Der "Tatort" fuhr eine grandiose Kulisse mit Dünen, Wind und Meer auf. Auch die Motive, vor denen die Kommissare Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) auf Langeoog ihren zweiten Fall lösten, erinnern an beste Skandinavien-Krimi-Kost. Leider kann die dröge Story von "Mord auf Langeoog" mit der Wucht der düsteren Bilder nicht mithalten.

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Worum geht's hier eigentlich?

Eigentlich hat sich Falke den idealen Ort ausgesucht, um ein paar Tage vom Dienst abzuschalten. Gemeinsam mit seinem alten Kumpel Jan (Sebastian Schipper) und dessen Frau Mimi (Laura Tonke) ist alles für einen Urlaub in den Dünen gerichtet. Doch dann wird am Strand eine grausam zugerichtete Frauenleiche gefunden - und gleich daneben hockt Mimis psychotischer Teenagerbruder Florian (Leonard Carow), der sich gerade die Hose zuknöpft. Florian ist blutverschmiert und völlig verstört. Also alles klar, Herr Kommissar? Von wegen. Am Ende nimmt die Geschichte eine Last-Minute-Wendung, die für den Krimi-erfahrenen Zuschauer jedoch auch nicht wirklich überraschend kommt.

Wie nervenzerfetzend ist die Spannung?

Trotz einiger drastischer Bilder ist der "Tatort" kaum spannender als die "Lindenstrasse". Dass einen das Geschehen nie so recht in den Bann zieht, liegt vor allem am mangelnden Erzähltempo und an der auf Langeoog grassierenden Wortkargheit - das Kauz-Klischee wird als Stilmittel mal wieder übermässig strapaziert. Aber auch der unzugängliche (wenn auch von Leonard Carow mit Hingabe gespielte) Hauptverdächtige und die sukzessive aufgerollte Geschichte des Opfers, eine Hamburger Fotografin und Galeristin, die mit dem blassen Jungen ein seltsames Verhältnis hat, machen den Film zur Geduldsprobe für den Zuschauer.

Ergibt das alles Sinn?

Kaum, aber ein Hoch auf das Gespür dieses Ermittlers: Der Fall scheint klar, aber Falke hat Zweifel an der Schuld von Florian. Nur kann dieser sich an nichts erinnern, was in der fraglichen Nacht geschehen sein könnte. Noch abstruser als das Verhalten dieses Verdächtigen ist nur noch die Geschichte des wahren Mörders.

Braucht man das Drumherum?

Kommissar Falke und die Frauen - das hat Potenzial. Mit seiner Kollegin Lorenz verbringt er nun sogar eine Nacht im Hotel. Aber keine Sorge, da war (noch) nichts. Highlight ist jedoch der Auftritt von Nina Kunzendorf als Mord-Ermittlerin Christine Brandner - ihre erste Rolle als TV-Kommissarin nach ihrem Ausstieg im Frankfurter "Tatort". Hintergrund: Regisseur Stefan Kornatz drehte schon für den HR-Tatort mit Nina Kunzendorf, die er bei der gemeinsamen Arbeit in Hessen kennen lernte. Die Schauspielerin und der Filmemacher sind zudem liiert.

Würde man diese Kommissare im Notfall rufen?

Ja. Auch, um danach mit dem coolen Falke mal ein Bier trinken zu gehen. Falke und Lorenz verstehen ihren Job: Er ist eher intuitiv, sie geht die Fälle lieber schulmässig an. Das Team bleibt weiterhin vielversprechend, eines der heissesten der aktuellen "Tatort"-Riege.

Wie fies sind die Verbrecher?

Der Mörder und seine Geschichte: zwei Dinge, die einem hier ziemlich egal sind. Viel mehr muss man über diesen "Tatort"-Krimi nicht sagen.

Muss man das sehen?

Ja - jedenfalls alle, die nach einem neuen Domizil für eine Auszeit in Einsamkeit gesucht haben. Die Insel Langeoog ist allemal eine Reise wert. Auch sind die Bewohner, anders als in diesem Film dargestellt, weitaus liebenswerter.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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