Nachdem sich Stefan Raab verabschiedet hat, wird "Schlag den Star" zum vollwertigen "Schlag den Raab"-Ersatz aufgeputscht – moderiert von seinem langjährigen Gefährten Elton. In der ersten Liveshow treten Gewichtheber Matthias Steiner und Schauspieler Henning Baum gegeneinander an. Ihre fünfzehn Spiele scheinen aber aus der Mottenkiste zu stammen.

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"Was für ein Moment in der Samstagabend-Unterhaltung!", jubelt Kommentator Frank Buschmann aufgeregt. Das Ereignis, das ihn da so begeistert: Die beiden Kandidaten bei "Schlag den Star" klammern sich mit aller Muskelkraft an einen Boxsack und versuchen, nicht nach unten zu rutschen. Zwölf lange Minuten hängen sie da, zehn davon fast regungslos. Es ist fast meditativ, ihnen dabei zuzusehen.


"Schlag den Raab" ohne Raab

Showman Stefan Raab verabschiedete sich Ende letzten Jahres in seine Frühpension, aber für ProSieben ist das noch lange kein Grund, seine Showformate einzustampfen.

"Schlag den Star", früher ein aufgezeichnetes, gelegentliches Special zur Muttersendung "Schlag den Raab", wird kurzerhand zur Samstagabend-Liveshow aufgepumpt. Moderator Steven Gätjen war allerdings in öffentlich-rechtliche Gefilde aufgebrochen, daher kam nur einer in Frage, um das "Raab"-Feeling möglichst zu erhalten: Die Show wird ab sofort von Raabs ewigem Kompagnon Elton moderiert.

Die beiden Prominenten, die zum Einstand des neuen alten Formats gegeneinander antreten scheinen jedenfalls den unbedingten Siegeswillen vom unvergleichlichen Raab geerbt zu haben. Sowohl der 33-jährige Matthias Steiner, 2008 Olympiasieger im Gewichtheben, als auch der 43-jährige Schauspieler Henning Baum, bekannt durch die Serie "Der letzte Bulle", kämpfen mit Fokus und erweisen sich trotz der unterschiedlichen Biographien als balancierte Gegner.



Spiele aus der Mottenkiste

Die Spiele, durch die sie sich schlagen, zeigen diese Balance leider ganz und gar nicht. Nur drei der fünfzehn Wettbewerbe sind Wissensaufgaben, ansonsten liegt der Schwerpunkt ganz auf sportlichen Einlagen und Geschicklichkeitsübungen. Zu knobeln gibt es diesmal nichts – und somit kann man als Zuseher auch nur in sehr wenigen Momenten der Show zuhause mitspielen.

Zu allem Unglück scheinen viele der Spiele aber auch aus alten Entwürfen zu stammen, die man in der Schublade aufgehoben hat, falls es mal für eine Sendung Füllmaterial braucht. "Sägen" zum Beispiel: Die Kandidaten dürfen sich langwierig Schutzkleidung anziehen – und dann Holz sägen. Oder "Rowcart": Mal wieder darf auf einem ungewöhnlichen Gefährt ein Studiorennen gedreht werden. Wie wär's mit "Fussball"? Klar, das geht immer – aber originell sieht anders aus.


Kommentator Buschmann bemüht sich jedenfalls nach allen Regeln der Kunst, die teils sehr ermüdenden Spielchen als richtige Knüller zu verkaufen. "Ein Krimi!", schreit er einmal. "Ganz grosses Kino!" Leider ist es nicht mal ganz kleines Kino – und das nicht nur während der bewegungslosen Boxsack-Aufgabe.

Ein Outdoor-Spiel kann immerhin etwas vom Geist der absurden Wettbewerbe atmen, die in früheren Sendungen zelebriert wurden: Beim "Discgolf" werfen die Kandidaten eine Frisbee über einen Golfplatz und versuchen, dabei nicht ins Wasser oder abseits des Grüns zu geraten. Etwas später müssen die Gegner Kekse so anknabbern, dass rund um das Mittelloch möglichst wenig übrigbleibt – immerhin eine süsse Idee, obwohl man auch glücklich leben würde, wenn man Baum nichts dabei zugesehen hätte, wie ihm ständig die ganzen Krümel aus dem Mund fallen.

Elton, die zweite Geige

Der prinzipiell sympathische Elton macht als Moderator genau das, was er sonst neben Raab gemacht hat: Er spielt die zuverlässige zweite Geige. Manchmal scheinen ihm selbst seine Kandidaten nicht zuhören zu wollen, immer wieder schiesst Buschmann stichelnde Kommentare in Richtung des etwas verloren herumstehenden Elton. Es wirkt ein wenig, als würde das treue Pferd Jolly Jumper ohne Lucky Luke durch die Prärie reiten und dabei so tun, als wäre alles so, wie es sein soll.



Ob man ihn mag oder nicht – "Schlag den Raab" lebte davon, dass Stehaufmännchen Raab als Dauergegner antrat. Ein Normalo gegen den Übermoderator: Da konnten die Raab-Fans seinen Sportsgeist bejubeln, während die anderen mit dem Underdog mitfieberten. Genau das fehlt "Schlag den Star" nun zum vollwertigen, fünfstündigen Unterhaltungs-Knüller.

Das letzte Spiel und damit den Wettbewerb gewinnt Henning Baum – es ist eine Variation des "Kistenstapel"-Spiels der letzten Sendung, in der die Kandidaten einen immer höher werdenden Turm hin und her tragen müssen. Hier sind es Bauklötze.

Die nächste Sendung, verrät uns Elton zum Schluss, folgt schon am 7. Mai. Vielleicht finden sie bis dahin ja noch eine Kiste mit spannenderen Spielen.

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