Die rüstigen Reiselustigen sind zurück. Zum Start der zweiten Staffel der ZDF-Dokusoap "Mit 80 Jahren um die Welt" geht es zuerst an den kubanischen Strand und dann in die peruanischen Anden. In beiden Fällen erfüllt Moderator Steven Gätjen damit wieder Herzenswünsche. Fernsehen, das Hoffnung macht.

Christian Vock
Eine Kritik

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"Wenn man das erlebt hat, fühlt man sich jünger. Nicht wie ein 80-Jähriger." Kurz zuvor sass der Thüringer Ernst noch in einem motorisierten Paraglider und flog über die Dächer von Lima. Wenig später steht er am peruanischen Strand und strahlt über beide Ohren: "Der war so hoch, dass ich über die Hochhäuser kilometerweit hinweg gucken konnte."

Es sind Momente wie dieser, die "Mit 80 Jahren um die Welt" zu einem aussergewöhnlichen Fernsehformat machen. Als die Sendung vor einem Jahr zum ersten Mal zu sehen war, regnete es nur so vor Lob. Das lag nicht etwa an den Quoten, denn die waren noch nicht einmal besonders herausragend.

Keine Promis, keine nackten Oberkörper, kein Trash-TV

Nein, "Mit 80 Jahren um die Welt" war vor allem deshalb etwas Besonderes, weil die Show ganz viel ganz anders machte. Zwar wird auch hier, wie es seit Jahren im Fernsehen üblich ist, eine Handvoll Menschen, die sich nicht kennen, zusammengebracht und bei ihrer gemeinsamen Zeit gefilmt, aber damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten mit den üblichen Shows.

Bei "Mit 80 Jahren um die Welt" muss niemand einen Partner finden, dusselige Spielchen machen, für sein Instagram-Profil werben und kein Promi sein oder es werden wollen. Hier geht es darum, älteren Menschen einen Lebenstraum zu erfüllen, überhaupt zu zeigen, dass auch Senioren einen Platz im Fernsehen haben.

Wo sonst Influencer und B-Promis mit einer Dummheit nach der anderen versuchen, Bildschirmzeit zu bekommen, reicht es den Senioren, eine schöne Zeit zu haben und Neues zu erleben. Dass das mit Anstand, Niveau und Würde passiert, liegt nicht zuletzt an Reiseleiter Steven Gätjen, der die Senioren mit grösster Empathie bei ihren Abenteuern begleitet.

Trotz allem, was die Show richtig macht, kann man natürlich fragen, ob die Botschaft, man könne sein Glück nur beim Reisen finden, die richtige ist. Für viele ältere Menschen, denen das nicht möglich ist, wäre das natürlich keine schöne Aussicht. Aber man kann "Mit 80 Jahren um die Welt" natürlich auch als Signal lesen, auch im Alter noch Lust auf Neues zu haben, egal, ob in Kassel oder auf Kuba.

Mit 80 Jahren nach Kuba

Dorthin, nach Kuba, verschlägt es die Seniorenreisegruppe nämlich in der ersten Folge der neuen Staffel. Doch bevor man sich in der Karibik die Sonne auf den Kopf scheinen lässt, muss sich die Gruppe erst einmal am Frankfurter Flughafen finden.

In diesem Jahr sind dabei: der 79-jährige Münsterländer Theo, der 80-jährige Schäfer Ernst aus Thüringen, die 81-jährige Marianne aus Rheinland-Pfalz, die 80-jährige Gisela, die 81-jährige Ruth und der 81-jährige Berliner Wolfgang, genannt Nauke.

Als die Truppe erfährt, dass es zuerst nach Kuba geht, ist die Begeisterung gross, aber vor allem Theo ist glücklich. Der Vater von fünf Töchtern pflegte elf Jahre lang seine Frau, bis sie vor einem Jahr starb. Bei "Mit 80 Jahren um die Welt" erfüllt sich für Theo nach der schweren Zeit nun ein lang gehegter Traum: "schnorcheln an einem traumhaften Strand."

In Havanna erkundet man aber zunächst mit den neuen Bekanntschaften die neue Umgebung und dabei kommen sogar alte Gefühle hoch. Als Steven Gätjen die Gruppe zum obligatorischen Ausflug in US-Oldtimer-Schlitten abholt, weckt das Erinnerungen bei Gisela: "Ich habe schon eine Corvette gefahren und einen Buick. Jetzt fahre ich einen kleinen Kia. Ist schon ein Abstieg. Deswegen freue ich mich, mal wieder mit so einem grossen Auto zu fahren."

Theo taucht ab

Nach der Oldtimer-Fahrt ist dann beim Drehen der eigenen Zigarre in einer kubanischen Manufaktur auch Zeit für ein offenes Wort: "Meine sieht scheisse aus", urteilt Giselsa lachend über ihre selbstgedrehte Zigarre.

Am nächsten Morgen ist dann Theos grosser Augenblick. Seit mehr als 20 Jahren ist der begeisterte Schwimmer nicht mehr im Meer geschwommen. Nun darf der ehemalige LKW-Fahrer beim Schnorcheln vor der kubanischen Küste den grösstmöglichen Wiedereinstieg feiern. Als Theo dann am Strand sein vom Tod seiner Frau noch schweres Herz bei Steven Gätjen erleichtert, ist das der bewegendste Moment der Folge: "Um weiterleben zu können, muss man manche Sachen loslassen", fasst Theo danach neuen Mut.

Derweil begeistert sich Ernst an der Lebensfreude der Kubaner und es sollte für den Schäfer noch besser werden. Als zweites Reiseziel hat sich das ZDF nämlich Peru ausgesucht. Dort erfüllt sich Ernsts Wunsch, einmal ein traditionelles Hirtenvolk zu treffen.

Und auch hier, als Ernst auf 4.000 Metern Höhe den Alpaka-Hirten Modesto trifft und sofort sein Herz öffnet, zeigt sich die Besonderheit von "Mit 80 Jahren um die Welt". Die Show ist rührend, statt rührselig, real, statt Reality. Kein inszeniertes Gelaber, sondern Worte von Herzen, wie die von Ernst: "Jedes Alter hat seine Vorteile. (…) Wir geniessen jeden Tag. Als Jugendliche sagt man immer: Ich möchte, ich will. Wir können sagen: Wir haben. Das ist ein Unterschied."

"Mit 80 Jahren um die Welt": 6 Folgen, immer dienstags um 20.15 Uhr im ZDF oder alle Folgen bereits jetzt in der ZDF-Mediathek.

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