• RTL schickt seine neue Investigativ-Waffe Felix Hutt ins Rennen.
  • Der Reporter deckt in seinem neuen Format "Felix Hutt Investigativ" Mallorcas dunkle Seite auf.
  • Dabei wird auch Andrej Mangolds einstiger Club durchleuchtet.
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Ob Party-Urlaub im Promillebereich, Entschleunigen auf einer Finca im Grünen oder mit dem Drahtesel auf Aktivurlaub – die Gründe, warum die Deutschen Mallorca anfliegen, sind mannigfaltig. Doch auf der Balearen-Insel trifft man auch auf dunkle Gestalten, exzessiven Drogenhandel, Zwangsprostitution, sowie auf Rocker setzende holländische Clubbesitzer.

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Auf Ex-Basketballer und Ex-Bachelor Andrej Mangold, der mit Letzteren gemeinsame Sache machte und Teilhaber eines Clubs war, trifft man jetzt nicht mehr. Wohl auch wegen RTLs neuer Investigativ-Waffe Felix Hutt. Der Reporter deckte in seinem neuen Format "Felix Hutt Investigativ" (auch auf RTL+) Mallorcas dunkle Seite auf.

Wer ist der "Pate von Mallorca"? Gibt es auf Mallorca wirklich einen Bus, der einen direkt zu Drogendeals bringt und sogar noch auf einen wartet? Und warum arbeiten im Club des Ex-Basketballers und Ex-Bachelors aggressive und bereits verurteilte Rocker?

Investigativ-Journalist Felix Hutt, der zuvor schon bei "Stern" und "Spiegel" zu Werke ging, ist erst seit Kurzem bei RTL, hat dort aber gleich zahlreiche Fragen. Das Praktische für den Sender: Hutt beantwortet seine Fragen gleich selbst. Und zwar in seinem neuen Format "Felix Hutt Investigativ", dessen Premiere sich der Balearen-Insel widmete. Subtitel der ersten Sendung: "Rauschgift, Rotlicht, Rocker".

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Bartolomé Cursach ist der "Pate von Mallorca"

Hutt und sein Team waren in den letzten eineinhalb Jahren häufig auf "Malle". Das Ziel: Auf der Lieblingsinsel der Deutschen mal paar Schritte von den touristischen Pfaden abzuweichen und die dunklen Ecken aufzusuchen.

Zugegeben, der "Mega-Park" – eine Mischung aus Biergarten und Freiluftdisco an der Platja de Palma – liegt nicht gerade fernab touristischer Pfade. Als dunkle Ecke geht er aber inzwischen durch. Denn gegen Bartholomé Cursach, den Betreiber der Location, gibt es schwere Vorwürfe.

Der "Pate von Mallorca", wie er oft genannt wird, soll unter anderem Ordnungshüter gekauft und regelmässig der Konkurrenz geschadet haben. "Polizisten wurden Prostituierte angeboten, mit denen sie kostenlos Sex haben konnten", erzählt etwa "Diario de Mallorca"-Gerichtsreporter Kiko Mestre seinem deutschen Kollegen Hutt. Auch Mestre selbst wird mehrfach unter Druck gesetzt. Nach neun Jahren Ermittlungen läuft der Prozess gegen Cursach endlich, das Urteil wird Ende 2023 erwartet. Mehr als 1,5 Jahre werden es wohl nicht werden.

"Pate" ohrfeigt Gast vor laufender Kamera

"Man hat eine kleine Kneipe, wird bedroht, Schlägertrupps kommen und du hast Angst, die Polizei zu rufen, weil die Teil des Problems ist", fasst Hutt das vermeintliche Vorgehen Cursachs zusammen. Noch läuft der mallorquinische Pate, in dessen Clubs täglich unzählige Deutsche dem Alkohol zusprechen und das Tanzbein schwingen, frei herum, wovon sich auch Hutt überzeugen darf.

