In der neuen Polizeiserie "Rentnercops" sollen zwei Pensionäre in Köln Fälle lösen - und damit endlich den kriselnden ARD-Vorabend retten. Kann das gelingen?
Günter (Wolfgang Winkler) ist ein Vollzeit-Opa, der von seinen Enkeln und seiner Familie auf Trab gehalten wird. Edwin (Tilo Prückner) dagegen ist seit dem Tod seiner Frau einsam und hat sich zum grantelnden Einzelgänger entwickelt. Beide haben sich in ihrem Leben eingerichtet - und denken nicht im Traum daran, wieder in ihren alten Beruf als Polizisten zurückzukehren.
Doch dann wird eine Leiche im Karnevalskostüm mit 20.000 Mark im Wald gefunden. Vicky Adam (Katja Danowski), frischgebackene Leiterin des Polizeidezernats, hat kein Personal. Widerwillig folgt sie dem Vorschlag des Polizeipräsidenten und holt die alte Garde aus der Rente zurück in den Polizeidienst. Schliesslich hatte die den Fall vor 18 Jahren schon einmal bearbeitet.
Das ist die nicht sehr realistische Ausgangsbasis für die acht Folgen der "Rentnercops": Mit dieser Krimikomödie will die ARD mal wieder ihr Vorabendprogramm retten. Und das könnte sogar gelingen, denn nach dem holprigen Start entwickelt sich die erste Folge "Verdamp lang her" zur kurzweiligen, wenn auch etwas vorhersehbaren Verbrecherjagd. Die lebt vor allem von den Gegensätzen der beiden Alt-Kommissare, die sich ständig mit ihren Macken aufziehen.
Amüsant, aber klischeebladen
So unterschiedlich die beiden Hauptfiguren sind, im Vergleich zu ihrer Chefin Vicky Adam und dem jungen Kommissar-Anwärter Hui Ko (Aaron Le) sind sie sich doch wieder sehr ähnlich. Denn während es für Hui Ko selbstverständlich ist, dass Günter und Edwin mit Computern arbeiten sollen, lehnen die zwei das vehement ab. "Brauche ich nicht", sagt Günter. Begründung: Er hat dann nicht mehr genug Platz für sein Frühstück auf dem Schreibtisch. Auch mit Smartphones und modernen Autos tun sie sich sichtlich schwer und sabotieren jede Form von Polizeiarbeit, die anders ist als sie es gewohnt sind.
Das ist durchaus amüsant, wenn auch sehr klischeebeladen: Hier der junge Technik-Nerd mit Migrationshintergrund und die ehrgeizige und lesbische Dezernatschefin, dort die eher altmodischen Rentner, die aber selbstverständlich mit all dem keine Probleme haben.
Doch gerade mit diesem Rezept könnten die "Rentnercops" erfolgreich sein: Das Durchschnittsalter des typischen Zuschauers im Ersten liegt bei 60 Jahren. Und die Deutschen schauen sehr gerne Krimis. Was liegt näher, als beides zu verknüpfen, und zur Verfeinerung mit einer grossen Prise Kölner Lokalkolorit und Humor zu vermischen? Damit ist die Serie perfekt aufs Zielpublikum zugeschnitten. Sie ist nicht besonders innovativ, aber unterhaltsam und lädt nicht zum Fremdschämen ein.
Die Probleme am Vorabend
Seit Jahren ist das Vorabendprogramm der ARD eine Baustelle. Als die Privatsender in den 1990er-Jahren mit Daily Soaps punkteten, zog auch die ARD nach. Doch den "Marienhof" gibt es seit 2011 nicht mehr, die "Verbotene Liebe" wurde gerade zur Weekly Soap umfunktioniert. Vieles, was die ARD versuchte, brachte nicht die gewünschten Einschaltquoten. Shows mit Bruce Darnell und Thomas Gottschalk gehörten ebenso dazu wie die Krimis der "Heiter bis tödlich"-Reihe. Die floppten ebenso wie die BBC-Comedy "Cuckoo", die nach einer Folge schon wieder abgesetzt wurde. Besser laufen hingegen die Krankenhaus-Soaps "In aller Freundschaft" und der Ableger "Die jungen Ärzte".
Und jetzt also die "Rentnercops". Erfunden hat die ARD das Serienkonzept allerdings nicht. Es ist angelehnt an die 2003 gestartete erfolgreiche BBC-Serie "New Tricks". Darin löst eine ehrgeizige Kripobeamtin abgelegte Fälle mit drei pensionierten Kollegen - und viel Humor.
Im deutschen Fernsehen lösen die beiden altgedienten Kommissare pro Folge einen Fall. Benannt sind die Episoden übrigens nach deutschen Popsongs - die erste nach dem BAP-Titel "Verdamp lang her", die zweite nach dem Münchner-Freiheit-Lied "Solang' man Träume noch leben kann". Als weiteres verbindendes Element zwischen den Episoden dient die Entwicklung der Personen und ihrer Beziehung zueinander. Anfangs tun sich die Rentner schwer, werden nicht ernst genommen und müssen sich erst wieder ins Berufsleben einfinden. Natürlich mit ziemlich eigenwilligen Methoden - sonst würde schliesslich der Humor auf der Strecke bleiben.
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