Viel hat sich nicht geändert in der dritten Staffel von "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert". Die Sänger versichern sich weiterhin permanent, wie grandios sie sind, die gecoverten Lieder sind vorhersehbar. Doch einer der neuen Teilnehmer kann wirklich überraschen.
Wenn innerhalb der ersten 30 Sekunden bereits Begriffe wie "TV-Geschichte", "grosses Kino" und "die beste Show im deutschen Fernsehen" fallen, kann das nur eines heissen: "Sing meinen Song" geht in einer weitere Runde.
Das Format, bei dem es Selbstdarstellung nur im Superlativ gibt und das vor zwei Jahren damit überraschte, dass Musik im Fernsehen doch Quote bringen kann, abseits vom Zuchtmeister-Ton der Casting-Shows.
In "Sing meinen Song" muss niemand etwas befürchten. Hier streichelt sich die versammelte deutsche Musikprominenz konsequent die empfindlichen Künstlergemüter.
Natürlich ist das kein Zufall. Keine andere Show im deutschen Fernsehen bietet den teilnehmenden Künstlern über Wochen so breite TV-Aufmerksamkeit. Passend dazu werden Alben veröffentlicht (
Wer bei "Sing meinen Song" teilnimmt, bekommt PR in einem Umfang, wie es keine Plattenfirma leisten kann. Zum Nulltarif. Da ist ein bisschen Friede, Freude, Eierkuchen durchaus angebracht.
Nena ist "geflasht"
Das erklärt auch, warum die Teilnehmer von Jahr zu Jahr exklusiver werden. Diesmal sind es neben Gastgeber
In der ersten Sendung interpretieren die Teilnehmer die Songs von Nena. Die hat schliesslich von allen Anwesenden die meisten Hits gelandet. Oder wie es in der Show so bescheiden wie üblich heisst: "eine Ikone" sei sie, und es wäre "eine Ehre", ihre Lieder singen zu dürfen.
Den Anfang machen The Boss Hoss. "Leuchtturm" ist der erste Song, den sie bisher auf Deutsch gesungen haben. "Ich weiss überhaupt nicht, was die jetzt machen", sagt Nena. Nun ja, das gleiche wie sonst auch: Brummel-Country, nur eben in ihrer Muttersprache.
Nena rastet trotzdem bereits beim ersten Refrain aus. Was keine grosse Leistung ist, die Sängerin ist bekanntermassen seit Jahrzehnten nah an der Hysterie gebaut.
Samy Deluxe widmet sich direkt danach "Berufsjugendlich" von Nenas letztem Album. Passenderweise hat das der Rapper produziert - womit auch geklärt wäre, was der Hamburger in den letzten Jahren gemacht hat.
Sein Vortrag ist eher durchschnittlich. Rappen und singen, das sind eben doch zwei verschiedene Dinge. Und Nena? Die ist natürlich trotzdem "geflasht", Samy sei einfach ein "super Sänger". Was soll man auch sagen, wenn das Gegenüber die eigene Platte produziert hat?
Alles wie immer
Sowieso ist Nena eine dankbare Künstlerin für die Auftaktfolge der dritten Staffel. Als Annett Louisan sich bei ihrer Version von "Nur geträumt" zu der Sängerin auf die Couch setzt, schreit die: "Wuuuuuuhhhhh!", reisst die Arme in die Luft, schüttelt die Haare und lacht und lacht und lacht. Also alles wie immer.
Überraschungen gibt es in der ersten Folge der Musikshow kaum. Xavier Naidoo singt die übliche Soul-Pop-Ballade,
Frischen Wind bringt einzig der Schweizer Künstler Seven in die Sendung. Seven, gebürtig Jan Dettwyler, hat sich Nenas grössten Hit "99 Luftballons" vorgenommen und vergisst nach einigen Sekunden gleich mal den Text.
Das ändert nichts daran, dass seine Funk-Version mit Sicherheit der kreativste Cover-Song der Show ist, der selbst Nena überrascht. Die Reaktion ist trotzdem die gleiche: "Wuuuuuuhhhhh!", Haare schütteln, lachen - sie kann halt einfach nicht anders.
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