Es sollte ein Neuanfang werden für den "Tatort" in Saarbrücken: Mit Devid Striesow wurde einer der gefeierten Darsteller im Land verpflichtet, dazu sollte ein vermeintlich peppiges Drehbuch für Krimi-Kost wie bei den Münsteraner Kollegen Boerne und Thiel sorgen. Herausgekommen ist ziemlich lahmer Klamauk, der auch im Netz mächtig Gegenwind bekommt.

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Saarbrückener "Tatort": Die Reaktionen im Netz

So hagelt es auf dem offiziellen "Tatort"-Profil bei Facebook vernichtende Kritik. Nutzer Frank Geske schreibt: "Der schlechteste Tatort aller Zeit, es geht nicht mehr um Krimi! Das Niveau der Privaten ist hiermit erreicht! Wo ist der gute, alte Tatort von früher?!?" Auch Anna-Lena Meyer war "sehr enttaeuscht" und musste "nach 20 min abschalten".

Die Schauspieler müssen grösstenteils auch herbe Kritik einstecken. Ralf Real Shock dazu: "Einzig und allein Devid Striesow hat diesen TATORT noch über die Zeit gerettet. Die Nebenrollen waren von A bis Z grauenhaft besetzt! Wo hat man diese dilettantisch wirkenden Darsteller nur aufgetan?" Das sieht auch Sven Brunner so, der vermutet, die Staatsanwältin habe wohl vorher bei Barbara Salesch mitgespielt. Und weiter: "Wie kann man eine derart wichtige Rolle mit so einer untalentierten Schauspielerin besetzen, eine Frechheit."

Sandra Schumacher schliesslich bringt es auf den Punkt: "Das war kein Tatort, das war eine schlechte Comedysendung!"

Der Tenor bei Twitter ist ähnlich. Nutzer Martin Schäfer sagt: "Ich hab mirs anders gewünscht aber der #tatortwar schlecht. Einfach schlecht. Das Gute liebe @Tatort Macher: es ist noch Luft nach oben!" "Die_Mutti" hat derweil auch einen Narren an der Darstellerin der Staatsanwältin gefressen: "@Tatort Sehr geehrte Crew, ich biete an Sandra Steinbachs Rolle zu übernehmen. Unentgeltlich. Der Liebe zur Schauspielerei geschuldet."

Überzogene Panikmache der Netzgemeinde oder ist was dran? Schauen wir uns den "Tatort" vom Sonntagabend also mal genauer an.

Viel Klamauk und planlose Ermittler

Das Saarland ist nicht gerade als krimineller Brennpunkt bekannt. Dennoch rauscht Kommissar Jens Stellbrink gleich zum Dienstantritt auf seinem Motorroller in einen Fall von internationalem Ausmass hinein.

Dabei geht es so lässig los: Mit Reggae-Musik im Ohr fährt Stellenbrink gut gelaunt beim örtlichen Baumarkt vor. Er trägt eine kurze Hose und Gummistiefel. Auf der Suche nach einer neuen Klobürste läuft ihm aber prompt die kleine Melinda in die Arme, scheinbar eine nordafrikanische Diplomatentochter.

Schnell zeigt sich, dass das Mädchen und seine vermeintliche Mutter offenbar in eine wie auch immer geartete Verschwörung verwickelt sind. Sie werden von schwarzbärtigen Männern in schwarzen Anzügen zuerst entführt und dann auf ihrer Flucht verfolgt. Dabei schiessen die Schurken wild um sich und stolpern meist über ihre eigenen Füsse. Dick und Doof lassen grüssen.

Um Melinda und ihre vermeintliche Mutter im Krankenhaus zu den Vorfällen befragen zu können, entsendet das Konsulat einen Dolmetscher. Der sieht aus wie Bösewicht "Dschafar" aus dem Disney-Film "Aladdin". Kurz nachdem er das Krankenhaus verlassen hat, ist die Frau tot. Ratlosigkeit bei den Ermittlern. Wer kann das nur gewesen sein?

Später tritt dann noch der Diplomat, dessen Tochter Melinda angeblich ist, in Erscheinung, und heisst zu allem Überfluss wirklich "Dschafar". Zum Dank für die Rettung seiner Tochter verleiht er Stellbrink einen riesengrossen Orden, der passenderweise an einen Karnevalsorden erinnert, und macht sich eilig wieder aus dem Staub.

Kasperle im Laientheater

Sie verstehen jetzt nur noch Bahnhof? Willkommen im Club. Der auf hanebüchene Weise zusammengekleisterte Plot kommt zu keinem Zeitpunkt wirklich in die Gänge. Zu viele Ungereimtheiten und zu viel Slapstick nehmen jedem im Kern vielversprechenden Ansatz den Wind aus den Segeln.

Das fängt schon bei der Hauptfigur des Jens Stellbrink an. Was wohl als sympathisch schrulliger Anti-Held konzipiert war, ist letztlich ein diffuses Konglomerat aus Macken und Schrulligkeiten geworden, das man eher in einer Bully-Herbig-Klamotte vermuten würde als im "Tatort". Manchmal ist weniger wirklich mehr.

Devid Striesow trifft dabei noch die geringste Schuld. Er versucht das Beste aus seiner Rolle zu machen, spielt gut aufgelegt und ambitioniert. Damit steht er leider ziemlich alleine da, denn die restliche Besetzung dieses Trauerspiels wirkt wie ein unbeholfener Haufen von Laiendarstellern.

Zunächst wäre da die ältere Dame, deren Auto Stellbrink kapert, um entgegen der Anweisungen von oben einen Alleingang zu starten. Weil Stellbrink sich auf die Unterstützung seiner Kollegen nicht verlassen kann, mutiert die Rentnerin zum pfiffigen Sidekick. Auf so eine Gelegenheit habe sie ihr ganzes Leben gewartet, sie lese ja so gerne Krimis.

Elisabeth Brück, die Stellbrinks Kollegin Lisa Marx verkörpert, macht ihre Sache schon ein wenig besser. Trotzdem wirkt ihre Figur der toughen, Motorrad fahrenden Kripo-Beamtin wie eine Mischung aus Lara Croft und "Walter" aus dem Frauenknast.

Den Vogel schiesst aber Sandra Steinbach als hysterische Staatsanwältin ab, die sich jedem auch noch so offensichtlichen Hinweis verweigert. Ihre Darbietung muss leider als Totalausfall gewertet werden. So etwas würde man, wie "taz.de" trefflich beschreibt "allenfalls dem Theaterverein Linkenheim-Hochstetten durchgehen lassen."

Saarbrückener "Tatort": Neu ist nicht gleich besser

Vor einem guten Jahr schickte der SR sein bewährtes Ermittlerteam Deininger und Kappl in den Ruhestand. Die Geschichte sei auserzählt, lautete die Begründung. Nach gerade einmal sieben Folgen. Jetzt wollte man offenbar etwas ganz Neues wagen.

Man will sich allerdings gar nicht erst vorstellen, was im Entscheidungsprozess alles schiefgegangen sein muss. So wird man wohl nie erfahren, was aus diesem Saarbrückener "Tatort" vielleicht hätte werden können. Herausgekommen ist jedenfalls ein ziemlich mieses Machwerk. Wer sich an einer filmisch gelungenen Bruchlandung erfreuen will, dem sei an dieser Stelle das Pilotendrama "Flight" mit Denzel Washington ans Herz gelegt.

Ach ja: Der Mörder im Krankenhaus war der Dolmetscher.

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