Am Samstagabend rief ProSieben zu einer neuen Ausgabe seiner XXL-Show "Schlag den Star". Gekommen sind Sängerin Sarah Engels und TV-Phänomen Evelyn Burdecki. Allerdings war der Wettkampf der beiden nicht das einzige Duell des Abends. Am Ende konnte sich nämlich auch Moderator Matthias Opdenhövel als Gewinner fühlen.
Evelyn Burdecki gegen
"Blond gegen brünett – das ewige Duell", fabuliert der Mann aus dem Off zuerst, will dann ein Duell "Sängerin gegen Laberin" erkannt haben. Mit einem etwas zu schön geredeten "Schlagerstar gegen TV-Star" geht es weiter, ehe der Sprecher mit einem maximal platten "Das Duell der Powerfrauen" endet.
Wer gegen wen?
Das ist mit Sicherheit nicht der Gipfel der Rhetorik-Kunst, vor allem ist es das falsche Duell. Denn seit ein paar Monaten hat sich ein bisschen was getan in der deutschen Fernseh-Landschaft.
Denn gleichzeitig hat RTL ein massives Gegenangebot an Shows ins Programm genommen, die "Schlag den Star" doch ziemlich ähnlich sind. Kein Wunder, mischt bei RTL ja Stefan Raab, der Erfinder des Formats direkt oder indirekt mit: "Eltons 12", "Du gewinnst hier nicht die Million" oder "Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli" – immer treten hier Kandidaten, ob prominent oder nicht, in Sport-, Wissens,- und Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an.
Dementsprechend könnte man das Duell
"Das wackelt ja alles. Schlimme Bilder"
Es ist aber auch nicht leicht, über fünf Stunden, die die Show in der Regel dauert, durchgehend die Spannung aufrecht zu halten. Zumal die Kandidaten und Kandidatinnen immer mit mächtig Vorschusslorbeeren in die Show geschickt werden, wie etwa auch Sarah Engels an diesem Abend. Sie bekommt das Label der ehrgeizigen Alleskönnerin aufgeklebt, schliesslich habe sie sich bereits in vielen Shows wie dem "Promi-Backen", "Let’s dance", "The Masked Singer" oder "Dancing on Ice" bewiesen.
"Die Musik verliert Sarah dabei nie aus den Augen", setzt der Off-Sprecher noch auf Engels Lebenswerk obendrauf und das ist für jemanden, der sich selbst als Sängerin vorstellt, wirklich beeindruckend. Für Evelyn Burdecki gibt es ein schlichteres Profil: "Ich war eigentlich schon überall dabei", sagt Burdecki über sich selbst und belässt es bei ihrer Version des Merkelschen "Sie kennen mich." Und mit dem gegenseitigen Versprechen, die Verliererin im Anschluss zu einem Döner einzuladen, gehen Engels und Burdecki dann in ihr Duell um 100.000 Euro.
Beim ersten Spiel "Ballon-Hüpfen" müssen Burdecki und Engels im Sackhüpfen-Stil auf ihrem Weg zum Ziel eine Reihe von Luftballons zerplatzen lassen. Engels erledigt die Sache schnell und effizient, Burdecki hingegen hadert am meisten mit der Aussendarstellung. Als sie die Zeitlupe des Hüpfwettbewerbs sieht, findet sie: "Das wackelt ja alles. Schlimme Bilder." "Ich weiss gar nicht, wie bei mir was wackeln kann, weil ich hab oben eigentlich gar nichts und wackel trotzdem", beurteilt Engels die Bilder und zum Glück wird es anschliessend weniger anatomisch.
"Jetzt mal im Ernst, wo ist sie hin?"
Beim vierten Spiel namens Fahrrad-Polo-Slalom sollen Engels und Burdecki auf einem Fahrrad durch grosse Tore fahren und dann einen Ball mit einem Schläger in ein kleines Tor schiessen. "Das ist doch ein blödes Spiel!", findet Engels, als es nicht läuft, und Evelyn Burdecki entdeckt zwischendurch: "Oar, ist das anstrengend." Der Zuschauer wiederum muss feststellen: "Oar, ist das langweilig." Viele verwirrende Perspektiven, wenig Spannung, bislang führt die Langeweile hauchzart gegen ProSieben.
