Wollen Sie wissen, was man bei Jochen Schweizer so alles machen kann? Dann müssen Sie nur "Der Traumjob – bei Jochen Schweizer" gucken. Die Show ist ein TV gewordener Produkt-Flyer. Auch in der jüngsten Ausgabe, die ProSieben jetzt in Doppelfolgen sendet, müssen die Kandidaten wieder einen Haufen Abenteuerkrams erleben wollen. Immerhin sind diesmal auch Geschäftsführerqualitäten gefragt.

Christian Vock
Eine Kritik

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Man lehnt sich wahrscheinlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, dass Jochen Schweizer nicht nur wegen seines Angebots so erfolgreich ist, wie er es ist. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man bei ihm nicht besser von einer Brücke springt, als anderswo.

Ein Grossteil seines Erfolgs verdankt Jochen Schweizer sicher auch seinem Näschen (oder dem seiner Marketing-Abteilung) für eine gute Gelegenheit, sich zu präsentieren. Das fängt bei der Aussendarstellung seiner Geschichte als verwegener Abenteurer mit Selbstfindungshintergrund an und reicht bis zur Präsenz seines Unternehmens in Fernsehshows.

Bereits bei der "Höhle der Löwen" hat Schweizer das Nützliche mit dem Nützlichen verbunden: sich selbst und seine Marke einem Millionenpublikum präsentieren und en passant noch ein gutes Investment eintüten. Man kann ein Unternehmen auch wesentlich schlechter führen.

Jochen Schweizer: "Sorge für die Ursache und die Wirkung wird eintreten"

Bei "Der Traumjob – bei Jochen Schweizer" treibt Schweizer das Konzept noch auf die Spitze. Hier gibt es keine Judith Williams, Frank Thelen und Co., die ihm Bildschirmzeit und Investments streitig machen. Hier ist alles ganz alleine auf Jochen Schweizer ausgelegt: der Titel, der Hauptdarsteller, das Konzept.

Die Botschaft: Ober-Abenteurer sucht Abenteurer, der die Geschäfte seines Abenteuer-Unternehmens führt, weshalb der potenzielle Abenteuer-Geschäftsführer möglichst viele Abenteuer des Abenteuer-Unternehmens des Ober-Abenteurers erleben muss.

Der Verdacht liegt nahe, dass es gar nicht um die Suche eines Geschäftsführers, sondern um die grösstmögliche Präsentation der Abenteuer geht. Schweizer selbst würde das vermutlich abstreiten, versucht er doch immer wieder zu erklären, dass er die Bewerber nur deshalb durch sein Erlebnis-Portfolio schickt, weil ein Geschäftsführer nur das gut verkaufen kann, was er selbst erlebt hat.

Ausserdem, so die Schweizer'sche Maxime, lernt man Leute erst so richtig beim Überwinden ihrer Ängste kennen. Deshalb wird auch in den neuesten Folgen drei und vier am Dienstagabend wieder auf Kirchtürme geklettert, an der Felswand übernachtet oder auf einem Schwebebalken zwischen Gipfeln balanciert.

Damit die Bewerber das Ganze aber auch wirklich durchziehen, bestreut Schweizer die Ängste der Kandidaten mit allerlei Weisheiten oder zumindest mit Sätzen, die wie Weisheiten klingen: "Beherrsche deine Emotionen oder deine Emotionen beherrschen dich", "Im Leben geht es ganz oft darum, den ersten Schritt zu tun" oder "Sorge für die Ursache und die Wirkung wird eintreten". Klingt erstmal gut, aber auf der anderen Seite muss es ja irgendeinen Grund geben, warum Menschen Berge nicht auf einem Schwebebalken überqueren.

Trotzdem feuert Schweizer auch diesmal wieder einen Reigen von Lebensweisheiten ab, die zwar nie komplett falsch sind, aber eben jegliche menschliche Individualität plattmachen. Was für Schweizer gilt, muss auch für alle anderen Menschen gelten.

Aphrodite, Frank, Patrick und Zilbear sind raus

Auf dem Bildschirm funktioniert das wunderbar: ein charismatischer Anführer, Sprüche, die auf die Schnelle nach Erleuchtung klingen und Bilder, die das grosse Abenteuer versprechen. Befreie deinen Geist und werde auch du Teil der grossen Jochen-Schweizer-Welt!

Aber Schweizer kann nicht nur Guru, sondern auch Geschäftsmann: "Leistung wird an Ergebnissen gemessen. Alles, was zählt, ist das Ergebnis", erklärt Schweizer Bewerber Patrick nach einem Verkaufswettbewerb, bei dem Patrick als Einziger nichts verkauft hat.

In den beiden jüngsten Folgen müssen sich die Bewerber nämlich erstmals in Tätigkeiten beweisen, die zum herkömmlichen Arbeitsbereich eines Geschäftsführers gehören: Felswand-Übernachtungen verkaufen, ein Tagesevent für einen österreichischen Tourismus-Kunden auf die Beine stellen, in Thailand eine Garküche betreiben oder eine Vertical-Catwalk-Fashionshow organisieren. Ab jetzt geht es Schweizer nicht mehr nur um Ängste, sondern auch ums Geschäft.

Und da für Schweizer als Ergebnis nur Ergebnisse zählen, sortiert der Unternehmer immer weiter aus, schliesslich soll als Ergebnis ja ein Geschäftsführer oder eine Geschäftsführerin rausspringen. Rausgesprungen sind in den Folgen drei und vier erst einmal Aphrodite, Frank, Zilbear und Patrick. Sie müssen es in einem anderen Unternehmen versuchen. Oder wie es Jochen Schweizer formulieren würde: "Du kannst das Leben nur aus dem Holz schnitzen, aus dem du gemacht bist."

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