Nach über zehn Jahren Pause führt SAT.1 wieder ein paar mehr oder weniger Prominente aufs Eis. Ob sich Sarah Lombardi, Detlef Soost, der fünftälteste Spross der "Kelly Family", Aleksandra Bechtel oder Désirée Nick beim Eistanzen eh ungelenk oder doch auch ein bisschen grazil präsentiert haben, können Sie hier nachlesen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Bodo Klarsfeld dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Nach 2006 schickt "Sat.1" also ein weiteres Mal die Eislaufshow "Dancing on Ice" ins Rennen. Acht Prominente versuchen dabei, mit ihren Tanzpartnern – allesamt Eiskunstlauf-Profis – den mühsamen Weg vom mitunter ersten Schlittschuh-Schritt bis zur Kür auf glattem Eis irgendwie zu meistern.

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Keine Erwartungen, keine Enttäuschungen

Das Prinzip von "Dancing on Ice"? Nichts Neues. Und ähnlich jenem der RTL-Tanzshow "Let’s Dance": Die Promis – Désirée Nick, Sarah Lombardi, Sarina Nowak, Kevin Kuske, Detlef Soost, John Kelly, Aleksandra Bechtel und Timur Bartels – wurden von professionellen Eistänzern im Oktober 2018 in den Eislaufsport eingeführt.

Gestern musste sie nach wochenlangem harten Training erstmals gegen ihre Konkurrenten im Paarlauf antreten. Fortan gilt es, von Runde zu Runde sowohl die Jury als auch die Leute vor den Bildschirmen mit ihrer Performance zu überzeugen. "Keine Erwartungen, keine Enttäuschungen" heisst die Devise.

Die ersten, die sich aufs Eis begaben, waren der Tänzer und Choreograf Detlef Soost und Eiskunstläuferin Kat Rybkowski. Schon der Rückblick auf deren Training deutete eines an: Soost kann vielleicht da und dort ganz gut tanzen. Auf dem Eis aber sicher nicht.

Selbst Rybkowski sprach von "Talentlosigkeit" und erstaunte obendrein mit der Bemerkung, Soost sei "einfühlsam und sympathisch". Noch überraschender war dann aber, was der 48-Jährige am Eis ablieferte. Echt okay! Ist der Besenstiel beim Training noch regelmässig umgefallen, glitt er gestern für Besenstiel-Verhältnisse nahezu elegant über das Eis.

Die Jury, bestehend aus der Doppel-Olympiasiegerin Katarina Witt, Unternehmerin und Tänzerin Judith Williams, Profi-Tänzer Cale Kalay sowie Eiskunstlauf-Kommentator und Deutscher Meister Daniel Weiss, war durchaus angetan.

Curvy-Model überrascht beim Herumkurven

Auch Model Sarina Nowak präsentierte sich danach gemeinsam mit dem tschechischen Nationalmeister David Vincour recht tadellos. Zeitweise erinnerte die Performance der Curvy-Schönheit allerdings an ein konsequent grinsendes Sperrgut, das motiviert über das Eis geschoben wird.

Wer jedoch die Bilder aus ihren ersten Trainingswochen gesehen hatte, musste dann aber schon ein wenig in Ehrfurcht erstarren. Auch die Jury hatte primär Lob bei der Hand. Was zu diesem Zeitpunkt des Abends dennoch klar wurde: Die Show wird auch 13 Jahre nach dem ersten Versuch kein Burner. Kurzum: Sie liegt zu diesem Zeitpunkt irgendwo zwischen "ziemlich fad" und "fad".

Da ein grosses Scheitern dramaturgisch jedoch immer etwas hergibt, kam dann etwas Brisanz auf. Geschuldet war diese der dürftigen Performance der einstigen "VIVA"-Moderatorin Aleksandra Bechtel. Bechtel, die sich an der Seite von Eislauftrainer Matti Landgraf im Eistanzen versuchte, machte bei ihrer Kür deutlich, dass sie auf Schlittschuhen ein beinharter Wackelkandidat ist.

Als die Kuh für sie vom Eis war, fasste sie dies auch in Worte: "Es ist ein unfassbar gutes Gefühl, dass es jetzt vorbei ist", so die 46-Jährige nach dem Auftritt. "Das war leider nicht so der Knaller", meinte Juror Daniel Weiss. Und ergänzte. "Ich bin eher ein bisschen enttäuscht."

