• Nach zwei Jahren Pandemie, in der Reisen schwierig bis unmöglich war, ist das Fernweh der Deutschen gewaltig.
  • In einem "stern TV Spezial" kurz vor Beginn der Reisesaison ging man Fragen nach wie "Wie macht Deutschland Urlaub?" oder "Warum nicht einfach einen Camper für 1,6 Millionen Euro kaufen?".
  • Und schliesslich wurde auch noch die Frage aller Fragen von einer Juristin geklärt: "Darf man mit seinem Handtuch eine Liege reservieren?"
Eine Kritik

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Zunächst schickte "stern TV"-Moderator Steffen Hallaschka zwecks Kostenvergleich die Familien Görzen und Nowak ins Urlaubsgebiet. Beide Quartiere kosteten etwa 1.600 Euro. Während die Görzens ins türkische Alanya fliegen durften, liess man die Nowaks auf der drittgrössten Insel Deutschlands relaxen, der Ostseeinsel Fehmarn. Dort wartete im Schlafzimmer gleich mal eine böse Überraschung: ein Keuschheitsgraben. Ein kleiner Schock, denn im Urlaub will man sich ja gerne auch mal näherkommen.

Für die Nowaks störend: die Hotelburgen vor Ort, durch die sie laufen mussten, um zum Strand mit dem 14 Grad warmen Wasser zu gelangen. Die Görzens wiederum waren zwar nach der Anreise einigermassen erschöpft, freuten sich aber auf ihren "all-inclusive"-Urlaub in der Türkei mit der warmen See.

Mama Nowak: "Am Strand ist es schon arg teuer"

Dass das Wifi extra kostete, stiess den Görzens gleich zu Beginn sauer auf. Dafür bekamen sie, "all-inclusive", ihre kalten Pommes quasi gratis, während Familie Nowak auf Fehmarn für Fritten und zwei Getränke 12,50 Euro aus der Börse angeln mussten. "Am Strand ist es schon arg teuer", konstatierte Mutter Claudia, bevor sie samt Familie für 1,5 Stunden mit dem Fischkutter in See stach und hierfür pro Erwachsenennase weitere 12 Euro berappen musste.

Auch in der Türkei durften die Kids gratis aufs Boot, Mama und Papa Görzen kostete der ganze Tag auf dem Piratenschiff inklusive Feuerspucker, Schaumparty und anderen Bespassungen jeweils 39 Euro.

Inflationseffekt bei Reisebuchungen

Das Fazit nach einer Woche: Der Urlaub der Nowaks auf Fehmarn kostete insgesamt 2.304 Euro und fiel damit um 100 Euro teurer aus als jener der Görzens in der Türkei, gaben sie doch als Halbpensionäre für Verpflegung insgesamt 339 Euro aus, die "all-inclusive"-Görzens hingegen lediglich 98 Euro. Dass die Familie mit Halbpension per Saldo mehr Geld fürs Essen hinlegen musste als der "all-inclusive"-Clan: Wer hätte das gedacht?

"Deutschland war schon immer sehr voll, und in der Pandemiezeit besonders. Dementsprechend steigen die Preise", so Ralf Hieke, Vizepräsident des deutschen Reiseverbandes, der die unterschiedlichen Voraussetzungen für die Familien gar nicht erst zum Thema machte. Ungleich interessanter: Ihm zufolge werde es auch einen Inflationseffekt bei den Reisebuchungen geben. "Man muss schon ein bisschen mehr für den Urlaub investieren als dies etwa 2019 der Fall war", sagt der Experte.

Wenn der Urlaub zum Albtraum wird

Bei einer Umfrage unter den Zuschauern gaben 70 Prozent an, in diesem Jahr ins Ausland zu fahren. Die Hälfte der im eigenen Land Urlaubenden will in jedem Fall an die Ostsee oder Nordsee, also das Strandleben geniessen. 80 Prozent meinten wiederum, im Urlaub bis dato keine gröberen Probleme gehabt zu haben. Der Rest hatte dafür aber schon richtig Ärger. Aber was versteht man eigentlich unter "richtigem Ärger"? Violetta Blank vom "stern TV"-Team machte den Reality-Check und wollte auf Mallorca in Erfahrung bringen, wie weit Dichtung und Wahrheit auseinanderklaffen können. Und was es eigentlich heisst, wenn in der Hotelbeschreibung "direkt am Strand" steht. Und was ist eigentlich ein "Strand"?

