Jochen Schweizer sucht unter nunmehr neun Bewerbern einen Geschäftsführer für seine Unternehmensgruppe. Dass die keine Businesspläne erstellen oder sich in klassischen Job-Interviews beweisen müssen, will der Tausendsassa so. Er schickt sie lieber auf dem afrikanischen Kontinent in einen skurrilen Abenteuerparcours. Dort lernen sie vor allem eines: Dass Jochen Schweizer grossartig ist.
Unternehmer, Investor, Extremsportler, Bungee-Pionier, Stuntman, Rekordhalter, Motivationsredner, TV-Star et cetera.
Dass die erste Folge des ProSieben-Formats "Der Traumjob – bei Jochen Schweizer" einen Fehlstart hinlegte, hat nur einen Grund: Für das korrekte Erheben und Ausweisen von Fernsehquoten hat Jochen Schweizer derzeit einfach selbst zu wenig Zeit.
Denn der Ex-"Löwe" sucht in Afrika gerade verzweifelt einen Geschäftsführer für eines seiner rund 28.500 Unternehmen. Genau darum geht’s nämlich in "Der Traumjob". Dass Schweizer, der sonst immer selbst in alle Rollen schlüpft, diese CEO-Rolle nicht übernehmen darf, schmerzt ihn sicher, ist aber im Sendungskonzept so vorgesehen.
Ein fehlender Föhn, ein spritbedürftiger Helikopter und totale Gänsehaut
Neun von den elf Bewerbern waren bis Dienstagabend noch im Rennen. Und weil der prominente Erlebnisverkäufer einst mit dem Motorrad quer durch Afrika glühte, will er diese Erfahrung auffrischen und mit seinen Bewerbern teilen.
Doch der Afrika-Trip beginnt tragisch: Der blonde Bewerber mit den langen Haaren, der ewig nervende Patrick, vermisst bald sein Heissluftgerät. "Ein Föhn wär' schon geil", merkt er knapp an. Welch glücklicher Zufall, dass dann Jochen Schweizer, der aus dem Nichts mit dem Jeep angerauscht kommt, für jede Menge heisse Luft sorgt.
Da ist er also, der Extremsport-Guru und Unternehmer-Gott mit den krassen Ideen und brachialen Anforderungen, aber gänzlich ohne Föhn, obwohl er auch solche ganz sicher irgendwo in Serie gehen lässt.
Was folgt ist die erste Aufgabe für die Bewerber: Für einen Helikopter-Flug benötigt der Überflieger an drei ganz konkreten Locations in der kenianischen Pampa Kerosin zum Nachtanken - Kerosin, das die in drei Teams aufgeteilten Bewerber dorthin mit dem Jeep bringen sollten.
Warum in Teams? "Um zu sehen, wie diese Menschen funktionieren, wie sie zusammenarbeiten", lässt uns Schweizer wissen. "Denn nur, wenn sie sich gegenseitig vertrauen, werden sie ans Ziel kommen", so der Eventverkäufer. Gänsehaut! Schweizer, der Weise.
Wichtige Qualifikation: Kompetenz in der Kerosinfassbeförderung
"Muss ein Geschäftsführer nicht können, machen wir aber trotzdem", sagt Schweizer gerne. Die Erklärung: Weil er die Menschen spüren, von einer anderen Seite kennenlernen möchte.
Businesspläne, Steuer- und Rechtsfragen? Wurscht. Von Relevanz ist in Augen Schweizers vielmehr, dass man in der Lage ist, Kerosinfässer 200 Kilometer durch den afrikanischen Busch zu transportieren. Kann man später im Leben immer wieder gut brauchen.
Der introvertierte Verkaufstrainer Daniel darf mit Schweizer an diesem Nachmittag im Helikopter fliegen. Dass der 42-jährige Bewerber das Organigramm des Schweizer-Imperiums nicht vollends verinnerlicht hat, missfällt dem Oberboss.
"Ich nehme zur Kenntnis, dass du dich nicht wirklich mit der Struktur meines Unternehmens beschäftigst hast. Ist das richtig?", fragt Schweizer mit drei erhobenen Zeigefingern. "Das ist richtig!", antwortet Daniel peinlich berührt.
Die Konversationen in den drei Teams sind währenddessen eher banaler Natur und somit nicht der Rede wert. Die Bilder der kenianischen Landschaft hingegen sehr wohl. Das findet auch Daniel ("Unfuckingfassbar!"), dem jedoch plötzlich die Tränen runterkullern.
Aber nicht der Landschaft, sondern der schweizer'schen Worte wegen. "Ich glaube, dass ihn dir ein Potenzial steckt", sagt der Oberboss nämlich zu ihm. "Das haben noch nicht viele zu mir gesagt", antwortet Daniel. Schweizer, der Motivator.