Just an dem Tag, an dem er und sein Team vor Ort sind, taucht plötzlich Cursach mit seiner Tochter auf. Ein Interview will er Hutt zwar keines geben, dafür lässt er sich dabei filmen, wie er einem (vermutlich illuminierten) Gast eine scheuert. "Das zeigt mir natürlich einiges über seinen Charakter", kommentiert Hutt den Backenstreich des Paten.

Auch Mestre, der immer wieder Beiträge über Cursach schreibt, fürchtet sich vor diesem. "Natürlich habe ich Angst. Angst davor, dass ich irgendwann nach Hause komme und man mir eine Pistole an den Kopf setzt", gesteht der Gerichtsreporter.

Besuch im Drogendorf "Son Banya"

Ein weiterer Investigativ-Trip führt Hutts Team in das Dorf Son Banya, das als einziger Drogen-Supermarkt gilt und im Wesentlichen ein grosses Elendsviertel ist. "Man kann hier 24 Stunden am Tag Drogen kaufen", erklärt ein Drogenfahnder. Dass sich in diesem Barackendorf, in dem einst hauptsächlich Mitglieder von Sinti- und Roma-Clans angesiedelt wurden, auch jede Menge deutsche Urlauber mit "lustigen" Substanzen eindecken, ist offensichtlich.

Hutt, der Ort und Szene kennenlernen möchte, interviewt zwischen Müllhalden und Autowracks ein paar Dorfbewohner, mit denen es aber schon nach wenigen Minuten ungemütlich wird. Sie wollen über die mangelhafte Infrastruktur sprechen, er den Drogenhandel thematisieren. "Wir wohnen hier wie die Tiere, und ich möchte nicht von Ratten aufgefressen werden", sagt einer von ihnen.

Recherche im "Drogen-Supermarkt"

Welchen Anteil die Drogenbanden an diesen Zuständen hätten, will Hutt wissen. Das wollen die Bewohner aber nicht näher erläutern. Es seien schliesslich die Drogen doch gar nicht das wahre Problem.

"Entweder wir reden über die Bedürfnisse der Menschen oder wir brechen das Interview hier sofort ab", herrscht einer von ihnen Hutt an. Die Stimmung kippt. Der RTL-Mann und seine Leute werden nun bestimmt aufgefordert, die Kameras auszumachen und das Dorf zu verlassen. Danach begleitet man das Team noch unhöflich hinaus.

Doch es kommt wieder. Und zwar Wochen später mit versteckter Kamera und einem Bus, der Touristen, aber auch Einheimische mit Lust auf illegale Substanzen nach Son Banya bringt und dort sogar auf sie wartet, während sie im Ort leidenschaftlich "shoppen". Hutt kann das alles kaum glauben. Auf den "Drogenbus" greifen die Leute zurück, weil die Polizei die Autos regelmässig kontrolliert.

Mangolds Treiben auf dem Holländer-Ballermann

Dass es mit den Holländern eine neue Macht auf der Insel gibt und diese bereits über 20 Bars und Clubs betreiben, finden deutsche Platzhirsche eher Käse. Natürlich gibt sich auch Hutt den "Holländer-Ballermann" im Urlaubs-Dorado Arenal.

Doch auch hier ist Hutts Filmerei nicht gern gesehen. Interviews und Dreharbeiten vor einer kleinen Bar werden sofort von dunklen Gestalten gestört. "Wir werden uns hier langsam entfernen, damit nichts passiert. Aber es ist schon interessant, wer hier alles auf so eine schlichte Bar aufpasst", konstatiert der RTL-Mann.

Auch "Hello the Club", ein im Mai 2022 eröffneter Club an der Playa de Palma, segelt unter holländischer Flagge. Zunächst mit am Steuer: Ex-Basketballer und Ex-Bachelor Andrej Mangold, der Teilhaber der Diskothek in holländischer Hand war. "Es ist unser Anspruch, Leute zu holen, die richtig Umsatz machen. Du willst ja auch Geld verdienen", erklärte Mangold noch vor wenigen Monaten. Inzwischen holt er gar keine Leute mehr.