Sarah Lombardi als tanzendes Spektakel

Im Vergleich dazu bot wiederum Sängerin Sarah Lombardi ein echtes Spektakel. Zu "Fallin‘" von Alicia Keys "schlittschuhte" die junge Mutter erstaunlich souverän. Dafür gab es auch Lob von Katarina Witt: "Ich bin sprachlos, was du in drei Monaten gelernt hast."

Auf Lombardi folgte mit Kevin Kuske der erfolgreichste Bob-Sportler aller Zeiten. Der mit zahlreichen Tattoos verzierte Riesenschrank bewies gestern, dass ihn auch auf dem Eis nur wenig umhauen kann. Apropos: Nicht wirklich umhauen konnten auch die Jokes der Moderatoren Marlene Lufen und Daniel Boschmann. Sie waren echte Schlaf-Treiber.

Um Désirée Nick, Deutschlands wohl grösste Klappe, musste man sich bei ihrer unmittelbar danach folgenden Kür richtiggehend Sorgen machen. Wenig verwunderlich, dass die 62-Jährige, der am gestrigen Abend Profi Alexander Gazsi über das Eis half, beim Training zuvor oft mit Helm antanzte.

Zu Nicks Verteidigung: Sie hat sich kurz vor der Show einen Muskelfaserriss zugezogen. "Es ist nicht verborgen geblieben, dass Sie eine Verletzung haben", so Juror Daniel Weiss wenig schmeichelhaft. Die Meldung war ganz okay.

Die wohl beste Leistung am gestrigen Kick-off von "Dancing on Ice" zeigte Schauspieler Timur Bartels gemeinsam mit der Eiskunstläuferin und –Trainerin Amani Fanci. Der von der "VOX"-Sendung "Club der roten Bänder" (sicher irgendjemandem) bekannte Mime scheint für ein Leben auf Kufen ein gewisses Talent zu haben. Dies belohnte auch die Jury mit 35,5 Punkten – der höchsten Punkteanzahl des Abends. "Timur, du bist ein Überflieger! Und willkommen im Club der Eiskunstläufer", so Witt zum jungen Eissporn.

Die finale Kür am gestrigen Abend kam dann von Musiker und Sänger John Kelly. Er haderte vermutlich in den letzten Wochen ein wenig damit, nicht auf einem Eisbrecher, sondern auf einem ordinären Hausboot aufgewachsen zu sein. Denn auch John Kelly ist quasi ein Neuling auf dem kalten Parkett.

Zu "David’s Song" knallten er und seine Partnerin eine ganz gute Kür aufs Eis. Dafür gab’s auch satte 31 Punkte von der Jury, die den dritten Rang bedeuteten – direkt hinter dem Tanzpärchen Sarah Lombardi und Joti Polizoakis.

Curvy-Model oder Dschungel-Queen – wer muss raus?

Danach waren die Zuschauer gefragt. Deren Anrufe hatten darüber zu entscheiden, welche zwei Paare im sogenannten "Skate-off" noch einmal gegen das Ausscheiden eistanzen mussten. Das Votum der Zuseher nötigten Désirée Nick und ihren Alexander sowie Sarina Nowak mit ihrem David dazu, die Entscheidungskür eiszutanzen und gegeneinander anzutreten.

Während Sarina eine solide Leistung bot, musste das "It-Girl der Geriatrie", wie sich Nick gern selbst bezeichnet, die meiste Zeit von ihrem Eis-Gegenüber gestützt werden. Das blieb natürlich auch der Jury nicht verborgen, die sich letztlich dazu entschloss, Sarina und David weitertanzen zu lassen. Die Nick war also raus.

Es ist wahrscheinlich, dass der Ausgang des Abends für die einstige Dschungelkönigin trotz der Verletzung ein überraschender war. Vermutlich hätte sie auch mit zwei Frakturen und drei weiteren Muskelfaserrissen nicht damit gerechnet, als erste Eistänzerin den Abgang machen zu müssen. Wie auch immer. Am 13. Januar geht "Dancing on Ice" in die nächste Runde. Wem die Sendung gefallen hat, der kann nächstes Mal durchaus wieder einschalten. Viel schlechter wird sie bestimmt nicht mehr werden.

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