Die sechste Episode im "Sommerhaus der Stars" offeriert den Fäkalsprachen-Cheerleadern an den Bildschirmen zu Hause diese Woche einige wertvolle Erkenntnisse frei Haus. Die erste ist: RTL sollte seinem Teaser-Azubi dringend eine lukrative Festanstellung anbieten. Mehr hochpeinliche Schmäh-Auswurf-Indezenzen als die in den ersten 40 Sekunden kompakt als Taktlosigkeit-to-Go kuratierten Amuse-Gueules aus der Hassküche wird man wohl trotz der mittlerweile sehr hohen Trash-TV-Dichte auf allen deutschen Sendern vergeblich suchen.

Eine Kolumne
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Vorsicht! Diese Kolumne dreht sich um Folge 6 vom "Sommerhaus der Stars", die seit 15. Oktober auf RTL+ zu sehen ist und am Dienstag, 22. Oktober, im linearen TV ausgestrahlt wird.

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Körpersprachlich an einen im hohen Alter zunehmend gebrechlich gewordenen Hulk mit Jesus-Frisur erinnernd, führt der nach eigenen Angaben allen anderen Teilnehmern intellektuell hoch überlegene Stefan Kleiser nämlich bereits im Vorspann einen vermutlich unbewussten Beweisfeldzug für seinen eigenen contenanceunfähigen Hang zum Empörungsfanatismus. Bei unter höchster Körperspannung aus einer Aura der moralischen Selbstaufgabe herausgepressten charakteranalytischen Sätzen wie "Du bist eine falsche Bitch!" oder "Viel schöne Fassade, aber eine dreckige Persönlichkeit!" dreht sich jedem Verhaltenstherapeuten der Magen um. Oder um es mal wissenschaftlich zu skizzieren: Jedes Mal, wenn Stefan Kleiser den Mund aufmacht, kündigt irgendwo auf der Welt ein Deeskalationsexperte seinen Job und zieht sich für ein Sabbatical-Jahrzehnt in ein Schweigekloster zurück.

Intellektuelle Tristesse Royale

Nach den Sozialstudien der ersten Wochen im Sommerhaus 2024 kann man inzwischen nicht mehr seriös ausschliessen, dass Stefan Kleiser einst in jungen Jahren den Berufsweg des Zahnarztes gewählt hat, weil er mit seinem Hang zur deplatzierten, hysterisch vorgetragenen und mit aggressiver Körpersprache untermauerten Malediktion vermutlich regelmässig spontan die Beissleiste zwangsrenoviert bekommen hat. Im Sommerhaus hat er sich da zunächst keiner akuten Gefahr ausgesetzt. Seine Hasstiraden sind nämlich offenbar an den fassungslos im Glitzerfummel in der Campingstuhl-Romantik hockenden Reality-TV-Kleinkriminellen Sam Dylan gerichtet, der ungefähr das Gefahrenpotenzial einer blinden Landschildkröte ausstrahlt. Wer ernsthaft Angst davor hat, ausgerechnet Sam Dylan würde ihn in einen aussichtslosen Streetfight verwickeln, der glaubt auch, Donald Trump lässt eine Grenzmauer bauen und Mexiko bezahlt dafür.

Hochgradiger Beef-Alarm also im Sommerhaus. Wer also geglaubt hatte, nach der fristlosen Kündigung des Mietvertrags von Tessa Bergmeier und Rockzipfel-Rakete Jakob sowie der damit einhergehenden Demission des gemeinschaftlich zum Hassobjekt Nummer eins hocheskalierten Carnivoren-Klassenfeindes würde sich die verbliebene Resttruppe voller Stolz über den gelungenen Mobbing-Coup harmonisch in den Armen liegen, hat sich tiefenpsychologisch aussichtsloser verrannt als Thomas Gottschalk in die Idee, die letzten Jahre seiner schwindenden TV-Relevanz damit zu verbringen, als genderkritischer Cancel-Culture-Obmann die Meinungskorridore der Altmänner-Domäne Sexismus zu überwachen.

Dass es durch dieses etwas störrische Verhalten inzwischen als wahrscheinlicher gilt, dass Gottschalk und seine frisch angetraute Karina in naher Zukunft ebenfalls im "Sommerhaus der Stars" landen, um ihrer Karriere im Rahmen des toxischen Diffamie-Marathons auf einer beschaulichen Bocholter Waldlichtung den so genannten Gnadenstoss zu versetzen, als dass er nochmals "Wetten, dass..?" moderiert, scheint Gottschalk in seiner "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Paranoia nicht zu bemerken.