Rockergang "United Tribuns" stellen Sicherheitspersonal

Auch vor und im "Hello the Club" begegnen Hutt zwielichtige und ziemlich kamerascheue Figuren mit grossflächigen Tattoos und anscheinend schwer zu kontrollierenden Fäusten. Das Seltsame: Sie zeichnen in Mangolds Diskothek für die Security verantwortlich.

Einer von ihnen: Stefan Milojevic, langjähriger Anführer der Rockergang "United Tribuns", die immer wieder in Bandenkriegen verwickelt war und längst auch auf "Malle" umtriebig ist. Die Polizei ermittelt gegen viele von ihnen wegen organisierter Kriminalität, Drogenhandel in Nachtlokalen und Prostitution.

Mit der Bruderschaft ist nicht zu spassen. Mit Milojevic ebenso nicht. 2020 stürmte die Exekutive dessen Wohnung und stellte jede Menge Ecstasy, Ketamin und Amphetamine sicher. Im Juni 2022 wurden fünf "United Tribuns"-Mitglieder in Palma de Mallorca wegen Drogenhandels zu Haftstrafen verurteilt. Milojevic bleibt das Gefängnis vorerst erspart. Seine Strafe von 1,5 Jahren wird mangels Vorstrafe zur Bewährung ausgesetzt.

Hutt fühlt Mangold auf den Zahn

Im Interview mit Andrej Mangold im Juni 2022 konfrontierte Hutt diesen mit den Gerüchten, dass sein Security-Personal nicht nur äusserst aggressiv auftreten (nachzulesen in zahlreichen Google-Bewertungen), sondern auch Drogen feilbieten würde.

Hutt zeigte dem Ex-Bachelor zudem zwei Fotos von verurteilten Straftätern, darunter Milojevic, und sprach von deren Aufgaben und Machenschaften im Club. "Wie erklärst du dir das?", wollte der Investigativ-Reporter von Club-Teilhaber Mangold wissen. "Die Security wird von einem externen Dienstleister gestellt. Das ist gar nicht meine Baustelle", so dessen erste Antwort.

Als Mangold auf die zahlreichen Google-Rezensionen, die der "Hello the Club"-Security zum Teil massive Gewalt unterstellen, angesprochen wurde, versuchte er zu relativieren. "So eine Google-Rezension schreibst du ja mal schnell", befand der Ex-Sportler. In Deutschland gebe es ja ausserdem eine extreme Neidkultur, führte er weiter aus.

Drogen "nicht tragbar" für Andrej Mangold

Nicht mehr ganz so entspannt und ausweichend zeigte sich Mangold, als Hutt das Thema "Drogen" aufgriff. "Wenn sich die Vorwürfe, die wir aufgedeckt haben, bestätigen sollten: Wirst du reagieren?", wollte er von seinem Gegenüber wissen. Mangold wurde deutlich: "Klare Sache, das wäre für mich nicht tragbar. Dann würde ich mich aus dem Projekt zurückziehen", so der 35-Jährige.

Und tatsächlich: Bald nach diesem Interview stieg Andrej Mangold nach einem nur kurzen Engagement als Teilhaber und mit ursprünglich grossen Visionen aus dem fragwürdigen Unternehmen "Hello the Club" aus. Er nannte persönliche Gründe sowie einige Uneinigkeiten mit seinen Partnern, die sich schliesslich auch bei Hutt meldeten und ihm mitteilten, dass lediglich noch ein Gang-Mitglied im Club arbeiten würde.

Seine Recherchen und Dreharbeiten scheinen Felix Hutt doch geprägt zu haben. "Ich werde diese Erfahrungen hier nie wieder vergessen können", sagt er am Ende seines Formats. Das ist wegen seiner unruhigen Schnitte und der Vielzahl an knappen Interviews, die lediglich Stichworte und wenig Substanzielles liefern konnten, zwar zeitgemäss, aber leider auch sehr gewöhnlich ausgefallen. Als unschuldiger Tourist könne Hutt jedenfalls sicher nicht mehr nach Mallorca kommen, verrät er am Ende seiner Premiere.

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