Zum ersten Mal kommt in Spiel acht so etwas wie Unterhaltung auf. Die Kontrahentinnen müssen je drei Lichtschalter bedienen, allerdings mit den Füssen und per Handstand. Eigentlich, doch plötzlich ist Burdecki verschwunden. "Wo ist Evelyn hin?", fragt Engels und Moderator
So weit, so zuvorkommend, bei Spiel Nummer neun, "Ball-Rampe", wird Opdenhövel allerdings zu zuvorkommend. Burdecki und Engels haben hier je drei Bälle, müssen diese über eine Rampe in ein Netz befördern. Eigentlich soll jede Kandidatin daneben gegangene Bälle selbst einsammeln, doch plötzlich erklärt sich Opdenhövel fürs Einsammeln zuständig. Eine unzulässige Einmischung, denn der Moderator kann hier gar nicht beide gleich behandeln, insbesondere, wenn bereits Bälle im Netz liegen. Doch das sollte nicht die einzige Regel-Nachlässigkeit des Abends sein.
Evelyn Burdecki: Nickerchen in der Schnitzelgrube
Bei Spiel elf, dem "Schnitzelgrubenduell" stehen Burdecki und Engels in je einem Container gefüllt mit grossen Schaumstoffschnitzeln. An jeder Seite des Containers befindet sich ein Buzzer. Nun müssen sich die beiden durch ihren Container stürzen, den Buzzer drücken, wenden und den zweiten Buzzer drücken. Insgesamt gibt es acht Runden, die Zeiten aller Durchgänge werden am Ende addiert, wer schneller war, gewinnt. Das erklärt Opdenhövel auch ausreichend, doch Burdecki macht es sich währenddessen bereits in ihrer Schnitzelgrube gemütlich. So gemütlich, dass der Moderator fragt: "Evelyn, bist du schon am Pennen?"
Offenbar, denn gleich in der ersten Runde bricht Burdecki ab, nachdem sie den ersten Buzzer gedrückt hat – hätte allerdings weitermachen sollen, bis auch der zweite Buzzer gedrückt ist, erst dann stoppt ja die Zeit. Opdenhövel versucht noch, sie aufzuscheuchen, aber da ist schon zu viel Zeit vergangen. Am Ende erklärt der Moderator zum Nachteil von Engels: "Ich bin jetzt mal nett und sage, das ist ein Probedurchgang." Protest von Engels gibt es allerdings keinen. Auch nicht, als sich das Schauspiel später noch zweimal wiederholt, weil Burdecki wieder nicht weitermacht und Opdenhövel sie immer wieder darauf aufmerksam macht. Eigentlich unfair, zumal der Moderator zwischendurch noch einmal klarmacht: "Hier zählt jede Hundertstel!"
Allerdings übergeht Opdenhövel noch weitere Regelverstösse, denn beide Kandidatinnen halten sich verbotenerweise mehrmals am Containerrand fest. Engels entschuldigt sich dafür nach dem Spiel auch noch, doch Opdenhövel spielt das alles herunter: "Einmal du, einmal Evelyn – hat sich ausgeglichen", stellt Opdenhövel einfach mal fest. Nun ist "Schlag den Star" zwar nicht Olympia, sondern eine TV-Unterhaltungsshow, aber bei einem Preisgeld von 100.000 Euro sollte trotzdem alles einigermassen nach dem Regelwerk ablaufen – sonst hat auch der Zuschauer irgendwann keinen Spass mehr an der Show.
Sarah Engels gewinnt in Höchstgeschwindigkeit
Sarah Engels kann's egal sein, sie gewinnt das Spiel trotzdem mit ausreichend Vorsprung. Und auch am Ende kann die Sängerin jubeln, gewinnt sie doch nach 12 von maximal 15 Spielen ziemlich eindeutig mit 62:16. Beim letzten Spiel "Umdrehen" stellt Engels verschiedene Gegenstände wie Geschenkpapierrollen, Würfel oder Batterien schneller auf den Kopf als ihre Konkurrentin und bleibt bei ihrem Sieg sogar unter der Grenze von vier Stunden. Um kurz vor Mitternacht drückt Engels den entscheidenden Buzzer und gewinnt damit die 100.000 Euro Preisgeld.
Das Duell Burdecki gegen Engels ist damit entschieden, aber wie sieht es mit den anderen Duellen aus? Das Duell ProSieben gegen Langeweile geht unentschieden aus. Zwar sind die Spiele bis auf ein paar Ausnahmen nicht spannend, weil nicht eng, aber weil Engels die Show in Windeseile durchspielt, wird es diesmal nicht allzu zäh. Wer hingegen das Duell ProSieben gegen RTL gewinnt, sieht man erst am Sonntag, wenn die Quoten kommen. Das Duell Opdenhövel gegen die Regeln geht an diesem Abend aber eindeutig an den Moderator.
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