Servus, Grüezi und Hallo, zur dritten Woche im "Sommerhaus der Stars". Oder wie wir hier bei RTL Plus sagen: "Sommerhaus der Wars". Frontalangriffe auf allen Ebenen, vor allem auf die IQ-Entwicklung der Zuschauer.
Schon die ersten Sätze der Exit-Episode lauten "Radikale haben im Fernsehen nichts zu suchen" und "Wenn man jemanden als Mörder bezeichnet, das hat im echten Leben strafrechtliche Konsequenzen!" Beide Aussagen stammen von Landwirt und Hobbyjurist Tobias Pankow, dem offenbar die so genannte Hutschnur zu platzen droht. Und das nicht, weil seine Beziehung zu Ex-Promi
Damit konfrontiert zu werden, dass der Verzehr von Fleisch (insbesondere von Billigfleisch aus Discountermärkten) weder als gesund noch als ethisch-moralisch vertretbar gilt, löst in omnivoren Leichenteilevertilgern weiterhin hochemotionale Reaktionen hervor. Und da es mit Teilzeitmitlandwirtin Sarah Kern offenbar nicht mehr starkfrequentiv emotional wird, ist leicht nachvollziehbar, dass man in der Einöde der trostlosen Waldlichtung im Westmünsterland wenigstens irgendwas spüren möchte - und sei es der Hass auf den
Tessas Credo für das Sommerhaus ist klar definiert: "Der Jäger muss weg!" Und auch wenn ihr leicht zerfahrenes, hektisches, hyperdynamisches und verwirrtes Auftreten zuweilen so wirkt, als würde sie einige Hektoliter Jägermeister meinen, ist der Adressat klar: Tobias Pankow. Da trifft es sich natürlich gut, dass Pankow und Tessa, flankiert vom Anhang Sarah und Jakob, im Laufe des Abends in einer Exit-Challenge darum spielen müssen, welches Paar das Sommerhaus als erstes verlassen muss.
Das wird aber nicht der einzige Höhepunkt bleiben.
"Sommerhaus der Stars": Ist das der Trennungsgrund von Sarah und Tobias?
Am kuscheligen nächsten Morgen schaukeln sich leicht verschlafene Pärchen auf unterschiedliche Weise auf Betriebstemperatur. Jägermimose Tobias Pankow referiert vor 1-Frau-Auditorium Sarah Kern, "alle Jäger als Mörder zu bezeichnen" wäre das "gleiche wie Black Lives Matter". Die schlafmangelverkaterte Sarah verdreht kurz die Augen, als hätte
Der trägt seine Empörung darüber, Mörder genannt zu werden, nur weil er hobbymässig Tiere erschiesst, auch in die Frühstücksrunde: "Da wird meine ganze Familie und Millionen anderer Menschen in diesem Land diskriminiert!" Jetzt mal abgesehen davon, dass Pankow offenbar schon länger nicht mehr die Definition von "Diskriminierung" gegoogelt hat: Es gibt in Deutschland knapp 435.000 Menschen mit Jagdschein. Wer da von "Millionen" spricht, der glaubt auch, an der Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident im Januar 2017 habe die grösste Zuschauer-Menschenmenge teilgenommen, die es jemals in der Geschichte der USA gab. Kurz erwägt der vollkommen durchempörte Pankow, zur Exit-Challenge aus Protest gegen Tessa nicht anzutreten, sondern freiwillig zu gehen, wird aber von Finanzministerin Kern daran erinnert, dass es dann keine Gage gibt. Ein Gamechanger für Pankows Jäger-Integrität.
Pankow tritt nach einigen Stunden Sprechzimmer-Keynotes darüber, nicht antreten zu wollen, dann also doch an. Gute Entscheidung, denn im Entscheidungsspiel geht es dann um versöhnliches Brückenbauen. Oder, naja, zumindest Turmbauen. Aus Bierkästen, auf die die Damen dann klettern müssen. Veganer haben offenbar die besseren sportlichen Filigranvoraussetzungen, jedenfalls gewinnt Team Tessa/Jakob recht ungefährdet den Turmbau zu Bocholt und darf (trotz 1:7 Nominierungs-Klatsche am Vorabend) im Sommerhaus ausharren.
Anstatt sich einfach darüber zu freuen, trotz des einstimmigen Exmatrikulationsgesuches der WG-Mitbewohner über den zweiten Bildungsweg die Zwischenprüfungen doch noch erreicht zu haben, lässt sich die nicht unbedingt an überbordendem Feingefühl laborierende Tessa zu einem "Weg mit dem Jäger!" Brunftschrei hinreissen. Als fairer Sportsmann ist Pankow danach derartig ehrgekränkt, er verbietet Sarah, überhaupt noch mit Tessa zu reden. Souveränität heisst schon mal niemand im Sommerhaus mit zweitem Vornamen.
Um seine intellektuelle Komplettunterlegenheit auch einem Millionenpublikum zweifelsfrei zu demonstrieren, nutzt
Diese vollkommen unnötige und kognitiv fragwürdige Aktion ruft sogar in den Tessa-Generalkritikern
"So lasse ich nicht mit mir reden, ich bin Rafi Rachek!"
Von seinem eigenen Lebenspartner auch in peinlichen Momenten nicht bedingungslos verteidigt zu werden, kommt beim promillegetränkten Rachek nicht so gut an: "Dann gehe ich jetzt, ich packe jetzt Koffer! So lasse ich nicht mit mir reden, ich bin Rafi Rachek! Ihr könnt froh sein, dass ich hier bin!