You're my Heart, you're my Soul

Schlimmer als die latente verbale Gewaltbereitschaft der zartintellektuellen Kognitionsverweigerer im Sommerhaus ist eigentlich nur noch die Entscheidung von RTL, den traditionell sehr beliebten Sprecher die erklärenden Off-Sätze dieses Jahr in Reimform vortragen zu lassen. Der dafür verantwortliche Autor wurde augenscheinlich mit weniger Sorgfalt ausgewählt als der Teaser-Azubi und glänzt mit einem lyrischen Talent, bei dem selbst Dieter Bohlen als Rainer Maria Rilke durchgehen würde. Und der hat immerhin Zeilen wie "Brother Louie, Louie, Louie, how you dui, dui, dui" oder "Cheri, cheri lady, goin' through a motion, love is where you find it, listen to your heart" auf seinem Songkerbholz. Also, der Bohlen, nicht der Rilke.

Blanker als die Oberweite von Micaela Schäfer liegen allerdings auch die Nerven von Emma Fernlund. Als sie gemeinsam mit Herzbube Umut Tekin das Nominierungsduell gegen Theresia Fischer und (hurra, da ist er schon wieder) Stefan Kleiser verliert, wirft sie ihrem Sommerhaus-Gefährten Umut einige aufbauende Worte der Liebesbekundungen zu: "Ich habe keine Worte dafür, wie dumm du bist! Wir sind kein Team! Uns hat gerade ein 60-Jähriger abgezogen! Ich bin doch nicht hier, um in der Öffentlichkeit unsere Beziehung zu ficken!" Wobei man durchaus vermuten könnte, dass ihre eigene Wortwahl nicht unbedingt dazu beiträgt, die Situation nachhaltig zu verbessern.

Anschliessend verlieren Rafi Rachek und Sam Dylan gegen Alessia Herren und Can sowie Oliver Sanne und Jil Stein gegen Raúl Richter und Vanessa Schmitt. Am schnellsten erledigt wurde die Challenge von Alessia und Can. Beide sind damit vor der nächsten Nominierung geschützt. Nachdem diese Würfel gefallen sind, beginnen unverzüglich die polittaktischen Hinterzimmer-Gespräche um vermeintliche Abstimmungsallianzen. Oliver wird mit Raúl fachsimpelnd im Garten gesehen, prompt versichern sich die Liebesduos Theresia/Stefan, Sam/Rafi und Alessia/Can aus sicherer Entfernung im Badezimmer, dass sie von der Loyalität Raúls nicht mehr flächendeckend überzeugt sind. Oder wie Chefanalytiker Sam Dylan es sagt: "Raúl hat Angst um seinen Arsch!", während Theresia ergänzt: "Und jetzt will er alle aufhetzen!"

Zerbröselt nun etwa die Vierer-Allianz? Die drei Musketier-Pärchen jedenfalls einigen sich in geheimen Badezimmerverhandlungen darauf, erst "die Neuen" (also Oliver und Jil) rauszuwählen und "danach Raúl". Verwirrt von diesen ständigen Taktikwechseln lässt sich Theresia den aktuellen Matchplan danach noch mal exklusiv von Intrigen-Dompteur Sam bestätigen: "Erst müssen wir Oliver raushaben, dann zerbricht die Allianz sowieso, dann muss Raúl raus und wir sind unsere geheime Allianz." Diese ganzen Absprachen in unterschiedlichsten Konstellationen sind inzwischen komplexer als die Zeitebenen der TV-Serie "Dark".

Durchaus verständlich, dass Theresia sich da sicherheitshalber eine Zeichnung anfertigen lässt. Es würde mich auch wenig verwundern, wenn Alessia und Can ob dieser andauernden Nominierungs-Umstellungen am Ende versehentlich sich selbst wählen. Am Ende liegen Theresia und Sam sich heulend in den Armen und Theresia fleht Sam an: "Bitte enttäusche mich nicht", denn sie "habe schon oft in die Scheisse gegriffen". Gut, Stefan wird sie jetzt nicht so schnell los, aber wenigstens kann man durch gezielt fixierte Kalkül-Nominierungen sicherstellen, dass man nicht als nächstes Paar die Heimreise antreten muss.

