Auf die Teilnehmer von "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert" wartete am Dienstagabend ihre schwierigste Aufgabe. Sie mussten die Stücke von Samy Deluxe interpretieren. Einem Star gelang das so gut, dass der Rapper sogar vor ihm auf die Knie fiel.
"Sing meinen Song" ist ein bisschen wie ein Nachmittag bei Oma auf der Couch, schrieb ein Kritiker zuletzt über die Show auf Vox. Was als Kompliment zu verstehen ist. Die Sendung verbreitet ein wohliges Gefühl, aber auch eine gewisse einlullende Behäbigkeit.
Überrascht wird hier niemand. Was natürlich an der Auswahl der Künstler liegt. Auch wenn die Teilnehmer immer wieder betonen, welche musikalische Bandbreite "Sing meinen Song" bietet, bewegt sich das Programm der Show doch ziemlich genau im Rahmen des Formatradios. Das Beste aus den 80ern, 90ern und von heute.
Nur einer fällt in dieser Staffel aus dem Rahmen: Rapper
Das zumindest erfährt man von
Beim dritten Mal hat er es sich offensichtlich anders überlegt. Was ein Glücksfall für die Sendung ist. Denn jetzt müssen sich
Die krasseste Rap-Performance einer Frau
Das gelingt mal mehr, mal weniger gut.
Für das sorgt Nena. Vor "Fantasie" hat selbst Samy Deluxe bei jedem Konzert Angst. Es ist sein am schnellsten gerappter Song. Fünf Monate lang hat sich Nena das Lied immer wieder angehört, sagt sie. Als sie anfängt, schüttelt Deluxe nur ungläubig den Kopf. Nena rappt! Und zwar in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Jedes Wort stimmt.
Bei Strophe zwei spricht Deluxe bereits alles leise mit, hebt die Arme und brüllt: "Wuuuuuh!" Am Ende wirft er sich sogar noch vor der Sängerin auf die Knie. Oder sollte man von jetzt an Hip-Hopperin sagen? Denn das sei "die krasseste Rap-Performance, die man je von einer Frau im Fernsehen gesehen hat", sagt Deluxe. Nena ist schwer angetan. Diesen Song werde sie jetzt bis an ihr Lebensende rappen, sagt sie.
Das hätte auch Prince gefallen
Ganz anders geht der Schweizer Seven an das Songmaterial von Samy Deluxe heran. Er hat aus dessen grösstem kommerziellen Hip-Hop-Hit "'Hab gehört" ein Gesangsstück gemacht. Oder besser gesagt, eine Ballade, wie sie auch dem jüngst verstorbenen Prince gefallen hätte. Mit Kopfstimme windet er sich durch den Song - so, dass der eine Teil der Kollegen grinst, der andere ganz blass wird, angesichts von so viel Soul.
Ob das noch jemand toppen kann? Xavier Naidoo versucht es zumindest redlich. Seine Version von "Weck mich auf", zu grossen Teilen a capella vorgetragen, ist mehr eine Anklage der politischen Umstände in diesem Land als ein Popsong. Zweifellos eindrucksvoll, aber ob gerade der umstrittene Sänger der Richtige ist, um diese Kritik anzubringen? – Wohl eher nicht.
Ein Urschrei von Annett Louisan
Bleiben noch
Da ist selbst Wolfgang Niedecken beeindruckt, der den Abend beschliesst. Er singt den Reggae-Song "Bis die Sonne rauskommt" auf Hochdeutsch. Eine Premiere im Fernsehen, wie er sagt. Das mag richtig sein, die grösste Überraschung aber ist: Eigentlich merkt man kaum einen Unterschied.
Wolfgang Niedecken auf Deutsch klingt wie Wolfgang Niedecken auf Kölsch. Kaum verständlich. Xavier Naidoo findet es natürlich trotzdem "Wahnsinn", wie so ziemlich alles in dieser Show.
Diesmal kann man das aber zumindest in Teilen bestätigen. Die Stücke eines Rappers zu interpretieren, hat "Sing meinen Song" definitiv gut getan. Das sieht auch Samy Deluxe so. Ganz der klassisch grössenwahnsinnige MC, lobt er sich zum Abschluss selbst: "Ich bin eben doch ein krasser Songwriter", sagt er. Zumindest im Fall von "Sing meinen Song" muss man ihm Recht geben.
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