Die nächste Dating-Show, der nächste Flop: Der Frauensender Sixx versteckt seine liebestollen Singles hinter Monstermasken. Abgesehen davon unterscheidet sich "Sexy Beasts" nicht von anderen Formaten: Statt der grossen Liebe finden die Kandidaten vor allem das grosse Fremdschämen.

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Dating, das ist der neue Heilsbringer des Fernsehens. Nach dem Niedergang der Talkshow, des Gerichtsfernsehens und der Scripted Reality soll es nun das Verkuppeln von liebeswilligen Fremden richten. RTL versuchte es am Nachmittag. "Bei Anruf Liebe" flog bereits nach drei Wochen wieder aus dem Programm. "Next Please" auf RTL II pausiert auf unbestimmte Zeit. Die Zuschauerzahlen des wiederbelebten Klassikers "Geld oder Liebe?" halbierten sich bereits nach der ersten Folge. ProSieben verbannte seinen "Der Bachelor"-Abklatsch "Catch The Millionaire" zwei Folgen später auf den Spartensender Sixx. Dating im Fernsehen, als Heilsbringer, das funktioniert einfach nicht.

Den Frauensender Sixx hat das nicht abgehalten. "Sexy Beasts" ist die Adaption des gleichnamigen BBC-Formats und bietet laut Senderchefin Eun-Kyung Park "alles, was Frauen wollen: aussergewöhnliche Dates, einen Schuss Romantik und vor allem ganz viel Spass." Dabei werden die liebes- und öffentlichkeitshungrigen Singles in einer drei- bis vierstündigen Prozedur in Zombies, Monster und Aliens verwandelt. Zwischen 4.500 und 5.200 Euro soll jede Maske kosten. Sehen tut man das nicht. Die sexy Biester erinnern eher an billige Horrorfilme aus den 1950ern oder die 1990er-Jahre Serie "Buffy".

"Ich bin anders"

Christian, der erste Kandidat, ist knallrot im Gesicht und trägt Teufelshörner. Er ist der klassische Kandidat einer Dating-Show: geltungssüchtig, ein gnadenloser Selbstdarsteller und arrogant bis ins letzte Horn. Zumindest hat er das selbst erkannt. "Ich bin anders", sagt er gleich zu Beginn. Sein Cousin fügt hinzu, dass Christian bisher aus jedem Job rausgeflogen sei. Und da hatte er nicht einmal diese alberne Maske auf. Schon in den ersten Minuten weiss man, warum. Bei jeder Gelegenheit hampelt er vor der Kamera herum, wie ein Kleinkind auf Red Bull. Das ist tatsächlich gruselig, aber in einem ganz anderen Sinne.

Christian ist immer im "Flirtmodus", sagt er. "Klar" quatscht er die Kassiererin im Supermarkt an. "Klar" versucht er ihr den Tag zu verschönern. Was dabei heraus kommt, wenn Männer ständig im "Flirtmodus" sind und Frauen den Tag verschönern wollen, zeigte unlängst das Video von Schauspielerin Shoshana Robert, die zehn Stunden durch New York schlenderte und dabei über 100 Mal angesprochen wurde.

Christian wäre mit Sicherheit einer von ihnen gewesen. Seine Traumfrau definiert er schliesslich hauptsächlich über ihre Rückseite. Ihr Hintern sei "wohlgeformt, fest, könne aber auch locker lassen." Und wenn dieser Wunderpo einen akademischen Abschluss hätte, zum Beispiel im Nüsse knacken, wäre das sicher auch nicht verkehrt.

Hauptsache jemandem in den Hintern treten

Seine weiblichen Gegenparts stehen ihm in nichts nach. Laura sucht jemanden "der ihr in den Arsch treten und dem sie in den Arsch treten kann". Das ist auch mal ein Heiratskriterium. Zumindest teilt sie Christians Vorliebe für die Kehrseite der menschlichen Anatomie. Was folgt, ist das übliche Kuppel-Einerlei. Beim Speed-Dating in einem Café werden tiefschürfende Fragen wie: "Was ist dein Fetisch?", gestellt.

Das geschieht mit Monster-Make-up in der Öffentlichkeit. Sixx behauptet zwar, die anderen Anwesenden im Café seien normale Passanten, doch die sehen ungefähr so überzeugend überrascht aus, wie die Protagonisten von "Berlin Tag und Nacht" bei ihrem Versuch zu schauspielern. Nach Runde eins fliegt eine Kandidatin mit dem für diese Formate üblichen Satz: "Wir hatten drei tolle Dates, aber ...", raus, in Runde zwei geht es zum nächsten romantischen Stelldichein. Das zieht sich dann über zähe 30 Minuten, in denen nur eines noch mehr nervt, als die Masken: Der träge Kommentar aus dem Off, der versucht, etwas Komik in dieses Format zu bringen - und daran kläglich scheitert.

Wer am Ende wen erwählt – eigentlich vollkommen egal. Dass Christian unter seiner Maske aussieht, wie der schmierige Bruder von Elyas M'Barek – interessiert niemand. Dass Sonja, sein "Sexy Beast", wie das nette Mädchen von nebenan aussieht – schon wieder vergessen. Dass diese Sendung, "alles sein soll, was Frauen wollen" - möchte man nun wirklich nicht glauben. So anspruchslos kann keine Frau sein.

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