Eine neue Gameshow in China soll den Kult um Xi Jinping ankurbeln und besonders die Jugend des Landes ansprechen.
Xi Jinping könnte China bis ans Ende seiner Tage regieren. Politisch hat er den Weg dazu längst freigemacht. Eine neue Gameshow zur besten Sendezeit soll nun auch den Kult um seine Person ankurbeln. Zielgruppe ist vor allem Chinas Jugend.
In dem Fernsehstudio, das einem Raumschiff gleicht, wird Wissen abgefragt - über den Marxismus, die kommunistische Partei und allen voran über den Staats- und Parteichef selbst.
Kein Preisgeld für Gewinner
Anders aber als bei europäischen Quizshows wie "Wer wird Millionär?", gibt es für den Gewinner am Ende kein Preisgeld. Wer die richtigen Antworten kennt, darf wohl eher auf soziale Anerkennung hoffen - und in der nächsten Episode von "Sozialismus ist ein bisschen schick" erneut Eifer und Loyalität vor Publikum unter Beweis stellen. Immerhin ist es Chinas wichtigster Entertainment-Kanal, der die Sendung mit dem vielsagenden Namen ausstrahlt.
Wie aber reagiert das Publikum? Die neue Staffel, die sich erstmals nur auf
Ein Beispiel: "Wie viele Fähigkeiten sollten wir gemäss Xis Bericht an den 19. Parteitag stärken?". Die Kandidaten dürfen aus mehreren Antworten wählen: "A - fünf", "B - acht" oder "C - zehn". In diesem Fall fand der Teilnehmer die richtige Antwort schnell, "B - acht". Mit trockenen Fragen über politische Theorie geht es weiter, während ein grosses Karl-Marx-Hologramm aufleuchtet.
Diese Fragen seien allesamt oberflächlich und formelhaft, sagt der Politologe Wu Qiang. "Sie reden über eine altmodische, stalinistische Doktrin mit chinesischen Merkmalen", sagt er.
Vision für eine neue Ära des Sozialismus
Die beiden Kandidaten, die im Multiple-Choice-Teil am besten abschneiden, kommen weiter. Nun schauen sie sich Auszüge aus den Reden des Präsidenten an, "Xis goldene Originalzitate" heisst dieses Segment.
Zum Schluss bekommen die Kandidaten 100 Sekunden Zeit, um über Xis Vision für eine neue Ära des Sozialismus in China - unter Führung einer noch stärkeren kommunistischen Partei - zu referieren.
Fünf Jahre nach seiner Amtsübernahme ist Xi heute so mächtig wie kein anderer Führer seit Mao Tsetung. Auch als Vordenker hob ihn die Partei auf eine Stufe mit Mao.
Doch für viele Chinesen ist die Erinnerung an die Allmacht des Staatsgründers keine gute. Um die Wiederkehr eines solchen Diktators zu verhindern, hatten seine Erben die Macht verteilt. Xi aber ebnete sich per Verfassungsänderung den Weg, um unbegrenzt viele Amtszeiten herrschen zu können. Bei zahlreichen Chinesen löst das Unbehagen aus.
Viele Zuschauer fand die zweite Staffel der TV-Show "Sozialismus ist ein bisschen schick" vielleicht auch deshalb nicht. Nur rund 100 Kommentare fanden sich etwa auf Weibo, der chinesischen Variante von Twitter. Und die waren teils kritisch. "Ekelhaft", schrieb etwa ein Nutzer.
In der ersten Staffel hatten die Zuschauer vor allem politische Vorträge zu sehen bekommen, die sich aber nicht nur um Xi drehten. Eine dritte Staffel ist bereits in Planung. Man könnte annehmen, dass auch diese vor allem einem gefallen soll: Xi selbst. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.