Auch vor der Corona-Pandemie gab es schon Restaurants in wirtschaftlicher Schieflage geraten - das allerdings aus anderen Gründen. So wie etwa die Pizzeria "Zur alten Post", der Frank Rosin in seiner Sendung unter die Arme greift. An der Situation des Lokals habe "kein Mitarbeiter Schuld", stellte der Sternekoch schnell fest - mit Chefin Anja Ippolito hat Rosin jedoch gleich mehrere Hühnchen zu rupfen.

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Voll bis unters Dach war die Pizzeria "Zur alten Post" im hessischen Bruchköbel schon bevor das Team der Kabel-eins-Sendung "Rosins Restaurants" anrückte - allerdings eben nicht mit Gästen.

Bereits beim Betreten des Lokals wird Frank Rosin erschlagen von all dem Engelchen- und Spruchbilder-Nippes. Der Anblick tue ihm "in den Augen weh", klagte er über die Geschmacksverirrungen.

Doch die "Kitschbuden"-Atmosphäre der Pizzeria ist nicht das einzige Problem, wie der Sternekoch noch feststellen sollte. Das liegt eher bei der überforderten Chefin Anja Ippolito. Sie hatte nach dem noch nicht lange zurückliegenden Krebstod ihres Mannes dessen Lebenswerk übernommen - obwohl sie nicht über das nötige Know-how verfügte, wie Stiefsohn Angelo anmerkte.

Der war es auch, der Rosin um Hilfe gebeten hat. Anfang des Jahres, noch vor der Coronakrise, wurde er erhört. Die Dreharbeiten begannen.

Rosin beklagt fehlende Struktur: "Mein Herz für diesen Kollegen bricht"

Neben der Unmenge an Deko-Kitsch schockiert Frank Rosin vor allem das Speisen-Angebot: Sage und schreibe 228 (!) Gerichte gibt es zur Auswahl, darunter auch gutbürgerliche deutsche Schnitzelgerichte, die in einem italienischen Restaurant eigentlich nichts zu suchen haben. Doch diese zu streichen, erscheint der Chefin zu riskant - schliesslich gäbe es durchaus Gäste, die sie regelmässig bestellten.

"Das ist überhaupt kein Risiko, null Risiko!", versuchte Rosin ihr klarzumachen und betonte dabei immer wieder, wie wichtig es sei, sich zu spezialisieren und eine klare Struktur in alles zu bringen - nicht zuletzt, um Küchenchef Fabrizio zu entlasten. Der hat zwar durchaus ein Gespür für gute Küche, allerdings ist er mit der Aufgabe, derartig viele unterschiedliche Speisen gleichzeitig bedienen zu müssen, schlicht überfordert.

"Mein Kochherz, mein Herz für diesen Kollegen bricht", klagte Rosin und nannte das, was Fabrizio zugemutet wurde: "Sklaventum".

Das Testessen mit 20 Gästen ging dementsprechend gründlich schief, gerade einmal 24 von möglichen 50 Punkten konnte das Team der "alten Post" ergattern.

Die Chefin war dabei ohne klar ersichtliche Aufgabe herumgerannt "wie Falschgeld", wie Rosin es nannte. Sie müsse unbedingt lernen, als Gastgeberin souveräner zu agieren: "Du musst die Leute hier behandeln, als wenn sie zu dir nach Hause kommen."

Zeit und Raum für Neues

Nur mühsam kann Frank Rosin Betreiberin Anja überzeugen, loszulassen - vom Glauben, nur ein riesiges Speisenangebot sei ein gutes Angebot und von all dem Kitschkram, der sich über die Jahre angesammelt hatte.

Es tat ihr sichtlich weh, als die Helfer die Dekoartikel in Kisten verpackten - schliesslich erinnerte sie alles auch an die 24 gemeinsamen Jahre mit ihrem Mann Natale.

Doch die Entrümpelungsaktion sollte nicht zu ihrem Schaden sein: Einrichtungs-Experte Flo Kogler bringt Stil zurück ins Lokal und sorgt dafür, dass auch der einstige Chef nicht vergessen wurde: Ein Foto von Natale bekommt einen Ehrenplatz. Anja ist gerührt.

"Ich bin sehr glücklich"

Rosin befeuerte unterdessen Fabrizios Kochleidenschaft neu, indem er ihm den ein oder anderen Trick beibrachte und ihn damit beeindruckte, dass er als Deutscher derart "italienisch" zu kochen verstand: "Rosin weiss mehr von mediterraner Küche als die Leute, die das Restaurant seit 20 Jahren führen", lobt und kritisiert er zugleich.

Neben dem Lokal wurde auch die Speisekarte gründlich entrümpelt: 32 statt 228 (!) Gerichte gibt es fortan zur Auswahl, und diese werden gründlich erprobt, sodass beim erneuten Testessen eigentlich ein reibungsloser Ablauf gewährleistet sein sollte.

Dabei kommt es dann zwar zu einem Patzer und dementsprechend etwas Chaos in der Küche, weil der Service einige Gerichte nicht notiert hatte. Insgesamt aber wurde der Abend ein voller Erfolg - mit satten 45 von 50 Punkten. "Ich bin sehr glücklich", lautete Anjas abschliessendes und geradezu bescheidenes Resümee.

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(tsch)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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