Zum Abschluss eskaliert die Lage im "Sommerhaus der Stars" nochmal so richtig. Üble Beschimpfungen, heftige Anschuldigungen und sogar angepeilte Handgreiflichkeiten, die gerade noch so unterbunden werden können. Da gerät das Finalspiel fast schon in den Hintergrund.
Der erste Satz, der in der zehnten Episode des RTL-Resozialisierungs-WG-Projekts "Sommerhaus der Stars" zu hören ist, lautet: "Wir Menschen sind einfach die schlimmsten Tiere hier auf der Welt!" Im Prinzip erstmal kein grosser Aufreger.
Brisant wird das Szenario durch die in diesem Fall ungünstige technische Errungenschaft des Fernsehens. Denn nomen est omen: Man sieht, wer diesen Satz sagt. Es ist
Fischers Karrierehöhepunkt ist nach wie vor das "Germany's Next Topmodel"-Finale 2019. Als Kandidatin war sie in der damaligen 14. Staffel bereits ausgeschieden. Einen Platz in den Reality-TV-Fremdscham-Geschichtsbüchern sicherte sie sich dennoch souverän, als sie während der Liveshow ihren Freund Thomas Behrend heiratete, den die meisten neutralen Zuschauer bis dahin für ihren Grossvater gehalten hatten.
Viele werden sich noch erinnern: Die spontane Heirat war gleichzeitig der Moment, in dem der damals zufällig anwesende
Ein Tiefpunkt der an traurigen Momenten nicht armen Sommerhaus-Historie
Weniger gute Laune, und hier schliesst sich dann der Kreis, bekommen die Sommerhaus-Zuschauer gleich zu Beginn, denn der neue, ebenfalls deutlich ältere Lebensgefährte von Theresia Fischer ist im Prinzip nackt, als er seinen ansonsten eher unspektakulären Poesiealbum-Spruch aufsagt. Und ein nackter Stefan Kleiser, das wünscht man wirklich seinem ärgsten Feind nicht.
Aber mal was anderes: Menschen sind die schlimmsten Tiere. Nach der Logik wären Fleischesser ja Kannibalen. Aber diese Diskussion möchte mit Vordenker Stefan Kleiser sicher niemand anzetteln. Immerhin war Kleiser einer der Rädelsführer bei der Abkanzel-Odysee gegen Ex-Kandidatin
Nachdem Theresia bereits in der vergangenen Woche mit literarisch hochwertigen und turbohysterisch vorgetragenen Redebeiträgen ("Du hast einen kleinen Pimmel!") zweifelsfrei unterstreichen konnte, dass ihre Behauptung stimmt und sie die mit Abstand intelligenteste Teilnehmerin im Sommerhaus ist, glänzt sie zum Auftakt der zehnten Woche mit einer liebevollen Analyse einiger Mitbewohner.
Lachen über Westentaschen-Geistesgrössen
Selbstverständlich dabei – wie immer, wenn es etwas hinter dem Rücken zu lästern gibt:
Damit ist dann auch bereits wenige Minuten nach Anpfiff des Halbfinales im "Sommerhaus der Stars" meine Bingokarte bereits abgearbeitet. Nach nichts kann man die Uhr besser stellen als nach dem inzwischen bundesweit als bemitleidenswert eingestuften Drang von Stefan Kleiser, jede Woche mindestens zweimal wortreich zu erklären, dass er allen anderen intellektuell haushoch überlegen ist.
Mittlerweile erinnert er mich immer an
Haarscharf vor dem grossen Finale können sich per Sieg in einem Zählspiel Alessia und Can vor der letzten Nominierung in Sicherheit bringen und marschieren direkt ins Finale durch. Am schlechtesten kombinieren und zählen – und das mit grossem Abstand – konnten übrigens Theresia und Stefan. Das nur am Rande für alle Mitleser, die immer noch rätseln, ob das Hochleistungsduo Theresia/Stefan allen anderen wirklich so dramatisch überlegen ist.
Nach ihrem Sieg konfrontiert Alessia Intrigenschmied Sam Dylan damit, dass er in seiner charakterdemonstrierenden Lieblingsrolle als Strippenzieher im Hintergrund während des Spiels
Dieser Regieanweisung kam die offenbar fernsteueraffine Denise umgehend nach, ging dabei allerdings derartig naiv und amateurhaft vor, dass ihr Vorhaben nur dann noch offensichtlicher hätte erkennbar sein können, wenn sie dabei ein Plakat mit der weithin sichtbaren Aufschrift "Sam Dylan hat mich zum Dünnpfiff-Labern und manipulieren hergeschickt" getragen hätte. Selbstkritik-Weltmeister Dylan reagiert erwartungsgemäss unsouverän und pöbelt: "Alessia kann ja noch nicht mal manipuliert von ablenken unterscheiden!" Das hat dann wirklich schon bemerkenswert schlichte Züge. Was kommt als nächstes? "Ich bin nicht dumm, ich bin nur kontraindiziert zu Denkerfolgen"?
