"Schulz in the Box" geht die Puste aus. In der vorletzten Folge der ProSieben-Show will bei Olli Schulz trotz "Hüttengaudi"-Thema nicht so recht Partystimmung aufkommen. Die gute Nachricht aber ist: Niveaulose Witze kann er immer noch.

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Ich mag Olli Schulz. Gut, mit seiner Musik kann ich wenig anfangen. Zu ruhig, zu melancholisch. Doch mir gefällt seine Komikerseite. Wenn er mit Jan Böhmermann rumalbert oder wenn er als Sidekick von Joko und Klaas den betrunkenen Aussenreporter gibt. Seine spontanen Sprüche, gepaart mit seiner schrulligen norddeutschen Art. Herrlich.

Auch in seiner eigenen Show "Schulz in the Box" ging diese Mischung zu Beginn auf. Betonung auf: "ging". Nach den fantastischen ersten beiden Folgen "Die Fuck for Forest" und "Host-Boy in Tokio" kam nichts vergleichbar Skurriles mehr heraus. Jetzt plätschert "Schulz in the Box" vor sich hin, bis am 16. Februar die letzte Folge auf ProSieben läuft. Eine weitere Staffel ist nicht geplant. Und Schulz will sich aus dem TV-Geschäft zurückziehen, um sich auf seine Musik zu konzentrieren.

Nordlicht trifft auf Alpenglühen

In der vorletzten Folge hiess das Motto "Hüttengaudi". Schulz wurde mit seiner Box auf dem Gipfel eines Berges im österreichischen Skigebiet Schladming abgesetzt. Die ersten Dinge, die er sieht, sind Schnee, Berge und noch mal Schnee. Für ein Nordlicht aus Hamburg, das in seinem Leben angeblich erst "zwei-, dreimal" die Berge gesehen hat, mag das schön sein. Ein guter Unterbau für eine gelungene TV-Show ist es nicht.

Denn Schulz lief in der Vergangenheit immer dann zur Hochform auf, wenn er komplett fremdes Terrain betrat. Bei den "Fuck for Forest"-Aktivisten war er heillos überfordert, als hinter ihm zwei Mitglieder zu kopulieren begannen. Schulz sass nur da und stammelte peinlich berührt vor sich hin. Das hat man bei ihm selten gesehen. Normalerweise ist er derjenige, der die Leute überfordert.

Eine "Hüttengaudi" mit Schlagersängerin Antonia aus Tirol beim Après-Ski ist dagegen ein vergleichsweise normales Szenario. Klar, dass der Singer/Songwriter Schulz mit der Musik nichts anfangen kann. Aber bekanntermassen trinkt er gerne mal einen über den Durst, wie er in den Folgen zuvor und auch bei Joko und Klaas des Öfteren bewiesen hat. Und damit sollte die Sache dann auch halb so schlimm sein. Ich stand selbst schon einmal völlig desillusioniert am Ballermann. Ich weiss, wovon ich schreibe. Mit ein paar Schluck Alkohol sieht die Welt dann ein wenig anders aus.

"Olli Schulz ist der geilste Typ der Welt"

Schulz kann noch so oft betonen, wie er sich bei einer Polonaise durch die Hütte "fehl am Platz" fühlte. Dass ihm "unwohl" dabei gewesen sei, auf einer Bühne vor volltrunkenen Menschen Schlagerhits zu singen. ProSieben kann diese Szenen mit noch so melancholischer Musik untermalen. Das alles ist für die Katz', wenn im eben erwähnten volltrunkenen Publikum lauter junge Menschen stehen, die johlen: "Olli Schulz ist der geilste Typ der Welt".

Aus dem Szenario "Berge, Hütte und Schlagermusik" war deswegen nur wenig herauszuholen. Nun mussten es Ollis Sprüche wettmachen. Auch wenn sie zum Teil einstudiert und nicht Schulz-typisch spontan wirkten, viele Witze haben gezündet. Wenn er zum Beispiel einen 92 Jahre alten Gesangslehrer als "weltberühmt in seinem Dorf" tituliert. Oder wenn er Antonia aus Tirol, die ihrer Aussage nach ihre Musik auch privat gerne hört, plötzlich vor den Latz knallt: "Seine eigenen Songs zu hören, ist wie sein eigenes Sperma zu schlucken." Olli grinst, Antonias Mann lacht, sie selbst schweigt. Das sind die Momente, die Schulz' Humor so einzigartig machen.

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