Die "The Taste"-Köche schwingen am Mittwochabend wieder die Löffel: 16 Kandidaten haben es bei der Sat.1-Kochshow in die nächste Runde geschafft. Unter ihnen ist Paradiesvogel Graciela Cucchiara. Im Interview mit unserem Portal erzählt die Italo-Argentinierin, warum sie sich für Tim Mälzer und gegen "Gaumen-Sex" mit Frank Rosin entschied.

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Frau Cucchiara, Sie sagten in der ersten Folge von "The Taste", dass Sie sich schnell verlieben, wenn Ihnen etwas gut schmeckt. Ihr Mentor Tim Mälzer ist ja ein hervorragender Koch, haben Sie sich schon in ihn verliebt?

Graciela Cucchiara: Da gibt es einen grossen Altersunterschied. Doch ich würde sagen: zum Teil ja - aber eher kulinarisch verliebt. Tim Mälzer ist auf jeden Fall mit Jamie Oliver mein Idol.

Auch die anderen drei Köche bei "The Taste", Frank Rosin, Lea Linster und Alexander Herrmann, wollten Sie in ihrem Team haben. Sie haben sich aber für Tim entschieden. Warum ist er ihr Idol?

Wir sind uns sehr ähnlich. Wir haben fast die gleiche Zunge und sind eine Bombe in der Küche. Da sind wir wie Peperoncini und Chilli. Wir lieben es zu riechen und zu schmecken. Ausserdem lieben wir die spontane Küche und Mamas Küche. Die anderen sind auch wahnsinnig gute Köche, aber wir hätten nicht die gleiche Sprache gesprochen. Zu Tim ins Team zu gehen, falls er mich wählt, diese Entscheidung stand schon vor der Show zu 100 Prozent fest.

Frank Rosin versprach Ihnen zum Beispiel aber, wenn Sie in sein Team kommen, dass sie "Gaumen-Sex" miteinander haben können. Waren die Angebote der anderen Juroren nicht verlockend?

Bei Frank im Team wäre ich verloren gewesen. Er will eher Küchenleute. Ich bin kein Koch. Alexander ist wahnsinnig intellektuell, aber ich habe Spass gesucht. Und Lea ist die Hausfrau, doch ich bin vom Charakter her eher männlich. Ich wollte jemanden, der mich pusht. In der Küche von Lea hätte ich dominiert.

Die erste Folge ist vorbei. Nun ist das Coaching dran. Was haben Sie mit Tim Mälzer gekocht?

Das Thema war Kindheitserinnerungen und wir haben deswegen etwas aus Mamas Küche gekocht – italienisch, Cannelloni.

Schlicht Cannelloni? Haben Sie nicht ein paar Extra-Raffinessen eingestreut?

Doch, doch. Natürlich, das gehört dazu. Ich habe ein wenig Pesto darüber gegeben. Aber nicht zu viel. Es musste ja auf diesen kleinen Löffel drauf.

Sie sind aber in Buenos Aires in Argentinien geboren, wieso haben Sie italienisch gekocht?

Meine Familie kommt aus Italien – meine Oma aus Le Marche und mein Opa aus Sizilien. Meine Oma hat mir im Alter von sieben Jahren kochen gelehrt.

Tim Mälzer hat in der ersten Folge zu Ihnen gesagt: "Geschmacklich war das das beste Essen – ohne Wenn und Aber." Hätten Sie gedacht, dass Sie jemals von einem Sternekoch solch ein Kompliment bekommen?

Nein, das war wie in einem Traum. Das war für mich der geilste Moment. Ich habe immer gesagt, dass es mein Ziel ist, ihn kennenzulernen. Dann stand ich mit ihm in dem Lift und konnte auch noch mit ihm scherzen.

Was unterscheidet ihr Essen im Vergleich zu dem der anderen Kandidaten?

Viele haben in der Show auch wahnsinnig gut gekocht. Aber ich wollte bescheiden bleiben, authentisch - ohne Pipapo. Das ist für die meisten sehr schwierig. Sie wollen die beste Kombination, sie wollen Vanille, sie wollen Chilli. Das möchte ich nicht.

Also sie verfahren eher nach dem Motto: Weniger ist mehr?

Nicht unbedingt, weil zum Beispiel in einem Curry gibt es mindestens zwölf bis 15 Zutaten. Das ist zwar nicht puristisch, aber authentisch.

Sie hatten eine Stunde Zeit zu kochen. Viele andere Kandidaten waren um sie herum. Wie war die Atmosphäre im Studio?

Die Atmosphäre war geil. Adrenalin pur. In der "Kochgarage" habe ich schon seit vier Jahren mit Publikum zu tun, dort sind wir auch auf einer Bühne. Du weisst nicht, wie das Publikum reagiert. Dann bist du schon geübt darin. Aber ich war nicht darauf trainiert, dazu noch von einer Moderatorin befragt zu werden. Sie interview einen beim Kochen und ich wollte mich auf mein Curry konzentrieren.

War es für Sie schwierig, das Gericht und den Geschmack auf diesen einen Löffel zu bringen?

Der Löffel, das war ein gewaltiger Stress. Normalerweise koche ich mit einer grossen Schüssel. Das kommt dann alles rein: Fleisch, Gemüse, dann gehe ich zum Kühlschrank und suche mir zusammen, ob etwas dazu passt. Die grösste Herausforderung war für mich also nicht die Improvisation, sondern der Löffel.

Der nächste Stress folgte dann gleich danach. Als Sie auf das Urteil der Juroren warteten, haben diese ihr Gericht scharf kritisiert. Doch es war nur Taktik der Köche. Jeder wollte Sie in seinem Team haben. Das wussten Sie aber nicht...

Ich dachte, jetzt gehe ich lieber nach Hause. Ich bin schon nach Köln gefahren und war mir nicht zu 100 Prozent sicher, dass ich die Jury überzeugen kann. Aber ich bin trotzdem ganz ruhig geblieben. Ich bin nicht dorthin gefahren, um zu gewinnen. Ich hatte zwei Ziele: Ich wollte Tim kennenlernen und ich wollte über die "Kochgarage" reden, weil sie ist mein Baby.

Das haben Sie hiermit geschafft. Wie war die Resonanz der Zuschauer auf ihren Auftritt bei "The Taste"?

Die Resonanz ist immer noch gut. Am Donnerstag und Freitag nach der Ausstrahlung der ersten Folge war ich sowieso komplett ausgebucht. Doch nun ist die "Kochgarage" komplett ausgebucht bis Ende Januar.

Sie sind eine Runde weiter. Was ist nun Ihr Ziel bei "The Taste"?

Ich möchte kein Star sein, ich möchte immer am Boden bleiben. Aber "The Taste" ist nicht alles, ich will beispielsweise ein Kochbuch schreiben.

Vielleicht mit Tim Mälzer zusammen?

Das wäre geil.

Und glauben Sie, dass er mitmachen würde?

Lust hat er bestimmt, aber die Zeit ist das Problem. Er ist tausendmal mehr beschäftigt als ich. Wenn ich schon mit meinem kleinen Erfolg, mit meinem Peanuts-Erfolg, fast keine Zeit habe, dann hat er gleich noch weniger.

Frau Cucchiara, vielen Dank für das Gespräch.

Die Italo-Argentinierin Graciela Cucchiara ist 56 Jahre alt und Köchin in der "Kochgarage" in München – einem Mix aus Restaurant und Kochschule. Sie ist Kandidatin bei der Kochshow "The Taste" und lebt seit 20 Jahren in Deutschland.
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