Totaleskalation bei der letzten Nominierung
Die letzte Nominierungsrunde vor dem Finale fällt entsprechend desaströs aus. Es fallen Masken, es fallen Hemmungen, es fallen nicht jugendfreie Vokabeln und das mal als lustiges Reality-TV-Spielchen begonnene Sommerhaus eskaliert sich in einen weiteren legendären Trashskandal. Schon als der Gott der Hinterzimmerabsprachen, Sam Dylan, als erster vortritt, hagelt es mehr Proteste, als wenn Schalke 04 ankündigen würde, ab jetzt in schwarz-gelben Trikots aufzulaufen. Alessia unterstellt, Sam würde vermutlich Denise und Lorik wählen, obwohl er beide wenige Stunden zuvor noch als Kanonenfutter im Kampf gegen
Zur Ehrenrettung seines aufgeregt im Glitzerfummel als Discounter-Olivia-Jones-Double hin und her zappelnden Sam springt umgehend
Anschliessend fegt auch Alessia Herren noch mal eiskalt durch das Egozentrum der anderen Paare: "Ich finde, Denise ist ein Hund, wie sie Sam hinterherläuft und dann Emma und Umut versucht abzulenken, damit sie das Spiel verlieren. Und Sam, du bist eine Ratte, ich werde dich immer hassen, weil du feige und falsch bist". Der verliert daraufhin vollkommen die Contenance und beschimpft Umut: "Du bist nur hier, weil du Emma gebumst hast! Weil du sie gefickt hast!" Und auch für Alessia hat er ein paar interessante Charakterzüge übrig. Sein kopflos-jähzornig rausgepresstes "Du Schlampe! Du Bitch!" garniert er mit einem abendfüllend in den Himmel gereckten Mittelfinger.
"Was heute hier passiert ist, ist unterste Schublade."
Die Vokabel "Schlampe" allerdings, und spätestens hier verlassen wir (mal wieder, muss man im Zusammenhang mit früheren Staffeln "Sommerhaus der Stars" leider sagen) ein Terrain, das noch als TV-tauglich deklariert werden kann, löst in Umut "ein Trauma aus". Mit den Worten "man nennt eine Mutter nicht Schlampe" will er sich auf Sam Dylan stürzen und kann nur von einem Security-Mitarbeiter der Produktionsfirma daran gehindert werden, den Strippenzieher der Totaleskalation vermutlich auch körperlich anzugehen. Selbst die flehentlich auf ihn einredende Emma ("Hör einmal auf mich, du versaust dir alles! Die beiden sind es nicht wert!") bekommt ihn nicht eingefangen.
Nach diesem Beinahe-Massenfight eröffnet der Deeskalationsexperte Lorik Bunjaku seine Nominierungsrede mit den Worten "Umut, du führst dich hier jedes Mal auf wie ein asozialer Neandertaler!" Auch nicht unbedingt eine enorm Erfolg versprechende Taktik, um die hochkochenden Emotionen wieder abkühlen zu lassen. Überraschend ruhig während der bisherigen Zeremonie: Nacktphilosoph Stefan.
Vermutlich hält er es für ein Zeichen seiner Überlegenheit, beim Verbalausrasten vor der gesamten Truppe still zu bleiben und dann erst wieder anschliessend in der Isolation des Sprechzimmers alle anderen durchzubeleidigen. Die überraschend abgeklärteste Rede des Abends hält anschliessend Emma: "Was heute hier passiert ist, ist unterste Schublade. Ich finde es krass, was so ein Spiel um 50.000 Euro und den beschissenen Titel Promipaar des Jahres in uns allen hier auslöst!"
Zum Glück für alle Zuschauer, die es trotz Verbalfäkaltsunami bis hierher durchgehalten haben, wendet sich anschliessend nur noch Theresia Fischer an die Nation, stellt die Fangemeinde an den Endgeräten allerdings mit einer IQ-Punkte eliminierenden Grabrede auf ihre eigene Karriere auf eine harte Probe. Zu hart für Emma und Umut, die unter Protest von der Nominierungstribüne stürmen und anschliessend (mit drei Stimmen nominiert) auch das "Sommerhaus der Stars" insgesamt verlassen müssen. Die Kredite dafür schreibt sich Theresia Fischer auf ihren Karrieredispo: "Meine Rede ist so stark, dass dieses asoziale Paar endlich geht!" Sollte der Duden irgendwann anfangen, erklärende Bilder neben Begriffserklärungen zu drucken, wären Theresia und Stefan geeignete Kandidaten für "Wahrnehmungsstörung".
Finalrunden im Schnelldurchlauf
Zum Glück steigt nach dem Umut/Emma-Abgang direkt am nächsten Morgen ein entscheidendes Spiel, bei dem sich Sam Dylan und Rafi Rachek sowie Denise Hersing und Lorik Bunjaku für das Finale qualifizieren können. Theresia Fischer und Stefan Kleiser müssen das Sommerhaus verlassen, gefolgt von Alessia Herren und Can.
Nachdem RTL sich offenbar entschieden hat, aufgrund der bislang bereits angehäuften Strafanzeigen, die inzwischen unter den Ex-Bewohnern kursieren und der latenten Gefahr, dass sich womöglich konkurrierende Empörungsaufbrauser bei nächster Gelegenheit gegenseitig Körperteile ausreissen, den Rest der Staffel an einem Tag durchzuziehen, findet direkt im Anschluss auch das Finale statt. Angekettet aneinander absolvieren die beiden verbliebenen Anwärterpaare (Denise/Lorik und Sam/Rafi) einen Parcours, den man sonst nur aus knallharten Army-Filmen kennt.
Am Ende ruft Lorik Bunjaku, der Col. Nathan R. Jessep des Sommerhauses, den Code Red aus, denn in einem hollywoodreifen Fotofinish obsiegen beim entscheidenden Bällewerfen die Manipulations-Avengers Sam Dylan und Rafi Rachek. Herzlichen Glückwunsch!
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