Three Allianzen Outside Bocholt, NRW

Dann muss Sam Dylan die rührende Konspirationsnummer allerdings überstürzt abbrechen, denn die Streithähne Umut und Emma ziehen sich in ihr Schlafgemach zurück und versöhnen sich. Umgehend eilt Dylan ins Haus zurück, um in unlauterer Spionageabsicht anschliessend wie ein Discounter-Bond stundenlang sein Ohr an die Wand zu Umuts und Emmas Zimmer zu pressen. Der verwunderten Gloria Glumac erklärt er: "Vielleicht hört man da ja was?", stellt dann aber enttäuscht fest: "Die schlafen! Das ist ja wohl eine Frechheit, dass die da schlafen!" Hauptkommissar Dylan von der Schlafpolizei ist zurecht empört. Wo kommen wir denn da hin, wenn Kandidaten plötzlich schlafen, statt sich mit den übrigen Paaren heimlich gegen ein anderes Paar zu verbrüdern? Skandal!

Sogleich beruft Dylan ein Meeting der Winkelzug-Mafia ein und klärt Theresia, Rafi und Gloria im Garten darüber auf, dass "Umut von seiner psychopatischen Freundin unterdrückt" wird. Man einigt sich darauf, Umut dies zeitnah mitzuteilen. Gesagt, schlecht getan. Kaum gesellen sich die frisch versöhnten Umut und Emma dazu, legt Sommerhaus-Vordenkerin Gloria die Lunte aus: "Glaubt ihr eigentlich, dass das Sommerhaus euch guttut? Ich meine, ihr streitet euch schon echt heftig bei den Spielen!"

Ein ziemlich bizarrer Vorstoss ausgerechnet von Gloria, die kürzlich selbst noch wimmernd auf dem Feldweg zwischen Games-Arena und Vorgarten vor ihrem Michael stand und ihn nach einem grotesk peinlich verlorenen Spiel anbettelt, das Sommerhaus-Projekt und ihre Beziehung nicht vorzeitig zu beenden. Michael hatte zu dem Zeitpunkt bereits seine Koffer gepackt und war wutentbrannt aus dem Haus gestürmt. Ein echtes Phänomen. Wenn beispielsweise Til Schweiger die naiv-unbekümmerte Totalunfähigkeit zur Selbstreflexion von Gloria hätte, würde er den ganzen Tag durch Hollywood laufen und Filmstars wie Al Pacino, Robert de Niro oder Leonardo DiCaprio fragen, ob sie sich wohl damit fühlen, dass sie so viel nuscheln und ob sie nicht mal weniger Alkohol trinken könnten.

Der Anfang des Allianz-Endes

Als dieser Vorstoss, Emma und Umut in Beziehungszweifel und Streitnähe zu manipulieren, krachend scheitert, bekommt der Intrigantenstadl eine Lehrstunde in "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein". Der hinzustossende Michael stellt kurz fest, dass es für Gloria wohl "in früheren Beziehungen normal war, so miteinander zu sprechen", aber dass er ihr schnell klar gemacht hätte, dass das "mit mir nicht geht!" Gleichzeitig holt sich Sam Dylan in kleiner, analytischer Schlafzimmerrunde einen Rüffel von Theresia ab, warum er beim Gloria-Emma-Showdown nichts gesagt hätte, obwohl die Konfrontation seine Idee war und er zugesichert hatte, sich auch zu äussern. Theresia ist entsetzt und bricht im Sprechzimmer weinend zusammen: "Sam hat mich vor seinen Karren gespannt und dann nichts gesagt!"

Als besonders ironische Krönung dieses verheerend offenbarenden Intrigentages verweigert Michael die gemeinsame Bettruhe mit Gloria, weil er "nicht neben jemandem schlafen will, den ich nicht kenne". Am Ende des Tages, an dem die von Sam Dylan aufgehetzte Gloria Glumac die Beziehung von Umut Tekin und Emma Fernlund sabotieren wollte, ist die einzige Liebesbeziehung, die ziemlich eindeutig vor dem Aus steht, ihre eigene. Wie man in den Wald ruft, so schallt es hinaus, möchte man ihr hinter die Ohren tätowieren. Aber auch das wäre vermutlich ein fruchtloser Versuch, dem Sommerhaus der Bigotterie einen Hauch vernunftbasierte Selbstwahrnehmung einzutrichtern.

SamDylanGate

Neuer Tag, neues Glück. Am Morgen bemüht sich Sam um Schadensbegrenzung und biedert sich als Trostonkel für Gloria an, die die Nacht grübelnd allein verbracht hat. Die jedoch geigt ihm ebenfalls erstmal die Meinung darüber, dass er sie in den Kampf mit Emma und Umut geschickt und dann selbst den Schwanz eingezogen hat. Der stets akkurat wie ein Zirkusdirektor aus den 1920er Jahren gekleidete Sam weist jedoch alle Schuld von sich. Da jedoch, so scheint es, hat er sich ordentlich ins eigene Fleisch geschnitten. Gloria ist zwar leicht manipulierbar, aber nicht blind ihrer eigenen Lernkurve gegenüber: "Sam spielt ein linkes Spiel, daher bin ich ihm gegenüber vorsichtig geworden!"

