetzt von Kim "nachbearbeitet" werden muss.
Rund 26.000 Hebammen gibt es aktuell in Deutschland. Die Hebamme weiss, warum es nicht mehr sind: "Es liegt zunächst mal an der schlechten Bezahlung und an den hohen Versicherungskosten, die man sich erstmal leisten können muss", sagt Kim. 2.200 Euro verdient eine Hebamme im Durchschnitt hierzulande. Was ganz okay klingt, ist aber nicht unbedingt angemessen.
So muss Kimm etwa über 10.000 Euro Versicherungskosten pro Jahr stemmen. Auch ihr ständiger "Stand-by"-Modus sei mehr als fordernd: "Ich mach Dauerrufdienst seit letztem Jahr im August", offenbart sie. Private Pläne in dieser Zeit? Keine Chance!
Bewegend: Herzschlag durch die Bauchdecke
Kims beste Freundin Kathi ist in der 34. Woche und wünscht sich nach einer suboptimalen und nicht allzu lieblichen Niederkunft in einer Klinik nun eine Hausgeburt. Dass RTL-Mann Herrmann Hebamme Kim dabei sekundieren wird, stört die 27-Jährige nicht wirklich, die angesichts der 34. Schwangerschaftswoche von beweglich weit entfernt ist. Schon heute darf Hermann bei ihr in die Vollen gehen und erstmals einen schwangeren Bauch anfassen. Sogar den Kopf der kleinen Kami sowie ihren Herzschlag kann er durch die Bauchdecke erspüren.
Warum RTL überhaupt dabei sein darf? "Es ist doch schön zu zeigen, dass eine Hausgeburt etwas Natürliches ist und man eben daheim auch eine schöne Geburt haben kann", erklärt Kathi. Lediglich zwei Prozent der deutschen Geburten finden nicht im Krankenhaus statt.
Dass Herrmann seine neuen Erfahrungen bewegen, ist evident. Auch seine Unsicherheit und Angst kann der junge Reporter nicht verbergen. Insbesondere als er bei Nicola Bauer, einer Professorin für Hebammenwissenschaft und einstigen Hebamme, über die zum Teil 100 Jahre alte Hebammenkunst lernen und an einer Puppe üben muss.
"Das ist noch nicht die optimale Abhörposition", mahnt Bauer den RTL-Mann, der mit dem Pinard-Rohr, dem geburtshilflichen Stethoskop, gerade den Herzschlag des Kindes abchecken sowie später den Muttermund messen und die Nabelschnur trennen muss.
Enorm wichtig: Immer wieder die gebärende Mutter motivieren. "Der Kopf ist schon da. Ja, wunderbar!", lobt Bauer die entspannte Hightech-Mutter aus Kunststoff. Nicht ganz so relaxed ist da der RTL-Geburtshelfer: Dass er schon bald im Realen einer Hebamme zur Hand gehen muss, macht ihn richtig nervös.
"Ralf, die Hebamme - Ich bringe ein Kind zur Welt!": Schreie der Gebärenden schockieren RTL-Mann
Nur 22 männliche Hebammen gibt es laut der RTL-Reportage in Deutschland. Hat in diesem Genre ein Mann einfach nichts zu suchen? "Bis 1985 konnten Männer den Beruf der Hebamme gar nicht ergreifen", erklärt Professorin Bauer, die die Ansicht vertritt, dass es nicht unbedingt eine Frau sein müsse.
Im Eltern-Kind-Zentrum in Berlin lernt Hermann schliesslich, was es bedeutet, eine Klinik-Hebamme im Schichtdienst zu sein. Erstmals hört er auch die unglaublichen Schreie aus den Kreisssälen, die ihm zunächst richtig zusetzen, was den diesbezüglich vermutlich erfahreneren Kameramann zum Schmunzeln bringt. "Du lachst, ich hab sowas noch nie gehört. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, da dabei zu sein", so der Kreidebleiche zu seinem Kollegen hinter der Kamera.
Gemeinsam mit Hebamme Giulia Lauro ist Hermann danach erstmals bei einer Klinikgeburt mit von der Partie. Dorothea bringt ihr erstes Kind zur Welt. "Ich habe noch nie jemanden mit solchen Schmerzen erlebt", so der Reporter nach einem für ihn sehr ergreifenden Moment. "Vielen Dank für alles", sagt die Mama der kleinen Senna zu Hermann. "Ich hab nicht viel gemacht", so dessen Antwort.
Auch ein Paar aus St. Gallen besucht der RTL-Reporter auf seinem einjährigen Hebammen-Trip. Karin hat ihr Kind alleine – also daheim und ohne die Hilfe einer Hebamme – zur Welt gebracht. Sie habe die Geburten von Freundinnen im Krankenhaus miterlebt, was für sie innerlich einfach nicht gestimmt habe.
