Am 6. Dezember läuft die zweite Liveshow von "The Voice of Germany" auf Sat.1. Mit dabei: die isländische "Rockelfe" Thorunn Egilsdottir. Im Interview mit unserem Portal erzählt sie, was es mit ihrem Waschbär-Look auf sich hat, wie ihr Verhältnis zu Nena ist und warum sie für ihren Auftritt am Freitag einen Elektriker braucht.
Hallo
Thorunn Egilsdottir: (lacht) Ich nehme das als Kompliment. Björk bin ich zwar nicht, aber sie hat natürlich viele isländische Sänger geprägt. Wir sind alle mit ihr gross geworden. Sie war schon ein Superstar in Island, bevor sie ein Weltstar wurde. In jedem Isländer gibt es ein Stückchen Björk.
Der Vergleich zwischen Ihnen und Björk liegt nicht nur wegen der isländischen Herkunft, sondern auch wegen Ihrer aussergewöhnlichen Stimme nahe.
Ich finde ihn super und freue mich total darüber. Das ist ein sehr schöner Spitzname, alle nennen mich jetzt so. Viele Fans beginnen ihre Briefe mit "Liebe Rockelfe".
Passt der Spitzname auch zu Ihnen?
Jetzt finde ich, dass er passt. Als ich ihn zum ersten Mal hörte, war ich überrascht. Ich sah mich eher als tollpatschigen Waschbären. Und jetzt habe ich plötzlich einen ganz edlen Namen. Auch meine Freunde finden, dass es ein geiles Image ist. Plötzlich habe ich auch noch ein Image, das muss man erst einmal verdauen.
Warum sind Sie eigentlich in der ersten Show als Waschbär verkleidet aufgetreten?
Ich sehe mich als postmoderne Frau. Wir suchen alle unseren Platz, finden ihn aber nicht. Wir wollen alle gleichberechtigt sein, sind es aber noch nicht. Von Frauen wird immer erwartet, dass sie zuvorkommend, lieb, süss, hilfsbereit und was weiss ich sind. Der Waschbär hingegen ist ein Tier, das nimmt, was es will. Das Kostüm ist einfach ein freundlicher Appell an alle Frauen: Kommt, lasst uns ein bisschen mehr Waschbär sein.
Mit dieser Forderung stossen Sie bei Nena bestimmt auf Gegenliebe. Sie haben Ihren Coach bereits ein wenig kennengelernt. Was ist sie für ein Mensch?
Nena ist eine ganz starke Frau, die mir ein grosses Stück Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gegeben hat. Sie glaubt an mich. Ich habe immer an mir gezweifelt. Ich bin zwar stark und stehe jedes Mal wieder auf, wenn ich falle. Aber jedes Mal, wenn ich wieder aufstehe, bin ich so unsicher. Nena sagte aber zu mir: "Thorunn, steh einfach zu dir selbst. Das ist nicht kompliziert."
Auf der Bühne kommt diese Unsicherheit aber nicht rüber. Können Sie das einfach ausschalten?
Ja, ich kann sie ausschalten. Es ist aber ganz tief in mir verankert und kommt immer wieder zurück. Und ich brauche dann ein Umfeld, das mich stärkt. Und Nena ist jetzt zu einer dieser Personen geworden. Das ist einfach wundervoll, weil sie einfach so gut für mich ist.
Im Fernsehen sieht man die Coachings nur auf wenige Minuten zusammengeschnitten. Wie viel Zeit hat Nena wirklich für Sie?
Wir waren ja anfangs 18 Küken in ihrem Team, Nena hat dann natürlich nicht so viel Zeit für jeden. Sie muss sich auch um ihre Sachen kümmern. Sie ist ja vor Kurzem Oma geworden. Nena nimmt sich trotzdem Zeit für einen alleine - ob das jetzt nur 15 oder 30 Minuten sind. Sie schaut in uns rein und will wissen, wer wir sind. Sie ist schon sehr neugierig.
Bei den Showdowns von "The Voice" sangen Sie den Song "Please Sister" von The Cardigans. Die Zuschauer jubelten. Was ging Ihnen auf der Bühne durch den Kopf?
Oh mein Gott! Mein ganzer Körper zitterte und glühte von innen. "Please Sister" ist ein Song über Herzschmerz und wie dich deine Schwester wieder davon kuriert. Ich dachte daran, wie mir meine zwei Schwestern immer wieder geholfen und mich aus vielen Löchern geholt haben.
Vor "Please sister" haben Sie auch schon "Kiss from a rose" von Seal gesungen. Sind Sie mit Nenas Songauswahl zufrieden?
Ich muss zugeben, dass ich anfangs schockiert war bei "Kiss from a rose". Mit zwei knallharten Typen (Nader und Tal; Anm. der Red.) dieses Lied zu singen, das passt alleine schon von der Tonart her nicht. So tief kann keine Frau singen, das ist ein Männersong. Dann war Nena aber so unglaublich cool. Sie sagte: Ich lasse dir jeglichen kreativen Spielraum. Mach doch den Song zu deinem. Das habe ich dann gemacht.
Sollten Sie nun bei "The Voice" gewinnen: In welche Musikrichtung würde Ihr erstes Album gehen?
Ich bin eher Indie/Alternative. Es gibt aber nichts Schwierigeres, als einen richtig guten Popsong zu machen. Pop kann etwas sehr Mitreissendes und Starkes sein. Deswegen würde ich gerne alternativen Pop machen. Es könnte in die Richtung CocoRosie, Björk, Feist oder Florence + the Machine gehen. Das ist genau mein Ding.
Auf welche Performance von Ihnen können sich die Zuschauer in der Liveshow am Freitag freuen?
Ich will einen visuellen Aspekt hineinbringen und ein Gesamtkunstwerk kreieren. Dafür habe ich ein spezielles Kleid. Ich darf nicht zu viel verraten. Ich singe aber den Song "Scientist" von Coldplay. Das Kleid wird den Song unterstützen, weil es zum Text passt. Für das Kleid habe ich mit zwei Designerinnen, einer Näherin und einem Elektriker zusammengearbeitet.
Einem Elektriker?
Ich brauche ihn, um darin was einzubauen. Was, verrate ich aber nicht. (lacht)
Wird der Waschbären-Look auch ein Comeback feiern?
Ja, der Waschbär ist back. Vielleicht schon am Freitag.
Frau Egilsdottir, vielen Dank für das Gespräch.
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