Der neue Münchner Tatort behandelt den Zwiespalt von "Macht und Ohnmacht", mit dem Polizisten tagtäglich konfrontiert werden. Der Ostermontags-Krimi ist rau, düster und schonungslos. Auch was Einblicke unter die Gürtellinie der Ermittler betrifft.
"Ein guter Polizist ist ein anständiger Mensch" lautete früher das Credo von Matteo Lechner (Emilio de Marchi). Doch von der Berufsethik vergangener Tage ist nichts mehr übrig geblieben, wie Ex-Ermittler
Polizisten zwischen "Macht und Ohmacht"
Der Münchner "Tatort" zeichnet ein deprimierendes Bild von dem Zwiespalt in dem sich Polizisten bei ihrer täglichen Arbeit befinden. Einerseits sind die Beamten als Teile des Exekutivorgans mit der Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung betraut, andererseits stösst diese Aufgabe immer wieder an ihre Grenzen. Etwa bei der Ehefrau, die sich weigert, Anzeige gegen ihren Mann zu erstatten, obwohl dieser sie offensichtlich regelmässig grün und blau schlägt. Eine harte Charakterprobe für jeden Polizisten, bei der nicht wenige ihren Idealismus verlieren und innerlich verrohen. Bis hin zu Machtmissbrauch und Selbstjustiz.
Besonders in Bayern findet man das Thema Polizeigewalt in jüngerer Vergangenheit immer wieder in den Schlagzeilen. Erst Anfang des Jahres sorgte das Foto einer jungen Frau für Aufsehen, der auf einer Münchner Polizeiwache von einem Beamten mit der Faust ins Gesicht geschlagen wurde.
Nun wird das Thema in Krimi-Form schonungslos aufgearbeitet. Schonungslos übrigens in zweierlei Hinsicht. Selten zuvor war im "Tatort" derart viel nackte Haut zu sehen. Es geht bisweilen im wahrsten Sinne des Wortes unter die Gürtellinie. Beamte unter der Dusche, Beamte beim Sex oder beim Urinieren, nackt, vor der Haustür. Mehr als einmal flimmert dabei ein Beamten-Genital über die Mattscheibe.
"Tatort" holt den Tagessieg
Trotzdem ist "Macht und Ohnmacht" unterm Strich ein handfester Krimi der alten Schule. Das ist angesichts der mal mehr und mal weniger gelungenen "Tatort"-Experimente der vergangenen Wochen und Monate direkt erfrischend. Die Zuschauer haben es jedenfalls gedankt: 9,3 Millionen sahen zu, mit einem Marktanteil von 26,1 Prozent erreichte der Film am Ostermontag eine Top-Quote und wurde souveräner Tagessieger.
Übrigens: Bei aller Bodenständigkeit war auch ein kleines Schmankerl für die jüngeren Zuschauer dabei - Killerpilze-Schlagzeuger Fabi Halbig durfte in einer Nebenrolle als missratener Teenie-Schläger einer Polizistin mit einer Gartenschaufel voll ins Gesicht schlagen. Mit einem Augenzwinkern verrät er: "Endlich durfte ich mal den um sich schlagenden Assi raushängen lassen, der ich auch privat bin."
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