"Es ist alles programmiert. Unser Problem ist die Angst", behauptet Karin, die zudem meint, jede Frau könne dies, müsse nur offen dafür sein. Hermann schaut sich das Video von Karins Alleingeburt an. Es ist verstörend und schön zugleich. "Brauchen wir gar keine Hebammen?", will er jetzt von Karin wissen?. "Doch, jede Frau muss für sich selbst entscheiden, wie sie sich am sichersten fühlt", antwortet sie. Und dennoch sei sie der Überzeugung, dass Frauen andere Geburtswünsche hätten, würden sie sich vorher mehr mit der Geburt auseinandersetzen.
Schock: Die kleine Marylin atmet nicht mehr
Richtig herausfordernd wird es für den RTL-Mann am nächsten Tag des Praktikums im Berliner Eltern-Kind-Zentrum. Er ist bei einem Kaiserschnitt, also einer richtigen Operation, live dabei. Und zwar direkt am OP-Tisch, wo er mit Haken Sonjas Bauchdecke aufhalten muss. Nach nur drei Minuten ist die kleine Marylin bereits geboren.
Papa Florian schneidet glücklich die Nabelschnur seines ersten Kindes durch. Doch plötzlich kippt die Stimmung. Marylin scheint nicht mehr zu atmen. "Die ist jetzt ein wenig überrascht von ihrer Geburt", versucht die leitende Hebamme Friederike Knüpling der sehr ernsten Situation ein wenig die Dramatik zu nehmen. Das Baby muss in den Raum für Geburtennotfälle. Doch rasch folgt die Entwarnung: Die Kleine meldet sich zurück und schreit endlich wieder wie am Spiess, was alle beruhigt. "Es war unerträglich, die kleine Marylin so zu sehen. Ich war wie in Schockstarre. Wie mussten sich erst die Eltern nebenan fühlen", so ein aufgewühlter Hermann nachher.
Was Kathis geplante Hausgeburt anbelangt, sind Kim Kloth und Ralf Herrmann längst im Bereitschaftsmodus. Und das bereits seit Wochen, was "Hebamme Ralf" ziemlich zusetzt. "Man hat den Kopf einfach nicht frei, Feierabend gibt’s de facto nicht mehr", so Herrmann, der sogar die "Goldene Hochzeit" seiner Eltern sausen lassen musste.
Nicht sausen lässt er hingegen seinen Termin im Wehensimulator. Er will die Schmerzen einer Gebärenden nachempfinden können. Im Wehensimulator lassen elektrische Reize – ohne Vorwarnung und somit analog zu Wehen – die Bauchmuskeln zusammenziehen. Die Kontraktionen werden immer stärker, wodurch die Muskulatur, wie bei einer richtigen Geburt, mit der Zeit ermüdet.
Hermann windet sich vor Schmerzen und schreit unentwegt, während ihn Hebamme Friederike motiviert, was nicht einer gewissen Komik entbehrt. In der Realität ist das in der Regel weniger unterhaltsam. Geburtshelferinnen werden in dieser Phase häufig zum Blitzableiter und zum Teil von den gebärenden Müttern, die ihre Schmerzen kaum ertragen können, mitunter heftig beschimpft. "Höchsten Respekt allen Frauen gegenüber, die ein Kind zur Welt bringen", sagt Hermann nach dem grossen Leiden.
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Die Hausgeburt – es ist so weit
Seit 26 Tagen und Nächten lässt der RTL-Mann sein Handy nicht mehr aus den Augen, verzichtet auf Alkohol, schläft schlecht und hat quasi keinen freien Abend mehr. Aussen ist alles ruhig, innen alles auf Vollgas. Um 4 Uhr nachts klingelt endlich das Handy. "Es ist so weit. Ab in die Schuhe und auf geht’s!", fordert Hebamme Kim ihren Gehilfen auf.
Der jetzt richtig nervöse Adjutant muss nun mächtig Gas geben, denn er wohnt über eine Stunde weit von der werdenden Mutter entfernt. Um 5:30 Uhr erreicht er gerade noch rechtzeitig die Wohnung. Kaum eingetroffen ist er auch schon Teil der Geburt. Alle 40 Sekunden bekommt die werdende Mutter einen Wehenschub. "Du machst das super", sagt er zu ihr, unmittelbar bevor die Kleine auftaucht und um 5:53 Uhr zur Welt kommt.
"Es war wie im Film gerade, aber ich bin froh, dass alle gesund und munter sind. Aber es war heftig", so die verschwitzte und völlig erschöpfte RTL-"Neo-Hebamme". Es wird noch gecheckt, ob es Geburtsverletzungen gibt, die genäht werden müssen. Nichts dergleichen. Auch die Plazenta hat sich, so wie es sein soll, komplett von der Gebärmutterwand gelöst. Kami ist 53 Zentimeter gross, 3,6 Kilogramm schwer und offenbar ein rundum gesundes kleines Mädchen, das jetzt wohl viel vor sich hat.
"Danke, dass ich dabei sein durfte", sagt Ralf zu den Hebamme Kim und ihrer Kollegin. Dann schreibt er noch ein paar Zeilen an die neue Erdenbürgerin, was Tränen bei ihm fliessen lässt. Aber so richtig. Warum Menschen Kinder bekommen sollen, fragen sich viele. Die beste Antwort geben eigentlich immer die ersten Sekunden nach einer Geburt.
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