• In seinem neuesten "Traumschiff"-Einsatz muss sich Florian Silbereisen alias Max Parger wieder mit haarsträubenden Problemen herumschlagen.
  • Dazu gehören ein verlorener Impfstoff und ein Adoptionsdrama - und dann ist auch noch die "Shampoo-Mafia" hinter seinem Bruder her.
Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Man kann als "Traumschiff"-Purist immer noch darüber streiten, ob es gut ist, dass Florian Silbereisen als ungelernte Kraft nun am Steuer des ZDF-Vorzeigedampfers steht. In der Tat gibt es gute Gründe, die gegen Silbereisen sprechen – zum Beispiel seine Schauspielkünste. Aber in der Regel schaltet man das "Traumschiff" nicht ein, weil man hier Oscarverdächtiges erwartet.

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Es gibt aber auch Gründe, warum man das Thema Silbereisen nach gut einem Jahr endlich abhaken sollte. Zum einen hat uns die aktuelle Pandemie gelehrt, dass es weitaus Wichtigeres gibt als einen Schlagershow-Moderator auf der Brücke eines Heile-Welt-Fernsehdampfers; und zum anderen gibt es beim "Traumschiff" ganz andere Baustellen. Also kommen wir endlich über die Causa Silbereisen hinweg.

Abgesehen davon ist es nicht unüblich, dass es in einer TV-Reihe auch einmal einen Wechsel gibt. Zwar ist "Das Traumschiff" nicht gerade für ein Kommen und Gehen bekannt, in fast 40 Jahren trugen vor Silbereisen gerade einmal vier Hauptdarsteller die Kapitänsmütze. Aber manchmal geht eben doch einer von Bord - und damit wären wir dann auch bei der jüngsten Folge, die das ZDF am zweiten Weihnachtsfeiertag ausgestrahlt hat.

"Das Traumschiff": Alle Mann von Bord!

Denn diesmal gibt es nicht nur beim Kapitänsamt das grosse Stühlerücken, sondern auch in den Rängen darunter. Schiffsarzt Dr. Sander (Nick Wilder) will der Liebe wegen dauerhaft an Land gehen und arbeitet deshalb schon einmal seine Nachfolgerin Julia Brand (Sina Tkotsch) ein – zumindest so lange, bis er doch noch Bedenken hat.

Auch an anderer Stelle ist die Zeit des Weiterziehens gekommen. Vanessa Kranz (Julia Stinshoff) dekantiert seit zwei Jahren die Weine auf dem Schiff. Nun will die Sommelière ebenfalls der Liebe wegen die Segel streichen, um mit ihrem Verlobten in Südafrika das gemeinsame Weingut fortan im Haupterwerb zu betreiben.

Da trifft es sich gut, dass das "Traumschiff" in dieser Folge nach Kapstadt unterwegs ist. Denn zum einen spart sich Kranz damit die Anreisekosten und zum anderen reichen zwei Abgänge im Team selbst beim "Traumschiff" noch nicht als Handlung.

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Und so gibt es auf dem langen Weg zum Kap der Guten Hoffnung noch reichlich zu tun für Kapitän Parger (Silbereisen) und sein Team. Zum Beispiel den "Algorithmus der Liebe": ein Experiment, bei dem die beiden Singles Annika Keller (Sarah Elena Timpe) und Dennis Berger (Benjamin Trinks) für ein Blind Date an Board ausgewählt wurden. Wenn sich die beiden verlieben, gibt es nicht nur ein Pärchen mehr auf der Welt, sondern auch 50.000 Euro Liebeshandgeld "für ihren Weg ins Glück".

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Doch natürlich können sich die beiden anfänglich nicht ausstehen. Sie ihn, weil er rosa Hemden trägt, er sie, weil sie schräge Brillen mag. Ernsthaft. Doch während die zwei eine kleine Scharade spielen, um das Preisgeld trotzdem zu bekommen, geht eine Kiste mit einem Impfstoff verloren, die Schwester Magdalena (Marianne Sägebrecht) für Kinder in den Townships bestimmt hatte und Lea Bremer (Melodie Wakivuamina) will in Südafrika mit ihrem Vater Thomas (Dietrich Hollinderbäumer) nach ihrer leiblichen Mutter suchen.

Lass das mal den Parger machen

Weil das alles natürlich nicht reibungslos abläuft, müssen sich Parger und sein Team natürlich wieder ins Zeug legen, um alle Brandherde zu löschen. Und als ob das nicht genug Arbeit wäre, taucht mal wieder Pargers Bruder Moritz (Joko Winterscheidt) mit einem Gaga-Problem auf: "Die Shampoo-Mafia ist hinter mir her!"

Auch die anderen Geschichtchen sind nicht weniger hanebüchen und vor allem nicht hanebüchener als sonst, auch wenn es das Drehbuch beim Liebespärchen mit den Themen Rosarot und Brille ein bisschen mit unsubtiler Zweideutigkeit übertreibt.

Nicht das einzige Problem, denn wie die Passagiere bei Wellengang auf dem "Traumschiff", so schwanken auch die Dialoge in ihrer Qualität: "Männer, die Rosa tragen, sind für mich wie ein Autounfall. Es ist schrecklich, aber man muss trotzdem hinsehen", lästert Single Annika beim Check-in. Ja, manche "Traumschiff"-Dialoge sind wie ein Autounfall. Sie sind schrecklich, aber man muss trotzdem hinhören.

Manche aber nicht und an einer Stelle zeigt Drehbuchautor Jürgen Werner sogar Sinn für ganz subtilen Humor. Als Thomas Bremer beim Einchecken Stress mit seiner Adoptivtochter Lea hat, trifft er an der Rezeption auf "Linda aus Denver" (Linda Evans, bekannt aus "Der Denver-Clan") und fragt sie "Haben Sie auch Familie?", woraufhin Linda antwortet: "Familie? Ich hab nen ganzen Clan!"

Doch am Ende, als auch der letzte von zu vielen "Denver-Clan"-Witzen erzählt ist, liefert auch die 2020er-Jahresendausgabe wieder alles, was "Das Traumschiff" seit fast 40 Jahren ausmacht: absurde Geschichten, ganz viel heile Welt - und über Silbereisen wollten wir ja ohnehin nicht mehr reden.

"Das Traumschiff – Kapstadt" läuft am Samstag, 26. Dezember, um 20:15 Uhr im ZDF und ist seit 25. Dezember in der ZDF-Mediathek zu sehen.
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