Was der Richard Lugner nicht alles kann. Sogar zum Bundespräsidenten gewählt werden könnte Österreichs bekanntester Baumeister. Die nötigen 6.000 Unterschriften für seine Kandidatur hat er beisammen. Eine erste Chance hat Mörtel allerdings 1998 vergeben. Damals trat er an - und ergatterte immerhin zehn Prozent. Mit Aussagen wie "Die Bundeshymne kann ich nicht so gut, weil ich am Staatsfeiertag lieber ausschlafe" wird es aber 2016 nicht besser ablaufen.
Er hat den ersten Schritt geschafft:
Es ist nicht sein erstes Mal: Bereits mit 64 Jahren, im Jahr 1998, trat Lugner erstmals an: Die Werbetrommel wurde damals erheblich lauter bearbeitet als heuer. Ob das an seinem - mittlerweile fortgeschrittenem - Alter von 83 Jahren oder seiner neuen Wahlkämpferin alias Ehefrau
Kasperltheater ohne Inhalte
Doch, welch Wunder, eigentlich geht es weder um politische Themen, noch um die zu sammelnden Unterschriften. Einmal mehr steht das Kasperl Richard Lugner im Fokus, wie er sich ja selbst gern bezeichnet. Ehezwists und Society-Tratsch geben im Hauptabendprogramm scheinbar mehr her.
Wichtiger als seine politischen Ambitionen sind da die Nägel von Cathy oder sein Satin-Anzug, den er zur Pressekonferenz zum Wahlauftakt trug. Neuigkeiten erfuhr man bis zur ersten Werbepause nicht. Da standen die verbalen Ausrutscher in der Opernball-Loge ("Mit Nutten telefonieren") und die bereits zigmal gezeigte Konferenz im Vordergrund. Inklusive Medienrüge von Cathy, die mehr Seriosität einforderte und vor der Kasperltheater-Grafik im Hintergrund meinte: "Wir sind hier nicht beim Kasperltheater." Politisch wurde zumindest ihr Gatte, der gekonnt analysierte: "Wir haben die Flüchtlingsproblematik, wir haben Wirtschaftskrise, es muss anders werden."
Pardon, Cathy wurde doch kurz politisch. Auf die Frage, welches politische Vorbild sie habe meinte sie: "Meinen Mann." Die Rolle der First Lady wird noch Schauspielunterricht erfordern. Da widmete sich Cathy lieber einem angenehmeren Thema: Shopping. Eine neue Küche musste her. Doch der forschen Cathy hatte ihr Mann zuviel mitzureden. Resultat: ein weiterer Streit im Hause Lugner. Am Ende ging es doch ins Luxus-Küchenstudio und die schwierigste Frage war, ob man einen Kühlschrank mit Eiswürfelspenderbraucht, oder nicht. Schwergewichtige Politthemen eben.
Lassen sich die Lugners scheiden?
Viel Diskussionen, viel Streitereien – und immer wieder stand das Thema Scheidung im Raum. Ob für die Quote oder für das Seelenheil beider Protagonisten ist dabei noch unklar. Zwischendurch dann wieder Versöhnung und Geblödel von Cathy. Und wie die Off-Stimme von ATV schon fragte: "Soll das das neue Präsidentenpaar werden?"
Wenn es nach dem Kommunikationscoach Mag. Peter-Erik Czak geht, dann ja. Deswegen arbeitet er mit Richard Lugner an dessen Kamerapräsenz. Auch für Cathy hat er einige Hausaufgaben. Eine davon: sich gegenüber Medien zügeln. Ihre Ansicht: "Sie sollen nicht mit ihrem Gelächter stören." Der Tipp von Medienprofi Czak, der übrigens auch beim Bundesheer tätig ist: "Du musst ihn behandeln wie einen Psychopathen." Aber wer sich Donald Trump, den Grossmeister der schlechtsitzenden Toupets, als Vorbild nimmt, bei dem kann doch nichts daneben gehen, oder? Czaks Tipp: "Wer laut schreit hat mehr Recht." Na dann.
Sonntagsbeschäftigung: Wahlkampfinhalte
Doch wie sieht es mit den Wahlkampfinhalten aus? "Schauen Sie, das wird noch. Ich brauche erstmal einen ordentlichen Text und eine Strategie. Am Sonntag haben wir noch nix vor, da werde ich schauen, dass ich das auf die Reihe bekomme." Aber er wäre nicht Lugner, würde es auch nicht ohne Inhalte gehen. Freundlich lächeln, ein bisschen reden. Mehr zu tun hat er damit, seiner Frau die Konkurrenz zu erklären. Grün, Rot, Schwarz, Blau. Viele Farben, die man sich merken muss.
Zum Wahlkampfauftakt ging es nach Tirol. Jenes Bundesland, in dem Lugner 1998 schon am besten abgeschnitten hat. Diesmal warteten ein paar dutzend Gäste rund um die kleine Bühne, vor der Lugner selbst sein Ankündigungsschild aufstellte.
Unterschriften aus dem Jahr 1998
Anders sah es da bei seinem Stimmenfang in der Lugner City aus. Da liess sich der Profi in Sachen Selbstvermarktung von zwei hübschen Mädels und einem Mann begleiten, den er so beschrieb: "Ich bin zwar nicht homosexuell, aber er ist fesch." Und findig wie Mörtel eben ist, hatte er die verstaubten Unterschriften von seinem Wahlkampf 1998 ausgegraben: "Möglicherweise können wir davon ein paar dazu bewegen wieder zu unterschreiben. Auch wenn einige vielleicht schon gestorben sind."
Die 6.000 Unterschriften, ist er sich sicher, wird er locker schaffen.
Achtung Spoiler: Wie am Tag des Kurzserien-Starts bekannt wurde, dürfte es Lugner tatsächlich geschafft und zum "Abgabetermin" die 6.000 Unterschriften eingebracht haben. Ob die Unterschriften gültig sind wird derzeit geprüft.
"Du machst peinliche Sachen"
Alles in allem ein Auftritt ganz im Stil von Richard Lugner. Die Locations sind neu, die Inhalte die gleichen. Am einfachsten lässt es sich mit einem erschütternden Satz von Cathys Tochter an ihre Mutter zusammenfassen: "Du machst meistens peinliche Sachen."
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