Erkenntnis: In Afrika wird man rasch zum Schweizer
Dass Schweizer ständig Dinge wie "Wenn einer 130.000 Euro verdient, muss eine Leistung dahinterstehen, weil wir sind hier nicht bei der Heilsarmee" sagt, zeigt in den Bewerberköpfen rasch erste Erfolge. "Es gibt keine unlösbaren Aufgaben. Herausforderungen sind da, um gelöst zu werden", so etwa der bereits völlig verschweizerte Bewerber Frank, der aber eben zuvor noch dafür gesorgt hatte, dass sich sein Team um gute 30 Kilometer verfährt.
Alle drei Teams schaffen es jedoch, den im Hubschrauber anfliegenden Schweizer jeweils rechtzeitig mit Kerosin zu versorgen. "Ich glaube, man könnte jetzt mit der Truppe eine coole Company schmieden", resümiert der Alleskönner trocken, während er in Gedanken bereits das Ende der globalen Klimakrise minutiös vorbereitet.
Das Nichts gehört ohnedies vielmehr gepusht
Vom Schmieden einer coolen Company konnte aber noch keine Rede sein, denn Schweizer hatte längst die nächste Aufgabe in der Pipeline. Die Bewerber mussten nun innerhalb von nur 30 Minuten ein delikates Lunch für den Neffen des amtierenden kenianischen Präsidenten und dessen weibliche Begleitung vorbereiten – inklusive Besteck, Deko, Getränke und so weiter.
"Wir haben einen Ruf zu verlieren – wir sind Jochen Schweizer. Jetzt lege ich meinen Ruf in eure Hände", warnt niemand Geringerer als der grossartige Jochen Schweizer. Bewerber Zilbear, Gastronom aus Baden-Württemberg, wittert die Chance, sich hier so richtig zu profilieren: "Meine Spezialität ist wirklich, aus Nichts etwas zu machen und es erfolgreich nach vorne zu pushen", so der 40-Jährige stolz.
Hart, aber gerecht. Streng, aber barmherzig
Dass die Bewerber in dem kleinen Kaff im kenianischen Busch weder Messer, noch Gabel finden können, lässt Jochen Schweizer natürlich nicht gelten. Wer Geschäftsführer werden will, muss innerhalb von 30 Minuten Besteck finden.
Weiss heute jedes Kind. "Gibt es keine Gabeln und Messer, oder hat ihr nur keine gefunden?", fragte Schweizer nach. Denn "geht nicht" oder "gibt’s nicht" seien für ihn "eine höchst subjektive Einschätzung, die meist nicht den Tatsachen entspricht".
Das Vorbild aller ist gerade dabei, wütend zu werden, gibt den Bewerbern dann überraschenderweise doch noch zusätzliche 15 Minuten Zeit, um das Lunch vorzubereiten. Schweizer, der Barmherzige.
Nervensäge Patrick und Plattitüden ohne Ende
Nicht ganz so barmherzig war der umtriebige Unternehmer, als es um Störenfried Patrick geht. "Er trägt zur Gruppe nichts bei, ausser Unruhe. Damit gefährdet er eigentlich das Ergebnis", so Schweizer, aus dem die Banalitäten dann nur so sprudeln: "In der Bewältigung all dieser Aufgaben lernen die Bewerber vor allem sich selbst kennen. Und das ist das grösste Glück, das man haben kann", so der Tausendsassa, während er geistig den Weltfrieden bis ins Detail konzipierte.
In jedem Fall bekamen die honorigen Gäste dann ihr dreigängiges Menü vorgesetzt, das ihnen offenbar mundet. "Aber wer hat hier wirklich abgeliefert, wer war nur Mitläufer?", will die Stimme aus dem Off dann wissen. Denn klar ist: Einer der Bewerber muss auch heute wieder raus aus der Show. Und wer entscheidet das? Richtig, Schweizer, der grosse Entscheider.
Patrick darf als Quoten-Plagegeist weiter nerven
"Einige von euch haben sich hier in Afrika gut weiterentwickelt, andere besser. Und das Bessere ist immer der Feind des Guten", so Schweizer unmittelbar vor seinem Urteil. Wobei jeder einzelne Bewerber noch die Chance bekommt, die eigene Performance zu reflektieren oder sich selbst und den grossen Schweizer zu beweihräuchern.
Am Ende musste sich der Unternehmer zwischen der bis dato völlig unauffälligen Catharina und dem verhaltensauffälligen Patrick entscheiden. Schweizer schickte die 30 Jahre alte Saarländerin und Shop-Managerin nach Hause. Keine emotionale, aber ein rationale Entscheidung. Denn Schweizer weiss natürlich, dass Problemkinder wie Patrick Quote bringen. Schweizer weiss alles.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.