Dirk Steffens, Fachmann für Wissenschaftsthemen beim ZDF, versucht sich jetzt auch in Unterhaltung. In "Mich täuscht keiner!" testen prominente Gäste ihre Sinne. Dass das recht gut funktioniert, liegt aber nicht am Moderator - sondern am entspannten Grundton der Sendung.
Was waren das schöne Zeiten. Mit Oma im Schlafanzug vorm Fernseher, und Joachim Bublath erklärte Wissenschaft so, dass es nicht allzu sehr an Schule erinnerte. Hach!
Dieses nostalgische Bild der "Knoff-Hoff-Show" hatten wohl auch die Macher von "Mich täuscht keiner!" vor Augen, als sie die neue ZDF-Show entwarfen. Neben den menschlichen Sinnen und wie sie manipuliert werden können, stehen auch hier vor allem Experimente im Mittelpunkt. Nur explodieren will einfach nichts.
Als Moderator verpflichtete der Mainzer Sender seine Wissenschafts-Allzweckwaffe
Ein grosser Entertainer ist er zwar nicht, aber das war Bublath schliesslich auch nicht. Sie eint der spröde Charme eines Chemielehrers, der irgendwie zu einer Show passt, die "Spass haben will", "spielen", aber mit "einem bisschen wissenschaftlichen Hintergrund".
Klassisches Setting, hysterisches Publikum
Das Studiosetting ist klassisch. Vier Pulte für die prominenten Gäste (ohne kommt man anscheinend heute im Fernsehen nicht mehr aus), Steffens steht etwas daneben. Ein wenig erinnert das an den TV-Klassiker "Der grosse Preis".
Nur das hysterisch johlende Publikum passt nicht ganz dazu. Fährt die Kamera in die Ränge, sitzen alle mit geschlossenen Mündern da. Da hat es der Sender in der Nachbearbeitung des Tons wohl etwas übertrieben.
Die Spiele sind aufgepeppte Naturwissenschaftskunde, bei der Dirk Steffens versucht, die Sinne von Katrin Müller-Hohenstein, Marie Bäumer, Horst Lichter und Axel Milberg zu täuschen.
Das reicht von bekannten optischen Spielchen zu Ausflügen in Richtung Kindergeburtstag. So tragen die vier etwa in einer Spielerunde ein Invertoskop, eine Umkehrkamera, die die Sicht auf den Kopf stellt. Der Versuch eine gelbe, zähe Flüssigkeit in ein Glas zu kippen, verläuft erwartungsgemäss desaströs.
Steffens erklärt dann, dass wir alle umgekehrt sehen, dass Gehirn das Bild aber dreht. Und dass die Prominenten wieder ganz normal sehen können, wenn sie die Brille acht Tage lag aufliessen. Da hat sogar der Zuschauer etwas gelernt. Welche RTL-Show kann das schon von sich behaupten.
An Suppen schlecken und Reagenzgläsern riechen
Getreu diesem Motto hangelt sich "Mich täuscht keiner!" durch die Themengebiete Hören, Sehen, Schmecken, Fühlen und Riechen. So kommt unter anderem ein Tierstimmenimitator herein und röhrt in ein Kuhhorn.
Die Promis müssen mit verbundenen Augen raten, ob es ein es ein echtes Tier ist oder die Kopie. Marie Bäumer ist so begeistert, dass sie auch beginnt wie ein Hengst zu wiehern. Nun ja, nicht alles ist Gold, was grunzt.
Dieses Schema zieht sich durch die kompletten 90 Minuten der Sendung. Die Promis schlecken Süppchen und suchen nach dem tomatigsten Geschmack (alle gleich, aber die Farbe täuscht die Zunge).
Sie schnuppern an Reagenzgläsern, auf der Suche nach den Bestandteilen von künstlichem Bananenaroma (Butanol, Essig- und Schwefelsäure).
Keine dämlichen Telefonfragen
Das Tempo ist entspannt, aber nicht so träge, dass man auf dem Sofa wegnickt. Niemand will einem fünf Autos unterjubeln und es gibt keine dämlichen Telefonfragen, die die Intelligenz des Zuschauers beleidigen.
Und wenn es dann doch zu behaglich werden sollte, lässt das ZDF ein paar demonstrierende Tierschützer das Studio stürmen. Um danach zu testen, was sich die Prominenten von der Situation gemerkt haben. Deren Antworten zeigen erschreckend deutlich, wie sehr man Zeugenaussagen trauen kann.
Natürlich ist das keine Show, die man so noch nicht gesehen hat. In "Mich täuscht keiner!" wird das Fernsehen nicht neu erfunden.
Aber eines muss man der Show zugestehen: So entspannt ist man schon lange nicht mehr in den Feierabend geglitten. Und das ist mehr, als man von vielen anderen Sendungen behaupten kann.
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