Nach drei langen, langen Stunden am Samstagabend ist das Beste, was sich über die "RTL Wasserspiele" sagen lässt: Sie machen Lust auf einen Schwimmbadbesuch – ohne die Belegschaft dieser Sendung.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das Misstrauen ist ab der ersten Sekunde der "RTL Wasserspiele" da. Warum stellt die Show die prominenten Teilnehmer doppelt vor? Mit Standbild und Namenseinblendung? Danach noch einmal, mit Gesicht, Namen und Berufsbezeichnung, also dem Promi-Berechtigungsschein? Wobei immer wieder von den Moderatoren Laura Papendick und Jan Köppen das Wort "Promi" fällt? Und wo wir schon dabei sind: Hatten wir schon erwähnt, dass es sich bei den acht Teilnehmerinnen und Teilnehmern der "RTL Wasserspiele" um Promis handelt? Nein? Promis!

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Die Antwort ist natürlich ziemlich einfach: Wer so viel Zeit damit verschwendet, seine "Stars" vorzustellen, weiss selbst, dass sie keine sind. Sonst bräuchten sie keine Namenseinblendungen. Aber irgendwie passt das gut zu dieser Sendung. Stünde in der Programmankündigung zu den "RTL Wasserspielen" nicht, dass es sich um eine Unterhaltungsshow handelt, es wäre niemandem aufgefallen. Was RTL natürlich nicht davon abhält, seine Samstagabendshow auf über zwei Stunden zu ziehen. Reine Sendezeit, verlängert durch unzählige Werbeblöcke.

Acht mehr oder weniger prominente Menschen, mit Betonung auf "weniger"

Das Setting der "RTL Wasserspiele" ist im Prinzip das gleiche, wie bei den meisten Shows des Senders: Man nehme acht mehr oder weniger prominente Menschen, mit Betonung auf "weniger", und lasse sie sich zur Belustigung des Fernsehvolks blamieren, in diesem Fall im Siam Park auf Teneriffa, einem riesigen Spassbad.

Darunter Badebekleidungs-Profis wie Serkan Yavuz ("Bachelor in Paradise"), Adriano Salvaggio ("Love Island") oder Antonia Hemmer ("Make Love Fake Love"), Mallorca-Sängerin Isi Glück, Profi-Tänzer Valentin Lusin ("Let’s Dance") und Schauspielerin Jess Maura ("Unter uns"). Dem Promi-Status nahe kommen zumindest Moderatorin Nina Moghaddam und Handball-Weltmeister Pascal "Pommes" Hens.

Die müssen zu Beginn alle das Wellenbecken des Siam Parks auf der spanischen Ferieninsel durchqueren. Was eine ziemlich unspektakuläre Sache ist, die Laura Papendieck und Jan Köppen nicht davon abhält, sich vor Lachen kaum einzukriegen. Wenn kein Publikum vor Ort ist, muss zumindest das bezahlte Personal den Spass simulieren, den sonst niemand hat. Das Stichwort für "Bademeister" Oliver Pocher, der, damit jeder merkt, dass er lustig ist, Unterhemd, Adiletten und weisse Tennissocken trägt. Es dauert keine Viertelstunde, bis er den ersten Witz über sein Beziehungsleben reisst.

RTL sendet ganz ungeniert

Aber ist der Ruf erst ruiniert, sendet es sich ganz ungeniert. Für RTL heisst das, "Prominente" schiessen auf Gummiringen per Welle in die Höhe, bewerfen sich in Hühnerkostümen mit Klett-Eiern oder lassen sich von einem Wasserschlauch über das Becken jagen. Per se ist das gar nicht verwerflich. Sendungen wie "Takeshis Castle" und "Crash Cames – Jeder Sturz zählt" haben in der Vergangenheit gezeigt, dass solche Formate auch Spass machen können. Wenn die Kandidaten selbstironisch und die Kommentatoren schlagfertig sind. Die "RTL Wasserspiele" erfüllen nichts davon.

Die meiste Zeit sind die Kandidaten im Wasser. Da lässt sich nur schwer ein Mikrofon anbringen. Sind sie verkabelt, spricht vor allem Serkan Yavuz, der in seinen wirren Monologen gekonnt jeder Pointe aus dem Weg geht. Das Moderatorenteam gibt noch früher auf. "Oli, zähl mal deine Eier!", sagt Köppen zu Pocher. "Sind wir schon soweit?", entgegnet der. Leider ja.

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"Weil wir RTL sind"

Also hangelt sich das Moderatoren-Trio durch schmierige Sprüche über "Kuhschwänze" und "dicke Schläuche" bis ins Halbfinale. Moderatorin Nina Moghaddam sitzt in einem überdimensionalen Wasserball, die Kandidaten sollen sich gegenseitig aus einem Ring auf dem Wasser schubsen. Einer der anderen Kandidaten sagt: "Das sind die Kondome von ‘Love Island’". Moghaddam verzieht nur das Gesicht. "Warum macht ihr das?", fragt eine Kandidatin früher. "Weil wir RTL sind", entgegnet Köppen.

Nach zwei langen Stunden, die Lust auf einen Schwimmbadbesuch machen ohne die Belegschaft der Show, ist endlich Finale bei den "RTL Wasserspielen". Handball-Weltmeister Pascal "Pommes" Hens, der durch die ehrfürchtigen Sticheleien von Sportfan Oliver Pocher zumindest für etwas Unterhaltung sorgt, fällt so lange von einem eingefetteten Balken, bis Nina Moghaddam und Adriano Salvaggio eintreffen.

Es wird tatsächlich spannend, immer wieder rutschen die drei Finalisten ab, die dramatischen Momente von "Schlag den Raab" nachts um halb zwei liegen in der Luft. Doch daraus wird nichts, Salvaggio erwischt das Schwimmtier am Ende des Balkens und setzt sich durch. Die "RTL Wasserspiele" sind nach drei Stunden vorbei. Salvaggio erhält als Sieger eine gelbe Gummiente. Irgendwie passend.

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