Das neue Vox-Format "Ready to beef!" drückt gewaltig auf die Tube und verlangt herausragenden Köchen in drei Duellen so ziemlich alles ab. In nur zehn Minuten müssen diese rund um eine Hauptzutat spektakuläre kulinarische Liaisons zaubern und damit auch noch Juror Tim Raue beeindrucken. Tim Mälzer gibt währenddessen gekonnt den launigen Entertainer.
Es ist erstaunlich, was Highend-Köche spontan in zehn Minuten in ihren Töpfen zaubern können. Bestens zu sehen war dies am Freitagabend in zwei Folgen des neuen Vox-Formats "Ready to beef!" mit den Köchen und Gastronomen
Zwei Küchenchefs, drei Kochrunden, vier Zutaten
Die Regeln der neuen Kochshow sind flott erklärt: In jeder Folge steigen zwei namhafte Küchenchefs mit jeweils zwei Gehilfen in die Küchenarena. In drei hitzigen Kochrunden wird den Teams ein Produkt vorgegeben, das sie als Hauptzutat für ihr Gericht verwenden müssen. Während die ersten zwei Runden jeweils zehn Minuten dauern, dürfen sie sich in der dritten Runde 20 Minuten "Zeit lassen", für zwei Zutaten wohlgemerkt.
Die Resultate werden im Anschluss vom einzigen Jury-Mitglied Tim Raue verkostet und beurteilt. Tim Mälzer hingegen ist während der Show ausschliesslich für das Quatschen verantwortlich, wofür er bekanntlich mit nicht wenig Talent ausgestattet ist.
Familientradition versus Berliner Hipstertum
In der ersten Folge gaben sich der Österreicher Mario Lohninger (Restaurant "Lohninger" in Frankfurt a. M.) und der Berliner Sternekoch Max Strohe (Restaurant "tulus lotrek") dem kulinarischen Wahnsinn hin. Die erste Zutat in der Kontroverse familiäre Tradition versus Berliner Hipstertum: die Lammkeule.
Natürlich konnten die zwei Teams auf einen LKW voll weiterer Zutaten zurückgreifen, und dennoch: Es war erstaunlich, welch ausgereifte Gerichte diese Küchengurus mit ihren zwei Gehilfen in lediglich 600 Sekunden zu kreieren vermochten.
Lamm-"Stir Fry" mit Sojasauce, Pflaumenwein, Reisessig und Karottensalat zauberte das Team rund um Mario Lohninger hervor, während Sternekoch Strohe der One-Man-Jury Raue ein geräuchertes Lamm-Tatar mit Sud aus Salbeizwiebeln, Chili, Sojasauce sowie Blaubeeren, Kresse und gerösteten Haselnüssen vorsetzte. Für Vergleichbares muss sich ein talentierter Hobbykoch vermutlich zwei Wochen Urlaub nehmen.
Raue tischt auf: "Ein Teller, der mich berührt"
Raue war vom Ergebnis angetan. "Der Teller duftet gewaltig. Und zwar so, als ob man durch einen eben abgebrannten Fichtenwald gehen würde, den glücklicherweise ein Lämmchen durchlief, in dessen Pfote sich noch ein paar Nüsse und Beeren verbergen. Ein Teller, der mich berührt."
Die Runde ging also an den Sternekoch. Aber nur knapp, denn auch der Teller des Österreichers begeisterte den Juror.
Trotz Zeitstress kam der Humor während dieser Kochsession alles andere als zu kurz. Wenn Mälzer die Küchenchefs nicht mit Fragen belästigte, was er häufig tat, liess er Kalauer in Serie gehen. Die Pointen adressierten dabei vorrangig seinen Kollegen Raue.
"Ich bin gezwungen, mich mit ihm zu unterhalten", jammerte Mälzer, der schliesslich die Chefs in der Küche nicht andauernd ablenken durfte. Das Schöne an diesem Abend: Anspannung und Hektik der Küchenchefs waren auch vor den TV-Geräten richtig gut zu spüren.
Es ist eigentlich verwunderlich, dass weder Lohninger noch Strohe den immer wieder lästigen Mälzer mit dem Kochlöffel bedrohten. Ein Mittelfinger war allerdings schon mal zu sehen.
Sanddorn und Aal? "Ich bin völlig ratlos"
In der zweiten Runde, die Lohninger für sich entschied, mussten die Chefs mit der Zutat "Seeigel" arbeiten. Das Gericht des Salzburgers war für Raue "absolut auf den Punkt" und "die pure Harmonie".
Im dritten und letzten Gefecht galt es, die Zutaten "Sanddorn" und "Aal" zu verwenden. "Ich bin vollkommen ratlos", so der Berliner Sternesammler. Währenddessen bekam der Finger des Österreichers die Schärfe eines Messers zu spüren und begann er zu bluten.
Wenn sich Raue den Gaumenfreuden hingab, herrschte im Publikum Totenstille. "In 20 Minuten solche Teller hinzuzaubern, ist ganz, ganz grosses Kino", so der Juror, der beide Ergebnisse exakt auf dem gleichen Level sah.
Aufgrund der Kreativität sowie der "Verwebung der Zutaten" erklärte Raue letztlich Max Strohe zum Sieger der ersten Folge von "Ready to beef!". Sein Zweierlei vom Aal mit Beeren, Ahornsirup, karamellisiertem Chicorée und Sanddorn samt frittiertem Lauch war auch optisch ausgezeichnet.
Tristan Brandt versus The Duc Ngo
Langweilig wurde es auch in der zweiten Folge von "Ready to beef!" am Freitagabend in keiner Sekunde. Im Herdplatten-und Ofensetting wurde ein weiteres Mal munter drauflos geschnippelt, gebraten, geräuchert und gekostet.
Und dieses Mal liess Tim Mälzer auch noch zwei Koryphäen gegeneinander antreten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Meisterschüler und Sternekoch Tristan Brandt (Restaurant "Opus V") aus Mannheim duellierte sich mit dem Berliner Koch-Autodidakten The Duc Ngo, dessen Kulinarik-Imperium deutschlandweit bekannt ist.
Austern und Rotschmierkäse auf einem Teller
Die zwei Meister ihres Fachs mussten in den ersten beiden Runden die Zutaten Grünkohl und Tofu sowie in der letzten Begegnung Austern und Rotschmierkäse zu kulinarischen Highlights verarbeiten.
The Duc liess sich dabei nie aus der Ruhe bringen, was Mälzer beinahe schon Sorgen machte. Er bekam ein wenig Angst, die Show könnte nicht stressig und strapaziös genug rüberkommen.
Das Duell Meisterschüler Brandt versus Autodidakt The Duc war zwar ebenso turbulent, ging aber letztlich doch eindeutig an den Sternekoch. Er zündete in der letzten Runde mit seinem Gericht, bestehend aus Austern und Rotschmierkäse und ungefähr 250 weiteren Zutaten aus dem kompletten Farbspektrum ein wahres Feuerwerk.
"Ihr habt ein vielschichtiges Tellerbild kreiert. Was mich schlussendlich überzeugt hat, war die japanische Feinsinnigkeit und das wiederkehrende Säurespiel, das mir Freude am Gaumen beschert hat", tischte Raue ausreichend Lob auf.
Fazit: Kann sich sehen lassen
"Ready to beef!" ist ein kurzweiliges, spannendes und richtig launiges Format, das Lust auf mehr macht - mehr Folgen, mehr Küchenstress zum Ankucken und mehr vom elaborierten Futter. Denn auch der Appetit wird an so einem temporeichen Abend mit den beiden Tims nicht gerade weniger.
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