Verkehrshölle Strand

Blanks Hotel lag tatsächlich direkt am Meer, nur machte sich dazwischen eine Hauptstrasse samt vorbeibretternder LKW-Kolonnen breit. Der "Strand" selbst? Ein ca. 1,5 Meter breiter Schotterstreifen direkt unter dem Bürgersteig. Hier wollte kein extremes Beach-Feeling aufkommen. "Das Gute an dem Strand jedoch: Ich hab' ihn ganz für mich alleine", übte sich Blank in der Verkehrshölle unter dem Sonnenschirm in Ironie. Die typischen Katalog-Lügen "sind weniger geworden, aber es gibt sie immer noch", meinte danach RTL-Urlaubsexperte Ralf Benkö. Er empfahl, die Angaben schon bei der Urlaubsrecherche via Online-Karten zu überprüfen – insbesondere unterschiedliche Angaben zu einer Unterkunft seien hier verdächtig.

Der ewige Kampf um die Liege

"Ein Katalog ist verbindlich. Wenn ich 'direkte Strandlage' lese, ist auch eine direkte Strandlage erforderlich. Dieser 'Strand' an der Bundesstrasse ist für mich nicht nutzbar. Da sagen die Gerichte dann: 'Das sind 20 Prozent Minderung'", liess Anwältin Nicole Mutschke die Zuschauer wissen.

Sie klärte an diesem Mittwochabend auch noch die Urlaubsfrage aller Urlaubsfragen: "Gilt das Handtuch auf der Liege als Reservierung?" 13,47 Prozent der "Stern TV"-Zuschauer meinten, mit dem Handtuch könne man sich tatsächlich einen Platz am Pool reservieren. Sie mussten dann sehr, sehr stark sein: Nein, liebe 13,47 Prozent, dem ist nicht so! "Man kann es machen, aber es hilft nichts", sagt Juristin Mutschke, die sich im Urlaub selbst regelmässig über "Reservier-Handtücher" wundert, sie aber dennoch nie entfernt. "Vielleicht ist das mal was, was das Hotel durchsetzen sollte", so die Anwältin.

Mirja Boes – grosse Camperin vor dem Herrn

Auch Comedian und Schauspielerin Mirja Boes landete am Mittwochabend noch auf der Couch bei Steffen Hallaschka. Der Grund: Sie ist, wie so viele ihrer Landsleute, passionierte Camperin. Denn Camping boomt hierzulande mehr denn je, was diese Zahl untermauert: Fast 700.000 Wohnmobile gab es im vergangenen Jahr in Deutschland. "Man ist einfach megaflexibel und kann sich so herrlich treiben lassen", schwärmte Boes. Hallaschka, kein grosser Freund des Campierens und Zeltens, konterte: "Urlaub für Leute, die sich nicht entscheiden können also." Das liess Boes nicht gelten: "Nein, Urlaub für Leute, die entdeckungsfreudig sind", so die 48-Jährige. Ausserdem müsse man sich dabei nie schön anziehen und könne einfach so rumlungern.

Viel Luxus, wenig Ursprüngliches

Am Ende der Sendung liess man noch Gerhard Volkner, Geschäftsführer eines Reisemobilherstellers, Werbung machen für seinen Luxus-Camper, aus dessen Bauch er mal eben seinen Porsche ausfahren liess. "Den Porsche und andere schöne Spielzeuge hab' ich immer dabei", poste Volkner, dessen Camper-Modell mit Fussbodenheizung, XL-Bett und sonstigem Schnickschnack man für satte 1,6 Millionen Euro erstehen kann. Boes war damit nicht zu beeindrucken: "Mir fehlt hier das Ursprüngliche, da geh' ich lieber ins Hotel", so die Komikerin über das Highend-Teil auf Rädern.

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