In einer letzten Verzweiflungstat versucht Sam mit einer Diskursverschiebung die Wogen zu glätten: "Michael hätte in der Situation zu dir stehen sollen!" Sam Dylans Glück ist: Das Sommerhaus ist kein Live-Format, bei dem die Zuschauer abstimmen. Nach dieser Performance wäre er vermutlich mit einer nie dagewesenen Mehrheit aus dem Haus katapultiert worden. Am Abend der Ausstrahlung dieser Folge ist Sam Dylans Instagram-Account übrigens plötzlich auf "Privat" gestellt. Lust auf Kommentare zu seinem Sommerhaus-Auftritt scheint er aktuell nicht zu haben. Was ja irgendwie auch eine Art Schuldeingeständnis ist.

Im legendären Blindfahrt-Einpark-Spiel schafft kein Paar den vollen Parcours. Jil und Oliver waren der Parklücke am nächsten und werden zum Gewinnerteam gekürt. Sie sind damit vor der Nominierung geschützt. Als besonderes Bonbon müssen sie diesen Schutz aber einem anderen, bereits geschützten Team wieder entziehen. Ihre Wahl fällt auf Gloria und Michael. Die Aufregung über diesen Spielausgang entlädt sich dann im finalen Drama-Countdown um Sam Dylan. Der vermutlich schlechteste Schauspieler der RTL-Geschichte gibt den ahnungslosen, unschuldigen Harmoniebeauftragten und fragt Theresia, warum sie denn wohl schlecht auf ihn zu sprechen sei. Die ist "einfach nur zutiefst enttäuscht von dir".

Schneller als Theresia "Beinverlängerung" sagen kann, eskaliert die Situation komplett. Stefan fordert Sam auf "nicht anmassend zu werden", der wirft ihm umgekehrt vor, sich als Psychologe aufzuspielen. Oder wie Sam Dylan eigentlich sagt: "Zichologe". Hat vielleicht was mit Ziegen zu tun. Würde passen, denn auch Rafi fragt sich lautstark: "Bin ich hier im Zoo gelandet, oder was?" Stefan bezeichnet Sam als "Heuchler", der entschwindet empört in den Garten, wo Stefan ungebremst nachlegt: "Ich will einfach nicht, dass Sam seinen Arsch rettet, obwohl offensichtlich ist, dass er eine intrigante Sau ist!"

Sommerhaus-Aus für Richter und Maus

Jetzt, wo offensichtlich alle Allianzkarten neu gemischt werden, wittert auch Klavierikone Raúl Richter die Chance, sich neu positionieren zu können: "Das stimmt, die haben sich immer rausgehalten!" Auch Michael verrät Gloria in diesem Kontext, er "vertraue Sam kein bisschen". Oliver geht sogar noch weiter und berichtet: "So kenne ich Sam aus anderen Formaten, er will sich immer aus der Affäre ziehen!" Die Taktik von Puppenspieler Sam scheint in diesem Format jedenfalls nicht ganz aufzugehen.

Als letzte Amtshandlung der Woche steht dann die Nominierung an. Die Allianzen bröckeln, das Misstrauen wächst. Die erste Stimme des Abends geht von Gloria/Michael an Umut/Emma. Die wiederum vergeben ihre Stimme an Raúl und Vanessa. Team Oliver/Jil vergibt seine Stimme an Rafi/Sam. Can/Alessia wählen Raúl/Vanessa. Die kontern mit einer Stimme an Sam/Rafi. Sam und Rafi wählen ebenfalls Raúl/Vanessa. Die Stimme von Theresia/Stefan geht auch an Raúl/Vanessa, die mit vier Stimmen die recht eindeutigen Nominierungsverlierer sind.

Für sie ist der RTL-Urlaub im Sommerhaus beendet. Ihren Abgang nehmen sie nicht sonderlich wohlwollend auf. Sehr selbstkritisch allerdings auch nicht: "Nur weil wir keine psychischen Schäden haben und die einzigen echten im Haus, wurde uns daraus nun ein Strick gedreht." Wie dieser nervenzerfetzende Psychothriller weitergeht, das verrate ich hier dann nächste Woche! Bis dann!

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