Bisher stehen Mobbing und Homophobie im Lebenslauf von "Promis unter Palmen". Damit das Eklatpotenzial so bleibt, hat Sat.1 die durch Ehebruchvorwürfe verbundenen Intimfeindinnen Iris Klein und Yvonne Woelke auf die Teilnehmerliste von Staffel drei gesetzt. In Folge zwei nun wirft Sat.1 Woelke in die Villa und damit den anderen zum Frass vor.
Vorsicht Spoiler! Folge zwei ist bereits beim Streamingdienst Joyn zu sehen, aber erst am 24. Februar um 20:15 Uhr bei Sat.1.
"Promis unter Palmen" ist so etwas wie der Problembär unter all den Trash-TV-Formaten und bereits die erste Folge der neuen Staffel lieferte viele Erkenntnisse. Zum Beispiel, dass mancher Reality-Star nicht unterscheiden kann, welches Benehmen noch der Unterhaltung dient und welches nicht mehr. Oder dass Sat.1. nach den Mobbing- und Homophobie-Skandalen der ersten beiden Staffeln nichts gelernt hat und weiter auf die Eskalation seiner prominenten Auftragnehmer hofft.
Dazu gehört auch, dass man
So darf Woelke nicht zu spät auftauchen, denn sonst besteht die Gefahr, dass Klein die Villa bereits verlassen hat, sich die beiden also verpassen. Gleichzeitig wäre eine direkte Konfrontation in der ersten Folge zu früh gewesen, denn eine solche Sozial-Explosion hätte alle anderen Brandherde sofort erstickt. Es soll aber natürlich auch noch andernorts brennen, nicht nur beim Klein-Woelke-Grossbrand. Feuer bekämpft man bekanntlich am besten mit Feuer. Also hat Sat.1 in Folge eins erst einmal die anderen Promis zündeln lassen, ehe sie nun in Folge zwei die Dynamitstange Woelke in die Villa wirft.
Dunkle Woelke über Iris Klein
Bevor die drohende Woelke-Klein-Explosion die Villa erschüttert, dürfen noch schnell die anderen Promis versuchen, ein bisschen Reichweite zu generieren.
So aber muss man zusehen, wie Haase und Glumac irgendetwas Amouröses auf den Bildschirm schludern, ehe sich die Promis für ein Spiel noch kurz in einen Bottich mit toten Fischen stürzen. Dann aber ist es angerichtet und das "Schauspiel" kann beginnen. "Ich bin famegeil, ich steh' dazu, andere nicht. Und ich zeig' euch, wer die wahre Yvonne Woelke ist", erklärt Woelke noch vor ihrem Einzug, doch es wäre nett gewesen, wenn sie vorher gefragt hätte, ob man das auch sehen möchte. Zur Fame-Geilheit gehört nämlich nicht nur derjenige, der geil ist, sondern auch diejenigen, die diese Geilheit mit Fame, also mit Aufmerksamkeit, befriedigen.
Aber spätestens nach Folge zwei weiss jetzt jeder, was auf ihn zukommt, und ob er diese Fame-Geilheit unterstützen möchte. Dass Woelkes Ruhmbesessenheit aber gar nicht so das Problem ist, sollten die nun folgenden Minuten zeigen. Woelke wird, weil Melody Haase sich weigert, von Iris Klein empfangen, die kurzerhand so nett ist, den anderen die neue Bewohnerin vorzustellen: "Das ist die Drecksschlampe, die mir meinen Ehemann weggenommen hat."
Entmenschlichung? Sat.1 sagt Unterhaltung dazu
Ja, offenbar hat der liebe Gott Impuls-Kontrolle und Anstand nicht auf jeden Menschen gleich verteilt und Iris Klein zeigt sofort, dass sie gar nicht vorhat, von ihrer Maximalposition an Feindseligkeit abzuweichen. "Meine unfreiwillige Plus 1. Ist so schwer loszukriegen wie ein Stück Scheisse am Schuh und jetzt ist sie auch hier in Thailand", stellt Klein auch im Einzelgespräch den Zuschauer auf ihre Perspektive ein und zeigt damit gleichzeitig, dass solche Entmenschlichungen von Sat.1 trotz der Erfahrungen der vergangenen Staffeln nicht nur immer noch toleriert, sondern auch weiterhin als TV-Unterhaltung verkauft werden.