Und als solche kann ich nachvollziehen, dass man sich nicht via unterirdischer Idiotengags von abgehalfterten D-Promis wie Raúl Richter oder Sam Dylan an die Karre pinkeln lassen will. Nachdem er alkoholtheatralisch bereits alle Koffer abreisefertig im Vorgarten drapiert hat, retten Theresia und Gloria ihn mit einigen finalen Rettungsumarmungen in sein Bett, wo er umgehend beginnt, seinen Rausch auszuschlafen.
Trotz einer etwas halbseidenen Entschuldigung am nächsten Morgen bleiben einige Mitbewohner unversöhnlich zurück.
Im berüchtigten Fahrradparcours, den die Paare danach als Challenge-Spiel absolvieren müssen, werden traditionell Abgründe ausgelotet und bizarre Ausreden kreiert. Jakob fährt zu schnell, Theresia hat zu lange Beine, Gloria entfleucht ein "Fick Dich", ihr Michael bricht daraufhin die Prüfung ab. In einem kongenialen Rafi-Rachek-Gedenkmove kündigt er noch auf dem Rückweg an, er würde nun den Koffer packen und gehen, weil er sich von seiner Freundin nicht so beleidigen lässt: "So kannst du in Zukunft mit deinen anderen Bauern-Freunden reden!"
Um der Rachek-Tradition komplett gerecht zu werden, stürmt auch Michael mit beiden Koffern empört aus dem Haus und lässt sich plötzlich doch noch umstimmen. Das kommt - vielleicht weil er nicht sturzbetrunken ist - beim Resthaus nicht flächendeckend gut an. Sam Dylan resümiert: "Er sperrt sie ein in ein Gefängnis!" Und auch Klaviergenie Raúl ist enttäuscht: "Das ist ein bisschen Kindergarten, da verliert man die Glaubwürdigkeit."
Viel Zeit, um weiter auf Michael rumzuhacken, bleibt jedoch nicht, denn RTL zündelt an der ohnehin angespannten Stimmung direkt mit der Verkündung der Spielergebnisse weiter. Stolz erfahren
Theresia: "Im Privatleben haben wir mit so einer Bildungsschicht nichts zu tun!"
Starfeminist Umut hatte sich ebenfalls Chancen auf die Nominierungs-Wildcard ausgerechnet und verkraftet das Ergebnis nicht sonderlich gut. Der tröstend hinter ihm hereilenden Emma wirft er an den Kopf: "Setz doch einfach nächstes Mal um, was ich sage!" Gewinnerin Alessia ist danach sauer: "Ihr seid die einzigen, die nicht da waren, um zu gratulieren!" Leider muss der Showdown dazu aufgeschoben werden, denn auf dem Vorgartengelände geraten Tessa und Stefan aneinander.
Als Theresia berichtet, ihre Beine wären 1,17 Meter lang, während Tessa die Länge ihrer Beine auf 1,14 Meter taxiert, wird Theresias Zahnarzt plötzlich zum Beinchirurgen: "Nee, kürzer!" Tessa, die vermutlich etwas genauer weiss, wie lang ihre Beine sind, kontert mit einem "Idiot!" Der bislang recht ruhige Stefan fordert lautstark eine Entschuldigung. Wild gestikulierend baut er sich vor Tessa auf, bis Tessa-Mitbringsel Jakob ihn zur Ordnung ruft. Das gefällt Stefan nicht. Umgehend klärt er Jakob auf, er hätte mit der Situation nichts zu tun. Das wiederum (ja, es tut mir leid, aber da bin ich durch, da müssen Sie jetzt auch durch) ruft Umut auf den Plan: "Beruhig dich mal, er will doch nur seine Frau schützen!"
Die langbeinige Friedenstaube Theresia, ebenso wenig direkt involviert wie Jakob, hält ihre Meinung offensichtlich für deutlich relevanter als die von Jakob und fährt Umut an: "Häng dich nicht so rein wie ein Teebeutel!" Gefolgt vom besten Gag der gesamten Staffel: "Intelligenz ist schon eine Provokation für einige! Im Privatleben haben wir mit so einer Bildungsschicht nichts zu tun!" Wenn ausgerechnet Theresia Fischer von Intelligenzvorteilen halluziniert und Beinexperte Stefan zustimmend daneben sitzt, das ist schon echtes Comedygold. Mit durch zahllose Operationen verlängerten Beinen im "Sommerhaus der Stars" zu hocken, fortlaufend über andere Teilnehmer zu lästern, jedes Spiel zu verlieren - und dann von eigener Intelligenzhoheit zu schwadronieren, das muss man sich auch erstmal trauen.
Im vom RTL-Zwietracht-Verantwortlichen anschliessend umgehend einberufenen Stimmungsbarometer erhalten Tessa und Jakob vier Stimmen. Nach sieben Stimmen in der Vorwoche durchaus eine rückläufige Antisympathie-Tendenz. Theresia und Stefan, Emma und Umut sowie Raúl und Vanessa Schmitt erhalten je eine Stimme. Nächste Woche eskaliert es bei den Intelligenz-Festspielen nochmals an der Vegan-Front - und eine Nominierung steht an. Ich freue mich, denn unterkomplexer als diese Woche kann es kaum werden. Näheres dazu dann am Mittwoch genau hier. Bis dann!
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