Dass auch andere Teilnehmer nicht gut auf Woelke zu sprechen sind, entschuldigt das Ganze aber nicht. "Ganz schön viele offene Rechnungen", flötet der Sprecher aus dem Off und meint damit, dass Woelke wohl auch Streit mit Haase,
Mit einem "Schlampen geb' ich nicht die Hand" schlägt Klein Woelkes Versuch aus, die zivilisatorischen Errungenschaften der Höflichkeit auch im Streit aufrechtzuerhalten. Als Woelke Klein auf den Begriff "Schlampe" anspricht, erläutert Klein den definitorischen Unterschied: "Prostituierte machen es für Geld."
Doch ehe hier irgendjemand "Strafantrag!" rufen kann, erkennt Kim Virginia instinktiv, dass hier massiv die Gefahr besteht, unter die Aufmerksamkeitsräder der beiden Streit-Grossmächte zu geraten und webt blitzschnell ihre eigene Geschichte mit Woelke ins Gespräch ein. Denn Woelke habe bereits viele Geschichten über sie in Umlauf gebracht: "Die ganze Zeit bist du mir auf den Sack gegangen für irgendwelche Klicks, Mädchen!"
Yvonne Woelke, gefangen in Kleins Klein-Klein
Der Schnitt will sich aber lieber weiter auf Klein und Woelke konzentrieren und sollte reichlich mit Zitaten belohnt werden. "Du musst ihn hassen und nicht die Drecksschlampe", rät Claudia Obert Klein, doch die zeigt sich multitaskingfähig: "Das mache ich auch", erklärt Klein und zeigt, was sie damit meint, als sich Woelke in ihre Nähe setzt.
"Du kannst dich verpissen in deine Hölle!", erteilt Klein Woelke einen illegalen Platzverweis und nachdem ein Wort das andere gibt, tritt Klein den Sofatisch in Richtung Woelke, die ihn sofort zurückschubst und dem Off-Sprecher fällt nichts Infantileres ein, als das Ganze mit einem "Der Videobeweis zeigt, Iris hat angefangen!" zu kommentieren.
"Ich werde dieses Furunkel immer hassen", macht Klein mit ihrer Entmenschlichung weiter und merkt nicht, dass sie in dieser zur Schau gestellten Feindseligkeit diejenige ist, die kein gutes Bild abgibt. Und auch Woelke überrascht die Vehemenz von Klein: "Ich hätte mehr Contenance erwartet von ihr."
Derweil geht Kim Virginia die Sache strategisch an: "Wir müssen halt aufpassen, dass wir nicht die Mobber-Gruppe sind, die sie auch noch sympathisch machen am Ende", rät sie Klein und schiebt nach deren Protest hinterher: "Du kannst sie fertigmachen, wir müssen ein bisschen die Fresse halten, damit sie nicht auch noch das Opfer bei der ganzen Geschichte ist."
Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen, dass das alles auf eine grosse Eskalation zusteuert und man muss kein Gewissen haben, um den Streit für ein bisschen mehr Quote laufen zu lassen. Doch trotz all der Beleidigungen und Entmenschlichungen, die in Folge zwei bereits von Iris Klein gefallen sind, sorgt Kim Virginia für den anstandslosesten Moment der Folge. Denn als sie sich am Ende bei der Hinauswahl zwischen Nikola Glumac und Eike Immel entscheiden muss und Immel wählt, verabschiedet sie den ehemaligen Nationaltorhüter mit einem lapidaren "Damit wär dann, denk' ich, bei dir die Kaffeefahrt für dieses Mal vorbei."
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